Während der Hörbuchmarkt in Deutschland stagniert, scheint sich gesprochene Literatur in Österreich zurzeit einer wachsenden Beliebtheit zu erfreuen:
Laut Branchenmonitor Buch, einer gemeinsamen Erhebung der Branchenverbände in Deutschland, Österreich und der Schweiz, stieg der Umsatz mit Hörbüchern in der Alpenrepublik im vergangenen Jahr um 4,4 Prozent, im ersten Halbjahr 2010 bezifferte das Plus immerhin 2,2 Prozent. Die Umsätze auf dem deutschen Hörbuchmarkt sind dagegen rückläufig.
„Die Zahl der Hörbuchhörer in Österreich steigt stetig“, frohlockt der Verein Hoerspiel-Gemeinschaft. Laut Günter Rubick, Vorstandsmitglied und Inhaber der Hörbuchhandlung Audiamo in Wien, „ist in Österreich der Trend zum gesprochenen Wort klar erkennbar“.
Allerdings herrschen im Ländervergleich wie auch bei den Messeauftritten unterschiedliche Größenverhältnisse: Wurden in Österreich im ersten Halbjahr dieses Jahres rund 250000 Hörbücher mit einem Umsatz von knapp 4 Mio Euro verkauft, haben die Verlage in Deutschland im gleichen Zeitraum mit 6 Mio verkauften Exemplaren etwa 70 bis 80 Mio Euro erwirtschaftet.
„ Im Vergleich zum deutschen Hörbuchmarkt weniger dynamisch“
Entsprechend fällt auch die Einschätzung der deutschen Hörbuchverlage zurückhaltend aus:
- Der Marktführer Random House Audio hat sich in Österreich mit Kooperationen für Hörbucheditionen von Zeitschriften wie „News“ und „Woman“ engagiert. Nach Meinung von Geschäftsführer Karl-Heinz Pütz besitzt der deutsche Markt viel mehr Dynamik: „Das Feuerwerk des explosiven Hörbuchmarktes zündet in und um Wien herum halt etwas langsamer.“
- „Österreich ist für uns nicht zuletzt insofern wichtig, als dass wir eine ganze Reihe österreichischer Autoren bei uns im Programm haben“, erklärt Johannes Stricker. Der Verlagsleiter von Hörbuch Hamburg hat u.a. Daniel Glattauers Bestseller „Gut gegen Nordwind“ im Programm, den die österreichischen Hörbuchkunden im vergangenen Jahr mit dem „Buchliebling“ ausgezeichnet haben.
„Noch nicht als eigenständiges Medium anerkannt“
- Dass der österreichische Markt stark von regionalen Themen geprägt ist, bestätigt auch Hörverlag-Verkaufsleiterin Steffi Witter. Von 7000 verkauften Exemplaren der „Strudlhofstiege“, Heimito von Doderers Roman in einer ORF-Hörspielinszenierung, haben die Münchener fast die Hälfte in Österreich verkauft. Insgesamt liegt der Umsatzanteil des österreichischen Marktes bei 5 Prozent. „Es gibt noch Nachholbedarf“, meint Witter, vor allem was die Popularität anbelangt: Anders als in Deutschland sei das Hörbuch noch nicht als eigenständiges Medium anerkannt.
- Umsatzrückgänge statt Wachstum auf dem österreichischen Markt registriert Peter Bosnic, Geschäftsführer von steinbach sprechende bücher, der die aktuellen Zahlen als „saisonale Verschiebung“ wertet. Die Durchdringung des Hörbuches sei in Österreich zwar noch nicht so groß wie in Deutschland, dennoch ist er optimistisch: „Bei meinen Besuchen habe ich immer sehr engagierte Buchhändler kennengelernt.“
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