Was tun, wenn das Buchgeschäft schwächelt? Vor allem die stationären Filialisten müssen sich nach einer starken Flächenexpansion im vergangenen Jahrzehnt zunehmend mit dieser Frage auseinandersetzen. Die Buchketten reagierten bisher unter anderem mit der Ausdehnung ihrer Online-Aktivitäten und der Verzahnung mit dem Filialgeschäft, wie es z.B. Weltbild unter dem Schlagwort „Multichannel“ exerziert. Im Vergleich zum Augsburger Schmalspurbuchhändler spielt bei den Filialisten mit großen Läden jenseits der 2000-qm-Marke dagegen das Thema „Flächenproduktivität“ eine noch bedeutendere Rolle.
Für ihre großzügig inszenierten Selbstbedienungswelten haben sie unterschiedliche Konzepte entwickelt: Im Zuge der Angebotserweiterung, die von klassischen buchhändlerischen Nebensortimenten wie Nonbooks und Spielen bis zu Videokonsolen und Games reicht, haben sich die Buchfilialisten nach dem „Shop-in-shop“-Modell auch Partner ins Haus geholt. Dabei scheint der Bezug zum Kernprodukt Buch aber allmählich an Bedeutung zu verlieren: Liegt es noch nahe, dass die Händler in ihren Filialen etwa für das Mediensortiment des Versenders Zweitausendeins oder auch für Musikgroßhändler Regale freiräumen, erscheinen manche Angebotserweiterungen als eher willkürlich. Thalia in Österreich etwa testet jetzt in einer der Linzer Filialen die Zusammenarbeit mit einem Reisedienstleister und jubelt: „Unsere Produkte passen hervorragend zusammen.“ Die Wahl der Branche überrascht, nicht allein weil auch Reisedienstleistungen mehr und mehr ins Internet wandern. Ob das Warenhausprinzip auf Dauer zur Profilschärfung beiträgt, dürfte ebenfalls fraglich sein. Inhabergeführte Sortimenter, die sich auf ihr Kernprodukt konzentrieren, sollten künftig werben: „Wir können nur Bücher.“
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