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Olaf Remmele: Für Google ist Amazon auch nur ein Webshop

Olaf Remmele: Für Google ist Amazon auch nur ein Webshop

Manchmal hat man den Eindruck, dass Verlage angesichts des Marktanteils von Amazon die Flinte allzu schnell ins Korn werfen. Sicher, an Amazon kommt niemand vorbei. Amazon ist heute die vielleicht wichtigste Plattform für Verlagsprodukte. Aber ein Monopol hat Amazon keineswegs, der Shop des Branchenriesen ist nicht die einzige Möglichkeit, etwas im Web zu verkaufen.Tatsächlich ist für viele Online-Kunden Amazon nur ein Webshop unter vielen, einer an den man sich eben gewöhnt hat, was sicher auch dem zögerlichen Aufbau von Alternativen geschuldet ist. Einfach war es aber auch für Amazon nicht, sich als Einkaufsplattform für Medienprodukte zu etablieren. In der Vergangenheit gab es eine Win/Win-Kooperation zwischen Google und Amazon. Google wollte Metadaten, Amazon die Verbindung zu potentiellen Kunden, die sich über Produkte informieren; so wurde ein gutes Ranking bei Suchanfragen für Amazon erzielt.

Aber die übliche Startseite im Browser des Kunden, ist die Google-Web¬seite und nicht Amazon. Die überwiegende Mehrzahl der Kunden sucht nach Büchern nicht gezielt auf der Plattform von Amazon, sondern nutzt dafür die Suchmaschine von Google. Von dort wird man weiter an Amazon verwiesen oder eben an andere Plattformen. Natürlich steht in den Ergebnislisten, die Google auswirft, an erster Position meist Amazon, aber auf der kaufentscheidenden ersten Seite des Suchergebnisses stehen außer Amazon immer auch andere Anbieter. Wie weit oben ein Shop auf diesen Listen geführt wird, entscheidet sich über mehrere Faktoren, wie beispielsweise durch das Google-eigene Werbesystem Adwords. In gewissen Grenzen kann ein guter Shop also durchaus seine Position im Google-Ranking beeinflussen, heute mehr denn je.

Aber man muss es eben richtig angehen. Der eigene Shop und die daran anschließenden Prozesse müssen dem Kunden mindestens das bieten, was Amazon als Maßstab gesetzt hat. Sie müssen also hinsichtlich Funktionalität, Kundenfreundlichkeit und vor allem in der Kommunikation mit dem Kunden auf digitalem Wege mithalten können – und am besten noch was oben drauf setzen, eben Mehrwerte schaffen. Dem Kunden ist es im Web zwar fast egal, wo er einkauft, aber schlechter fahren als bei Amazon will er dabei bestimmt nicht. Schranken, die man dem Onlinekäufer auferlegt – zum Beispiel Weiterleitung zu Shops Dritter, Zahlungsmittel, Brüche im Bestellprozess oder keine Statusinformation – führen direkt zur Abwanderung und Bestellung bei Amazon oder gleichwertiger Shops. Das gilt für Reisen, Kleidung und Haushaltswaren sowie andere Konsumgüter ebenso wie für das Kulturgut Buch. Damit muss sich jeder Hersteller und Händler heute auseinander setzen.

Verlage nutzen dieses Potenzial jedoch nicht. Der direkte Weg zum Kunden wird sich nicht vermeiden lassen; es darf aber auch nicht entweder nur Handel oder nur Endkunde heißen. Multichannel ist heute wichtiger denn je. Wenn es heute überhaupt einen eigenen Verlagsshop gibt, dann fristet er oft sein Dasein in einer Nische der Website, nicht im Ansatz so gut gelöst wie die Marktführer. Kein Wunder, dass die Leser dann bei den großen Handelsplattformen einkaufen. Damit reduziert sich für die Verlage jedoch die Marge und die Marktpräsenz von Amazon erhöht sich weiter. Es lohnt sich also, hier zu investieren und den eigenen Shop für Leser sichtbar zu machen. Auch sollte nicht jeder Verlag aufs Neue bei Null anfangen, sondern auf fertiggestellte Plattformen von Lösungsanbietern zurückgreifen. Das reduziert die Investitionen und ermöglicht einen schnelleren und erfolgreichen Start ins Onlinegeschäft.

Olaf Remmele ist Geschäftsführer von Rhenus Medien

Kommentare

1 Kommentar zu "Olaf Remmele: Für Google ist Amazon auch nur ein Webshop"

  1. Damit wird der Verlag übrigens zum Händler.

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