In den Sonntagsreden der Branche wird immer wieder gern die Buchpreisbindung als Segen gefeiert und vor allem beschworen, nicht daran zu rühren. Ein nützlicher Schirm, von dem mehr oder weniger alle Branchenteilnehmer profitieren können und der womöglich noch eine ganze Weile hält, solange nicht der Medienwandel oder die Neuerfindung des Buches die traditionelle Bepreisung obsolet machen. Die offene Schweizer Flanke hat die deutsche Buchpreisbindung jedenfalls nicht grundlegend erschüttert.
Die verlässliche und zuträgliche Kalkulation mit der Preisbindung hat bekanntlich den Preis, dass Werbung mit dem Euro-Etikett in der Regel nicht funktioniert, weil es zumindest für einen konkreten Titel keine preisliche Differenzierung gibt. Die sich gern als „besonders“ verstehende Branche bleibt es auch unter dem Aspekt, dass sie nicht mit Sonderangeboten und durchgestrichenen Preisen arbeiten kann und keine „Sale“-Schilder ins Fenster klebt. Wer nur an die Entwicklung des „Clubs“ denkt, der von der Preis-Leistung her mit den größten Nachlässen wirbt, ohne damit heute noch bei seinen Zielgruppen nachhaltig erfolgreich zu sein, vermisst auch nichts.
Das fehlende Preisgetrommel muss man also nicht als Manko begreifen oder als Preisbindungskehrseite diffamieren, schließlich gibt es viel mehr als in anderen Branchen so viel über interessante und wirklich laufend neue Produkte und Inhalte zu erzählen und zu bewerben. Wem dennoch der Preis als zentrales Verkaufsargument fehlt, sollte konsequenterweise den wohlfeilen Sonntagsreden widersprechen. Die Preisbindungsnadelstiche und -attacken aus der Kernbranche selbst (s. aktuell die Gutschein-Aktionen, die die Verbandsjuristen beschäftigen auf S. 16) bleiben ein sehr großes Ärgernis.
aus buchreport.express 15/2010
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