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Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis geht an Matthias Kohm und Sara-Christin Richter

Der Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Oldenburg 2022 geht in diesem Jahr an eine Illustratorin und einen Autor: Sara-Christin Richter wird für die Illustrationen zu „Annette, Querkus und die wilden Worte“ ausgezeichnet, Matthias Kohm bekommt den Preis für sein Jugendbuchdebüt „Ewig braucht doch keiner“. Richter und Kohm teilen sich damit den mit insgesamt 8.000 Euro dotierten Preis. Bekanntgegeben wurden die Preisträgerin und der Preisträger am Freitag, 18. November, im festlichen Rahmen im Alten Rathaus von Bürgermeisterin Nicole Piechotta. Der Festakt wurde moderiert von der Journalistin Ziphora Robina und musikalisch begleitet von Melina Röben.

Zuvor drei Nominierungen aus 201 Einsendungen ausgewählt

Unter 201 Einsendungen, darunter 79 verlegte Werke und 122 Manuskripte, hatte die Jury zunächst drei Nominierte ausgewählt: Neben Matthias Kohm und Sara-Christin Richter war auch Andreas Brettschneider mit seinem Jugendbuch „Auch junge Leoparden haben Flecken“ nominiert. Letztendlich entschied sich die Jury dazu, den Preis geteilt zu vergeben. „Kreative Werke miteinander zu vergleichen und zu bewerten ist im privaten Moment per Geschmacksfrage einfach und sekundenschnell gelöst, fällt aber aus möglichst objektiver Sicht einer Jury manchmal schwer. Wenn sich die herausragenden und auffällig guten Werke aber noch in unterschiedlichen Genres bewegen, scheint das Urteil einer Gewissensfrage gleichzukommen! Deshalb nehmen wir in diesem Jahr freudig die Möglichkeit war, den Preis geteilt zu verleihen“, erklärt Jurymitglied Markus Lefrançois.

Zur Preisvergabe an Sara-Christin Richter

Jurymitglied Markus Lefrançcois begründete die Preisvergabe an die 32-jährige Illustratorin und Puppenbauerin Sara-Christin Richter: „Mit viel Feingefühl wird den Figuren in ‚Annette, Querkus und die wilden Worte‘ ein Eigenleben eingehaucht, sodass die Illustrationen wie Momentaufnahmen aus dem Leben von Annette von Droste-Hülshoff wirken. Zusammen mit durchdachtem Lichteinsatz und Requisiten im Miniaturformat wird in jedem Bild eine Spannung erzeugt.“

Die Preisrede verfasste Cornelia Funke, die allerdings selbst nicht anwesend sein konnte und deren Laudatio von Bürgermeisterin Piechotta vorgetragen wurde. Von Funke stammen die Texte zu „Annette, Querkus und die wilden Worte“, zudem verbrachte Richter einige Zeit bei ihr in Malibu und Italien im Rahmen ihres „Artist in Residence“-Programms. „Saras Figuren, ihre Landschaften und all ihre inneren und äußeren Szenarien üben einen Zauber aus, der mitten ins Herz geht. Man ist zutiefst berührt und weiß sofort, dass man den Blick ihrer Figuren nie vergessen wird. Es kommen Einem viele Begriffe in den Sinn beim Versuch diese Verzauberung zu beschreiben: Poesie ganz sicherlich, aber auch Melancholie, Feinfühligkeit, Tiefe und – immer wieder – Einmaligkeit. Saras künstlerische Stimme ist absolut unverwechselbar“, so Cornelia Funke.

Über Sara-Christin Richter

Sara-Christin Richter (geboren 1990 in Leipzig) ist freiberufliche Illustratorin und Puppenbauerin. Seit ihrer Kindheit baut sie Figuren und ist stark vom Puppentheater geprägt. Das Interesse an der Figur in der Kunst hat sie durch ihr Studium der Kunstpädagogik und Kinderbuchillustration in Dresden, New York und Hamburg hinweg begleitet und findet Eingang in ihre Illustrationen.  Für die neue Dauerausstellung des Günter Grass-Hauses in Lübeck baute Richter drei Schlüsselszenen des Romans „Die Blechtrommel“ in Form von Puppendioramen. Seit Oktober 2022 hat sie einen Lehrauftrag für Puppenillustration an der HAW Hamburg.

