Nicht nur der Fall der US-E-Book-Königin Amanda Hocking zeigt, dass der Online-Vertriebs-Pionier Amazon mit großen Schritten die verlegerischen Aktivitäten ausbaut. Auch in Deutschland ist Amazon aktiv, um Lizenzen für das eigene (auf die Übersetzung fremdsprachlicher Titel spezialisierte) Programm „Amazon Crossing“ zu kaufen. Aktuell sind Autoren von Ullstein und dtv beim Onliner hoch im Kurs.
Bereits im vergangenen Jahr sicherte sich Amazon die Weltrechte an der „Henkerstochter“-Serie von Oliver Pötzsch, der ab 2008 bei Ullstein zum Bestsellerautor avancierte. Seit Dezember 2010 verkaufte Amazon über 100.000 E-Books, außerdem ist der Titel bei Crossing als Paperback erhältlich.
Im Herbst will Houghton Mifflin Harcourt die Druckausgabe des historischen Romans als Zweitverwertung im Buchhandel vertreiben (mehr dazu im neuen buchreport.express 14/2011, der am morgigen Donnerstag, 7. April 2011, erscheint).
Auch beim Deutschen Taschenbuchverlag (dtv) hat Amazon für das eigene Imprint angeklopft: Der dtv-Bestseller „Life after Forty“ (deutscher Titel: „Ausgeliebt“) von Dora Heldt soll am 19. April als Paperback erscheinen. Im Juli soll mit Kristina Dunkers Jugendbuch „Summer Storm“ (deutsch: „Sommergewitter“) die nächste dtv-Lizenz folgen.
Über Amazon Crossing:
- Die Auswahl der Bücher für das hauseigene Crossing-Imprint soll mit Hilfe der weltweiten Auswertung von Kundendaten erfolgen, also sog. „Data Mining“: Kunden-Feedback sowie sonstigen Nutzer-Daten.
- Die Titel sollen von Amazon selbst übersetzt und über die eigene Schiene (Amazons Bücher-Shop plus Kindle-Store, also gedruckt und elektronisch) sowie „nationale und unabhängige Buchläden“ vertrieben werden.
- Gestartet ist das Programm Anfang November 2010 mit dem französischen Autor Tierno Monénembo und seinem 2008 erschienenen Werk „The King of Kahel“, dem Gewinner des französischen Literaturpreises Renaudot.
- Der Vorteil der „Crossing“-Aktion liegt auf der Hand: Amazon muss keine Verkaufsprovisionen an Dritte (Verlage) ausschütten. Und durch die Auswertung der Kundendaten dürfte Amazon das verlegerische Risiko reduzieren können.
Anders als „Crossing“ ist das 2009 gestartete Verlagsprogramm „Amazon Encore“ auf englischsprachige Debütanten fokussiert.
Kommentar hinterlassen zu "Onliner überschreitet Grenzen"