Das Foto zeigt, v.li., Maximilian Hugendubel, Klaus Driever, Carel Halff, Nina Hugendubel und Martin Beer.
Trotz der florierenden Onlinekanäle hat die Verlagsgruppe Weltbild/DBH im abgelaufenen Geschäftsjahr insgesamt schwächer abgeschnitten als der stationäre Buchhandel im Schnitt. Die Augsburger verweisen auf hohe zukunftsweisende Investitionen – versichern aber, rechtzeitig auf den „Klimawandel im europäischen Buchmarkt“ reagiert zu haben.
Während der in Deutschland repräsentativ erhobene buchreport-Umsatztrend im stationären (Voll-)Buchhandel für 2011 ein Minus von 2,6% und für das erste Halbjahr 2012 –2,8% ausweist, verloren Weltbild und Hugendubel im Geschäftsjahr 2011/12 (1. Juli 2011 bis 30. Juni 2012) rund 4% der Erlöse: Der nicht konsolidierte Gesamtumsatz liegt bei 1,59 Mrd Euro (Grafik: Weltbild, buchreport.de).
Das Ergebnis sei durch „zukunftsorientierte Investitionen“ im Bereich E-Book, IT und Filialumbau im Vergleich zum Vorjahr belastetet worden. Nicht erwähnt werden die bis vor kurzem noch unklaren Zukunftsperspektiven – verkauft die Kirche den Konzern? (mehr in unserem Dossier) –, die das operative Geschäft womöglich ebenfalls beeinträchtigt haben.
Auch unter dem Strich müssen die Augsburger und Münchner offenbar Bescheidenheit üben. Hieß es vor einem Jahr noch, das operative Ergebnis für das GJ 2010/11 – das laut Veröffentlichung im Bundesanzeiger bei gerade einmal 34,9 Mio Euro lag – sei das beste seit fünf Jahren, wird diesmal mit Blick auf 2011/12 nur erwähnt, dass dieses positiv ausfalle.
„Klimawandel im europäischen Buchmarkt vorausgesehen“
„Wir haben den Klimawandel im europäischen Buchmarkt vorhergesehen und unsere Hausaufgaben frühzeitig gemacht. So stehen wir heute an der Spitze des Wandels zu Multichannel und E-Book“, lässt sich Weltbild-Chef Carel Halff in einer Pressemitteilung zitieren. Weltbild liege mit einem Internetanteil von 40% weit über dem Schnitt der Buchbranche. Als Onlinehändler sei Weltbild nach aktuellen GfK-Zahlen mit Ebay und Amazon einer der Top-3 Anbieter im deutschen Onlinehandel.
Die Bilanz von Weltbild / DBH im Einzelnen:
Online / E-Book:
- Im Online- und Mobile-Commerce seien im Geschäftsjahr über 1 Mio Neukunden dazugekommen.
- Der Anteil von E-Books am Online-Buchumsatz liege deutlich über 10%.
- Den E-Book-Reader 3.0 (59,99 Euro) habe man in hoher sechsstelliger Anzahl verkauft, zur Frankfurter Buchmesse solle ein neuer populärer Reader vorgestellt werden.
Umstrukturierungen:
- Der Prozess der Standortverlagerungen und Umbauten sowie Filialverkleinerungen und -schließungen ist laut DBH weitestgehend abgeschlossen. Langfristig werde sich das Filialnetz bei einem Niveau von etwa 400 Läden einpendeln.
- Ähnlich wie bei Thalia setzt man auch bei der DBH verstärkt auf kleinere Standorte, die neben den großen Flaggschiffen gut funktionierten. Die DBH verweist auf die neu gestalteten, auf 500 qm reduzierten Hugendubel-Flächen in Regensburg und den Pasing Arcaden (München), die nahezu den gleichen Umsatz wie früher auf 1500 Quadratmetern erzielt hätten.
- In Kürze eröffne Hugendubel mit dem neuen Konzept Buchhandlungen in Mainz und in Berlin Neukölln.
- Beim Restehändler Jokers sei die Zahl der Buchläden von 15 auf 30 erhöht worden. Die Marke solle ebenfalls stärker auf Multichannel getrimmt werden.
- Aktuell beschäftit die DBH 6800 Mitarbeiter, davon 2300 in Augsburg und 3500 in den Filialen.
- In Augsburg seien 450 neue Stellen geschaffen worden, vor allem in den Bereichen E-Book, IT, Logistik und Organisationsentwicklung.
Multichannel:
Halff lobt weiterhin die eigene Multichannel-Strategie, die Vernetzung von stationärem, Internet-, Katalog- und Mobilhandel. Weltbild habe bereits 100 Filialen in das neue rot-weiße Multichannelkonzept umgebaut. „Der Kunde denkt in Marken, nicht in Vertriebskanälen. Er erwartet ganz selbstverständlich, dass er uns überall erreicht: in der Stadt, im Internet und auf dem Smartphone“, erklärt Halff.
Perspektive:
Fürs laufende Jahr kündigt Weltbild die komplette Erneuerung der IT-Landschaft an, außerdem flössen Millionen in die Multichannel-Umbauten der Filialen sowie den Bau eines vollautomatischen Kistenlagers im Versand (buchreport.de berichtete).
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