Xaver Bayer wurde für sein Buch „Geschichten mit Marianne“ (Jung und Jung) mit dem Österreichischen Buchpreis 2020 ausgezeichnet. Der Debütpreis ging an Leander Fischer für den Titel „Die Forelle“ (Wallstein Verlag).
Die Jury begründete ihre Wahl für den Erzählband wie folgt: „Ganz alltäglich und entspannt beginnen alle diese ‚Geschichten mit Marianne‘, sie beginnen beim Abwaschen oder mit einem langweiligen Nachmittag, an dem Marianne den Erzähler zu einem Ausflug einlädt. Je harmloser der Anfang, desto grausamer und grotesker der weitere Verlauf. Jede Geschichte setzt neu an und lässt eine Gewissheit des Alltags ins Bodenlose kippen, und sei es der Gang in den Keller. Der Erzähler irrt durch den schlammigen Untergrund einer Riesenstadt, tastet sich im Dunklen durch ein ominöses Schloss oder beobachtet mit Marianne ein Massaker vom Wohnzimmer aus, nachdem er ihr beim Abwasch geholfen hat. Die literarische Moderne wird in diesen Geschichten aufgerufen und souverän in unterschiedlichen Genres eingesetzt – von der Horrorgeschichte bis zur Fantasy-Szenerie. Mit bösem, oft melancholischem Witz leuchtet Xaver Bayer die Angst-Räume unserer Zeit aus, denn immer wieder versinkt sein Held im Chaos, das in leuchtenden Details erzählt wird – letztlich bleibt ihm nur die eigene Fantasie als rettender Ort. Ein brillantes, facettenreiches Nachdenken über unsere Zeit.“
Außerdem auf der Shortlist standen:
- Helena Adler – „Die Infantin trägt den Scheitel links“ (Jung und Jung)
- Monika Helfer – „Die Bagage“ (Carl Hanser)
- Karin Peschka – „Putzt euch, tanzt, lacht“ (Otto Müller Verlag)
- Cornelia Travnicek – „Feenstaub“ (Picus)
98 Titel waren für den Buchpreis eingereicht worden, 19 für den Debütpreis. 31 der 52 einreichenden Verlage stammten aus Österreich, 28 aus Deutschland und 2 aus der Schweiz. Der Österreichische Buchpreis ist mit 20.000 Euro dotiert, die vier weiteren Titel der Shortlist mit jeweils 2500 Euro.
Zur Begründung des Debütpreises an Leander Fischer für „Die Forelle“ (Wallstein Verlag) hieß es: „In seinem fast 800 Seiten starken Debütroman erweist sich Leander Fischer als äußerst wortgewaltiger Schriftsteller. Er kann sich über mehrere Seiten in kleinste Details des Fliegenfischens versenken und gleichzeitig zu sprachlichen Höhenflügen ansetzen. Fliegt er manchmal zu hoch? Doch, immer wieder. ‚Die Forelle‘ ist das genaue Gegenteil der einfachen, schmucklosen Prosa, die heute in der erzählenden Literatur vorherrscht. Und genau das macht den Reiz der Lektüre aus. Kleine Abstürze mindern die berauschende Wirkung des Romans keineswegs.“
Der Debütpreis ist mit 10.000 Euro dotiert, die 2 weiteren Titel der Shortlist mit jeweils 2500 Euro. Neben Leander Fischer standen auf der Debütpreis-Shortlist Gunther Neumann („Über allem und nichts“, Residenz) und Mercedes Spannagel („Das Palais muss brennen“, Kiepenheuer & Witsch).
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