Während Deutschland mit einer gewissen Spannung auf die Ergebnisse des anstehenden Corona-Gipfels am 3. März wartet, mehren sich allerorts die Stimmen, die eine schnelle Lockerung der Maßnahmen fordern. Der Einzelhandel als Ganzes sieht immer weniger ein, dass er im Vergleich zu Drogerien oder SB-Warenhäusern zurückstehen muss.
Auch die Buchbranche hat sich zuletzt auf vielerlei Wegen Gehör verschafft, u.a. mit Offenen Briefen, Klageankündigungen oder Zeitungsanzeigen. In diesem Kontext schreibt Kurt Kister in der „Süddeutschen Zeitung“ (Ausgabe vom 27. Februar, Bezahlinhalt).
Kister formuliert sein Verständnis für die verschiedenen Maßnahmen, die in den Bundesländern teilweise unterschiedlich gehandhabt werden. Allerdings kritisiert er die fehlende Logik hinter der Tatsache, dass z.B. Weinläden öffnen dürfen, doch Tabak- und Whiskey-Geschäfte nicht. Sicher gehörten Buchhandlungen in Krisenzeiten – trotz vielfacher Beschwörung als Lieferstätten „geistiger Nahrung“ – nicht zu den obersten Prioriäten einer Mehrheit von Menschen, die wohl eher die Gastronomie wieder geöffnet sehen würden.
Trotzdem fordert Kister die Öffnung der Buchhandlungen. Vor allem mit Blick auf die geringe Zahl der Läden, die es ja überhaupt gibt im Vergleich zum übrigen Einzelhandel. Als Pandemietreiber könnten diese Buchhandlungen wohl eher nicht dienen, so der Gedanke dahinter. Zumal die Hygienekonzepte sich schon im vergangenen Jahr bewährt hätten.
Die Gefahr sei aber groß, dass bei fortlaufender Schließung viele Buchhandlungen, gerade die kleinen, inhabergeführten, dauerhaft schließen müssten. Und sie seien dann dauerhaft und endgültig verschwunden. Kister: „Buchläden, zumal inhabergeführte Geschäfte, prägen die Kultur kleinerer Gemeinschaften und Lebensräume. Sie sind wichtig, weil sie nicht austauschbar sind. Meistens sind sie mehr als nur Geschäfte; es gibt Lesungen, Diskussionsabende, Buchgruppen. Viele Menschen, die einen Buchladen betreiben, tun das nicht in erster Linie, um Geld zu verdienen, sondern sie machen es, weil sie mit dem, zu dem sie sich berufen fühlen, auch Geld verdienen können.“
Gerade mit dem Blick auf den Quasi-Monopolisten Amazon sei klar: Auch die Buchkultur sei eine „verderbliche Ware“.
Hier geht es zum Artikel in der „Süddeutschen Zeitung“
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