Als innovativer Hoffnungsträger der Branche in den Medien gefeiert und dann an der wirtschaftlichen Realität gescheitert: Die Berliner Buchhandlung Ocelot rutschte im November 2014 in die Insolvenz. Seit April steht Herbert Thurn als neuer Inhaber am Ruder. „Die Zahlen stimmen und der Leuchtturm leuchtet wieder“, zieht er nach dem Neustart eine erste Bilanz.
Um Ocelot (Foto: Stefanie Zofia Schulz) auf Touren zu bringen, hat der Buchhändler und eBuch-Geschäftsführer eine Reihe von Maßnahmen eingeleitet, die vor Ort von Leiterin Maria-Christina Piwowarski und ihrem 3-köpfigen Team festangestellter Buchhändlerinnen und Buchhändler umgesetzt wurden. Details:
- Korrekturen beim Sortiment: Um Ocelot „betriebswirtschaftlich wieder flottzumachen“ wurde das Angebot durchforstet und auf populäre Titel fokussiert, die über Barsortimente geordert werden können.
- Ankopplung an die eBuch: Thurn hat Ocelot in die buchhändlerische Genossenschaft eBuch integriert. Das Geschäft ist damit auch an das Bestell- und Einkaufssystem Anabel angekoppelt. Der „sich sehr gut anlassende“ Online-Verkauf läuft über den Digitalshop Genialokal.de.
- Neuer Service: Ocelot nimmt an dem Mobile-Payment-Projekt „NFC City Berlin“ teil, bei dem Kunden über ihr Smartphone und den jeweiligen Bezahldienst ihres Netzbetreibers bezahlen können.
„Auch das Veranstaltungsprogramm läuft sehr gut. Im Schnitt kommen bis zu 80 Gäste zu den Lesungen“, freut sich Thurn.
Wer einmal im ocelot war, weiß den Buchladen zu schätzen – da gibt es nämlich gerade nicht nur die populären Titel, sondern viele kleine Schätze. Klar bekommt man auch den neuen Franzen und Knausgård, aber auch viele Entdeckungen aus kleinen Verlagen.
Und wer einmal im ocelot war, schätzt auch den Service. Die Buchhändler_innen dort bieten eine exzellente Beratung an, sie kennen ihr Sortiment und die Programme der Verlage und sind unglaublich freundlich und zuvorkommend – was, gerade für Berlin, keine Selbstverständlichkeit ist.
Und wer einmal im ocelot war, bestellt dort auch gerne seinen Kaffee und Kuchen und liest in den ausliegenden Zeitschriften. Weil’s dort gemütlich ist und die Atmosphäre für eine Buchhandlung außerordentlich einladend.
Schön, daß es dem ocelot wieder gut geht.
Die Verpackung ist geblieben, der Inhalt provinziell. Solche Buchhandlungen sind austauschbar. Schade.
Das ist zukunftsweisende Innovation: „…und auf populäre Titel fokussiert, die über Barsortimente geordert werden können.“
Letztlich ist es ein Abbild des geistigen Zustand des ganzen Landes.
Viel Glück dem neuen Ocelot!