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Offensiv für das Urheberrecht

Urheber, Verleger und Buchhändler wollen sich stärker in die Urheberrechts-Diskussion einbringen und drehen selbst am Lautstärkeregler, zeigt eine branchenweite buchreport-Umfrage zum Urheberrecht.

In der statistisch ausgewerteten Umfrage, an der sich mehr als 700 Urheber, Agenten, Verleger, Dienstleister und Buchhändler beteiligt haben, zeigt sich eine ausgeprägte, verbale Mobilisierungsbereitschaft:

  • Gut 90% sind der Ansicht, dass Kreative und Buchbranchenangehörige stärker fürs Urheberrecht auftreten und gegen Verstöße in die Offensive gehen sollten (5% nein, 4% weiß nicht/keine Antwort).
  • Das Votum gilt in dieser Größenordnung für alle Gruppen, wobei die teilnehmenden Buchhändler sogar mit 99% für eine offensivere Gangart votieren.

„Der Börsenverein und alle Kulturinteressierten sollten Sturm gegen jene laufen, die momentan versuchen, das Urheberrecht in Frage zu stellen! Es wird dingend Zeit!“, mahnt etwa Andreas Wallentin (Buchhandlung Daub, Menden).  „Um das Bewusstsein der Leser und Nutzer für das geistige Eigentum der Verfasser zu stärken, ist es dringend notwendig, dass sich die Betroffenen zu Wort melden“, kommentiert Buchhändlerin Gerburg Schaller (Lesen & Mehr in Hude).

In Verlagen wird ebenfalls Bedarf zur Wortmeldung gesehen, allerdings unter dem Eindruck der wiederholten Angriffe auf Rechteverwerter:

  • „Der Öffentlichkeit muss klar werden, dass es hier nicht um Ergebnismaximierung der ,Content-Mafia‘, sondern um Existenzen geht.“
  • „Auf jeden Fall sollten Kreative und Verlagsmitarbeiter fürs Urheberrecht Flagge zeigen. Nur so kann das Bild von der hässlichen und bösen ,Verwertungsindustrie‘, das die Gegner des Urheberrechtsschutzes malen, enttarnt werden.“

Auch das Risiko des Flaggezeigens wird angesprochen: „Die allermeisten haben zu viel Angst davor, uncool zu sein, ,Kunden‘ zu verprellen, als ,Ewiggestriger‘ oder Internethasser dazustehen.“

Organisierte Öffentlichkeitsarbeit oder Betroffenheitsauftritt?

In der statistisch ausgewerteten Umfrage, an der sich mehr als 700 Urheber, Agenten, Verleger, Dienstleister und Buchhändler beteiligt haben, zeigt sich eine ausgeprägte, verbale Mobilisierungsbereitschaft:

  • Gut 90% sind der Ansicht, dass Kreative und Buchbranchenangehörige stärker fürs Urheberrecht auftreten und gegen Verstöße in die Offensive gehen sollten (5% nein, 4% weiß nicht/keine Antwort).
  • Das Votum gilt in dieser Größenordnung für alle Gruppen, wobei die teilnehmenden Buchhändler sogar mit 99% für eine offensivere Gangart votieren.

In Kommentaren machen eine Reihe von Teilnehmern, vor allem Autoren, allerdings deutlich, dass unter „offensiv“ nicht zuallererst die Verfolgung von Urheberrechtsverstößen verstanden wird, sondern eine aktivere Diskussion. Wer soll die führen? Seit den Wellen, die Sven Regeners Wutrede geschlagen hat, ist das Bewusstsein gewachsen, dass es in der öffentlichen Diskussion nicht allein mit organisierter Öffentlichkeitsarbeit getan ist.

Gefragt nach der wirksamsten Form der Artikulation gibt es folgende Akzente:

  • Literaturagenten, Verleger und Buchhändler halten es mehrheitlich für wichtiger, dass sich Autoren und Verleger als Betroffene artikulieren.
  • Die Urheber selbst plädieren mit 55% eher für eine organisierte Öffentlichkeitsarbeit von Verbänden und ähnliche Organisationen, auch weil sie den wirkungsvollen Individualauftritt nur prominenten Autoren zutrauen.
  • 85% aller Umfrageteilnehmer bejahen zudem, die Auseinandersetzung auch und gerade in den Internetforen zu suchen, denn (wie es eine Autorin formuliert:) „man muss dahin gehen, wo es wehtut, wo die Diskussion stattfindet“.

Ein Illustrator gibt andererseits zu bedenken, dass Internetdiskussionen letztlich sinnlos seien, „da zu keinem Zeitpunkt Einigkeit über die Ernsthaftigkeit der Diskussion besteht, noch über die Zielsetzung und Motivation der Teilnehmer“. Ein Buchhändler berichtet von einem Versuch: „Man erntet leider viel Häme und Gemeinheiten. Das sorgt dann wieder zu einer Verbrüderung der Leute, die alles umsonst haben wollen, die sich dann nur noch mehr im Recht fühlen, wenn viele in dasselbe Buchhändler-und-Verleger-Bashing-Horn blasen.“

Dabei geht es nicht nur um Verteidigung des Status quo. 22% der Autoren und ein Drittel der Stimmen aus Verlagen sprechen durchaus davon, dass das Urheberrecht zu kompliziert sei und modifiziert werden müsse.

Urheber und Verwerter: Gemeinsamer Nenner gesucht

Größte Zustimmung erhält grundsätzlich die Frage, ob das Urheberrecht eine breiter angelegte Aufklärungskampagne braucht: 92%. Denn: Die Unwissenheit sei groß, die Diskussionsbeiträge im Netz lösten Grausen aus, es gebe kein Wissen und kein Unrechtsbewusstsein.

Andererseits: Die Materie ist kompliziert, in der Branche herrsche selbst viel Unwissen, „Fünf klare Regeln, die jeder nachvollziehen kann“, erscheinen da fast als frommer Wunsch.

Zumal, wenn es nicht nur um Kopiererei und Piraterie geht, sondern um die Aufdröselung der Verwertung. „Wir müssen auch in unseren eigenen Reihen für Klarheit bezüglich des Urheberrechts sorgen“, kommentiert ein Autor: „Dabei sollte auch deutlich sein, dass der Schutz der Urheber und der Schutz der Verwerter verschiedene Sachverhalte darstellt, die aber einem gemeinsamen Ziel dienen.“ Andere akzentuieren die Interessengegensätze zwischen Autoren/Urhebern und den Verlagen als Verwertern deutlich schärfer.

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