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Neunte Kunst in Bewegung

Für Kinofilmproduzenten sind Comics nicht erst seit den erfolgreichen „Spiderman“-Verfilmungen eine Goldgrube. Ins „FAZ“-Feuilleton sind Comiczeichner längst vorgestoßen. Doch im Buchhandel ist das inhaltlich und stilistisch breit gefächerte Genre trotz der Blockbuster-Abenteuer der Superhelden und selbst nach den erfolgreichen Comic-Editionen von „Bild“ und „FAZ“ jenseits der Manga-Manie noch eine Nische: Sechs der zehn meistverkauften Comics 2008 sind Mangas (s. Tabelle am Schluss). Doch in das schwierige Geschäft mit der sog. Neunten Kunst kommt Bewegung.

War es bisher besonders für die kleinen Verlage schwierig, mit ihren Titeln zu den großen Filialisten vorzustoßen, öffnet zumindest Hugendubel die Tür einen Spalt breit: Vom 27. Mai bis zum 23. Juni stellen die Verlage Reprodukt, Carlsen, Edition Moderne, Edition 52 und Avant rund 150 Titel aus dem Segment der anspruchsvollen Graphic Novels in der Frankfurter Filiale (Steinweg) auf einer Wand im Treppenhaus aus; am 6. Juni folgt eine Signieraktion mit mehreren Zeichnern, darunter Flix, Mawil und Ulrich Scheel.

„Große Zeit der Mangas vorbei“

Zwar geht die Aktion zurück auf das persönliche Engagement des dortigen Hugendubel-Abteilungsleiters Wolfgang Maurer, dennoch liegt sie im Trend:

  • Nach dem Vorbild ausländischer Großverlage wie Random House, Hachette und Mondadori, die seit Jahren eine Auswahl von Graphic Novels in ihrem Programm führen, haben hierzulande mit Kiepenheuer & Witsch („Fun Home“ von Alison Bechdel), Aufbau („Das Zeichen des Widders“, Fred Vargas) und S. Fischer („Die vollständige Maus“, Art Spiegelman) auch Publikumsverlage zuletzt häufiger auf Comics gesetzt und, so die Hoffnung der Spezialisten, die Einkaufsbereitschaft der gemeinhin auf Schnelldreher geeichten und zunehmend zentral ordernden Filialisten beflügelt.
  • Auch in einer anderen Hinsicht hoffen die Comic-Verlage auf die Türöffner-Funktion der Publikumsverlage: Dass Graphic Novels bei Romanen statt Mangas platziert werden, um die gewünschte Kundschaft zu erreichen.
  • Apropos Manga: Trotz der Übermacht der japanischen Zeichner zeichnet sich eine Verschiebung ab, die die Manga-Monokultur im Buchhandel aufbrechen könnte: „Die große Zeit der Mangas ist vorüber. Dies ist unter anderem eine Folge der großen Überproduktion“, hat Steffen Volkmer, Comic-Redakteur bei Panini, schon 2008 gegenüber buchreport erklärt. Grundproblem der Manga-Verlage: Die jungen Stammleser entwachsen allmählich dem Manga-Alter, ohne dass im gleichen Maße Lesenachwuchs folgt.
  • Dass die Comic-Verlage mit allen Mitteln – Reprodukt aus Berlin bietet beispielsweise Seminare zu Graphic Novels an – den filialisierten Buchhandel erobern wollen, ist durch die Krise auf der traditionellen Vertriebsschiene bedingt: Die Umsätze der Comic-Shops sind tendenziell rückläufig; die dringend erforderlichen neuen Leser werden in den Insider-Läden nicht geködert.

Der Wettbewerb steht im Netz

Sollte der stationäre Buchhandel trotz der vergleichsweise günstigen Umstände kein Gefallen an Comics finden, droht er digital überholt zu werden. In den USA und Japan haben Verlage wie Marvel schon vor Jahren den digitalen Vertrieb eröffnet, primär um einem jungen, technikaffinen Publikum Klassiker wie „Fantastic Four“ oder „X-Men“ wieder näherzubringen. Neben Download-Portalen bieten die Verlage neuerdings auch Programme für das iPhone an. In Deutschland zögern die meisten Verlage noch, dennoch weisen Initiativen wie comicstars.de auch hierzulande in die Zukunft.

aus: buchreport.express 21/2009

Foto: Frankfurter Buchmesse

Comic-Bestseller 2008*)

  1. Kinney: Gregs Tagebuch    Baumhaus
  2. Sauer: NichtLustig 4    Carlsen
  3. Kishimoto: Naruto Bd. 28    Carlsen
  4. Kishimoto: Naruto Bd. 29    Carlsen
  5. Kishimoto: Naruto Bd. 30    Carlsen
  6. Kishimoto: Naruto Bd. 31    Carlsen
  7. Kishimoto: Naruto Bd. 32    Carlsen
  8. Stein: Fröhliche Weihnachten    Lappan
  9. Oda: One Piece 46: Abenteuer…    Carlsen
10. Stein: Schnurr… ich dich auch    Lappan

*) Die erfolgreichsten Comics im deutschen Buchhandel
Quelle: buchreport

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