Vor dem Hintergrund eines noch nie dagewesenen Mangels an Arbeitskräften und Qualifikationen ist es dringend erforderlich, dafür zu sorgen, dass die Fähigkeiten der Mehrgenerationenbelegschaft optimal genutzt werden. Diese Ausgangslage formuliert die OECD-Studie „Retaining Talent at All Ages“ (englische Version). Problematisiert wird die „Instabilität“ von Arbeitsplätzen, die sich in immer kürzerer Betriebszugehörigkeit in allen Altersgruppen bemerkbar mache.
Verwiesen wird zum einen auf die Kosten der Fluktuation für Unternehmen, Arbeitnehmer und die Gesellschaft und zum anderen auf das verloren gehende Potenzial der Generation 55+, weil ältere Arbeitnehmer bei einem Wechsel oft keinen nahtlosen Übergang oder eine angemessene Anschlussbeschäftigung finden und zum Teil dem Arbeitsmarkt ganz verloren gehen,
Flexible Arbeitsgestaltung und Weiterbildung
Die 96-Seiten-Studie listet auf, welche Arbeitsbedingungen neben der Höhe des Entgelts maßgeblich Mitarbeiter bindet. Dazu gehören die Flexibilität der Arbeitszeiten und mobiles Arbeiten. Die Möglichkeit, regelmäßig zu Hause zu arbeiten, sei nach Erkenntnissen aus Großbritannien und Australien für Arbeitnehmer so viel wert wie ca. 20% des durchschnittlichen Jahresgehalts.
Insgesamt verbesserten die Flexibilitäten die Work-Life-Balance. Problematisiert wird, dass offenbar ältere Arbeitnehmer viel weniger Flexibilität am Arbeitsplatz hätten, auch angesichts des vermehrten Bedarfs, neben der Arbeit häusliche Pflege zu leisten. Angesprochen wird auch eine Alters-Diskriminierung dergestalt, dass Mitarbeitenden wegen ihres Alters der Zugang zu Schulungen verwehrt werde.
Der Weiterbildung räumt die OECD-Studie ein großes Gewicht dabei. Unternehmen aller Branchen sollten in die Entwicklung von Talenten und in die Fähigkeiten ihrer Belegschaft investieren. Eine Ungleichheiten bei Weiterbildungsmaßnahmen könnte zur Folge haben, dass ältere Arbeitnehmer häufig nicht über die richtigen Qualifikationen verfügen. Wenn die Fähigkeiten älterer Arbeitnehmer veralten und sie aus dem Erwerbsleben ausscheiden, führe sies zu geringerer Produktivität und zum Verlust von Erfahrung.
Kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) spürten häufiger einerseits einen besonderen Mangel an Arbeitskräften und verfügten andererseits nicht über die Ressourcen und Informationen, um Ausbildungsmöglichkeiten anzubieten. Sie bräuchten daher mehr Unterstützung: Die Regierungen und Sozialpartner könnten die Schaffung von Lern- und Ausbildungsnetzwerken unterstützen oder auch gezielt Gutscheine für ältere Arbeitnehmer ausgeben, um die Weiterbildungskosten pro Mitarbeiter zu senken.
Frühzeitige Gesundheitsvorsorge
Als eine Hauptursache für vorzeitiges Ausscheiden aus dem Beruf oder auch vermehrte Fehlzeiten gelten körperliche oder physische Krankheiten. Es gelte gleichermaßen Gesundheit und die Geschäftsergebnisse zu verbessern. Maßnahmen zur Verhinderung vermeidbarer Langzeitkrankheiten müssten dabei bereits im frühen Alter ansetzen. Auch in diesem Bereich benötigten KMU womöglich mehr Unterstützung.
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