Bei einer Tagung von wissenschaftlichen Verlagen in Brüssel hat die EU-Kommissarin Neelie Kroes einmal mehr für Open Access-Publikationen geworben – und Verleger kritisiert, die sich dem Trend in den Weg stellten. Alle von der Europäischen Union geförderten Werke müssten künftig frei zugänglich ins Netz gestellt werden.
Die Tagung in Brüssel ist der Abschluss des EU-Projekts „Publishing and the Ecology of European Research (PEER)“, in dem Verlage, Autoren, Bibliotheken und Universitäten u.a. die Effekte von Open Access-Publikationen auf die bestehende Zeitschriftenwelt untersucht haben.
Kroes sagte in ihrer Rede, der effiziente Zugang zu wissenschaftlichen Informationen sei heutzutage kein Luxus, sondern ein Muss, und zwar für alle Arten von Forschung und Innovation. Anknüpfend an die im Dezember 2011 von der EU-Kommission präsentierte Open Data Strategy (hier mehr) forderte Kroes die Verlage auf, schneller entsprechende OA-Modelle anzubieten. Aktuell würden nur 20% der wissenschaftlichen Artikel frei im Netz veröffentlicht. „Das ist ein langsames Wachstum. Das ist nicht genug. Wir können es nicht akzeptieren, dass die Ergebnisse von öffentlich geförderten Forschungen nicht für die Gesellschaft zugänglich sind“, kritisierte Kroes. „Warum sind wir immer noch bei 20%, statt bei 100%?“ Kroes‘ Antwort: Viele Förderanstalten der öffentlichen Hand sowie Forschungsinstitute täten nicht genug, um den offenen Zugang zu ihren Forschungsergebnissen zu sichern. Hinzu komme, dass einige Verlage weiterhin Forscher durch restriktive Konditionen beschränkten.
Nach Einschätzung von Kroes dürften nicht nur, die Zeitschriftenartikel, sondern auch die Forschungsdaten selbst frei angeboten werden, damit Experimente beispielsweise wiederholt werden könnten.
Kroes kündigte in ihrer Rede an, dass künftig die Ergebnisse aller von der EU geförderten Forschungen per Open Access veröffentlicht werden müssten. Den Mitgliedsstaaten der EU werde man außerdem Empfehlungen für den Bereich wissenschaftlicher Veröffentlichungen an die Hand geben.
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