Zum Inhalt von „Annette, Querkus und die wilden Worte“

Wald- und Wasserelf Querkus nimmt die Leserinnen und Leser mit in die wilde Welt der Worte: Auf den Spuren der Schriftstellerin Annette von Droste-Hülshoff erkunden sie die Landschaft zwischen Burg Hülshoff und Haus Rüschhaus, ihren Wohnorten im Münsterland. Dabei gibt es magische Wesen und kleine Schätze am Wegesrand zu entdecken, ebenso wie Interessantes über Natur und Alltag zu Nettes Zeit – aber auch, wie sich die Welt seither gewandelt hat.

Zur Preisvergabe an Matthias Kohm

„Matthias Kohm hat in seinem Debut mit den Mitteln der Selbstironie, scharfer Beobachtungsgabe und einer bestechend komischen Ich-Stimme einen philosophischen, rockigen und zugleich poetischen Coming of Age Roman geschaffen. Ihm gelingt ein Melodram, das mit Charme und hinreißender Komik bezaubert‚Ewig braucht keiner‘ ist ein Roman, den wir alle mehr denn je brauchen“, so die Jurorin Christine Paxmann.

Die Preisrede auf „Ewig braucht doch keiner“ hielt die Autorin Cornelia Franz: „‚Ich musste mir die Ausschreibungsbedingungen für diesen Preis noch einmal anschauen, nachdem ich das Buch gelesen hatte, weil ich es nicht so recht glauben konnte: Ein Erstlingswerk wird mit diesem Preis ausgezeichnet. Doch Matthias Kohm schreibt so souverän, so gekonnt und eigen, als hätte er sein Leben lang nichts Anderes gemacht. Die lauten und die leisen Töne, die dramatischen und die gefühlvollen, die findet man in der Geschichte des Tischlerlehrlings Meyer auf sehr besondere Weise wieder.“

Über Matthias Kohm

Matthias Kohm wurde 1959 in eine Kaufmannsfamilie hinein geboren. Nach dem Abitur wurde er zum Großhandelskaufmann ausgebildet, wechselte aber 1981 sowohl Beruf als auch Lebensmittelpunkt: Er verließ seinen Geburtsort Karlsruhe und zog nach Berlin, wo er an der Universität der Künste Klavier studierte. Sein Leben hat drei Schwerpunkte: Familie (drei Kinder, fünf Enkelkinder), Arbeit (Klavierlehrer an der Musikschule City-West in Berlin) und Schreiben (Drehbuch: „Paula und das Glück“, 1998; mehrere unveröffentlichte und ein veröffentlichter Roman).

Zum Inhalt des Jugendbuchs „Ewig braucht doch keiner“

Tischlerlehrling Meyer hat eigentlich keine Ahnung vom Schreiben und doch erzählt er uns, wie es dazu kam, dass sechs Jugendliche in einer Krebs-Reha plötzlich beschlossen, eine neue Religion zu gründen. Eine, die keine Ewigkeit verspricht, denn ewig ist ein Scheißwort, darüber waren sich alle einig. Es musste etwas her, dass ihnen die Angst vor dem kalten Grauen nimmt. Zwischen Gesundwerden und Philosophieren badet Meyer nackt im Reha-Pool, hilft Adrian beim Predigen auf S-Bahn-Sitzen, verliebt sich in Johanna und wird unfreiwillig zum Redner auf gleich zwei Beerdigungen.

Über den Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Oldenburg

Seit 1977 vergibt die Stadt Oldenburg einen Preis für herausragende literarische und künstlerische Leistungen auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendliteratur. Als Förderpreis dient er dem Ansporn und der Ermutigung von Autorinnen und Autoren beziehungsweise Illustratorinnen und Illustratoren, die ein Erstlingswerk – sei es ein bereits verlegtes Buch oder ein Manuskript – in diesem Bereich vorlegen. Durch den Preis sollen innovative Ideen eine Chance erhalten und Anreize geschaffen werden, die Werke Unbekannter in die Verlagsprogramme aufzunehmen.

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