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»Open Access muss nicht zum Nachteil der Verlage sein«

»Open Access muss nicht zum Nachteil der Verlage sein«

Das Bundesbildungsministerium (BMBF) macht Dampf beim Thema Open Access. In einem Strategiepapier macht das BMBF Open Access zum Standard seiner Projektförderung und erhöht damit den Druck auf die Wissenschaftsverlage.

Die wesentlichen Eckpunkte des Papiers:

  • Open Access als Standard etablieren: Alle vom BMBF geförderten Forschungsergebnisse sollen frei zugänglich angeboten werden.
  • Wissenschaftsfreiheit nicht einschränken: Der neue Standard bringe keine Verpflichtung zur Publikation mit sich, betont das Ministerium. Wissenschaftler dürften immer noch frei entscheiden, ob sie ihre Forschungsergebnisse publizieren. Bei Veröffentlichung ist Open Access aber Bedingung. Auch die wirtschaftliche Nutzung, etwa über Patente, bliebe von der Klausel unberührt.
  • Verschiedene Wege eröffnen: Die Wissenschaftler können entscheiden, ob sie ihre Ergebnisse direkt frei zugänglich veröffentlichen (Goldener Weg) oder nach Ablauf einer Embargofrist (Grüner Weg). Beide Wege seien komplementär und gleichwertig.
  • Qualität sichern: Die frei zugänglichen Publikationen sollen vergleichbare Qualitätskriterien erfüllen wie traditionell veröffentlichte. Die könne mit bewährten Qualitätssicherungsmechanismen (wie die Begutachtung im Peer-Review) sichergestellt werden. Auch neue Methoden (z.B. Open Peer-Review) sollen genutzt werden.
  • Monografien sollen frei zugänglich werden: Bei der Veröffentlichung von Monografien wird Open Access besonders begrüßt.
  • Länder sollen Anreize setzen: Die Bundesländer werden aufgefordert, Anreize für Hochschulen zu setzen, um Open Access weiter zu fördern. Die Bundesländer sind bei der Verankerung von Open Access unterschiedlich weit. Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Berlin haben bereits Open Access-Strategien vorgelegt. Die Bundesregierung begrüßt diesen Schritt und ermuntert die Länder, die Maßnahmen weiter voranzutreiben. „Ziel muss es sein, dass in allem Ländern entsprechende Initiativen verankert werden und ein gemeinsames Verständnis von Bedeutung und Chancen einer verantwortungsvollen Open Access-Kultur erreicht wird.“
  • Dialogforum zu Open Access starten: Die zentralen Akteure aus der Wissenschaft sollen in einem Dialogforum zusammenkommen, um Strategien und Regeln abzustimmen und weiterzuentwickeln. Das Ziel: Die verschiedenen Ansätze von Fördermittelgebern, Wissenschaftsorganisationen und Hochschulen zu einheitlichen Rahmenbedingungen zu Open Access zusammenzuführen.
  • Post-Grand-Fund einrichten: Weil viele Forschungsergebnisse nach Ablauf der Projektlaufzeit veröffentlicht werden (und dann keine Mittel mehr zur Verfügung stehen), richtet das BMBF einen Post-Grant-Fund ein, aus dessen Topf die Veröffentlichungskosten getragen werden können.
  • Sichtbarkeit und Akzeptanz erhöhen: Um Wissenschaftler von Open Access zu überzeugen, sollen sie in einer „breit angelegten Informationskampagne“ über Akzeptanz und Möglichkeiten von Open Access informiert werden.
  • National vernetzen: Das BMBF will eine Nationale Kompetenz- und Vernetzungsstelle zu Open Access einrichten, über die sich Länder, Hochschulen und Forschungseinrichtungen vernetzen und austauschen können. Diese soll Schulungen und Fortbildungen anbieten und Wissenschaftlern beratend zur Seite stehen.
  • Open Access sichtbar machen: Besonders überzeugende, innovative Open Access-Ansätze sollen mittels eines Wettbewerb gefördert und sichtbar gemacht werden. Das BMBF will außerdem einen Open Access-Monitor einrichten, der den Stand von Open Access in Deutschland transparent machen und den weiteren Handlungsbedarf aufzeigen soll.

Bundesforschungsministerin Johanna Wanka zu dem Papier: „Wichtig ist mir, dass die Ergebnisse von Forschung, die mit Steuergeld gefördert wurde, für die Allgemeinheit unentgeltlich verfügbar werden. Wissenschaftliche Erkenntnisse können heute leichter publik gemacht werden. Die digitalen Medien ermöglichen dies und wir müssen es schaffen, dass diese Chancen stärker ergriffen werden.“

Für die Verlage müssen dies kein Nachteil, betont Wanka im Interview mit der „Welt“. „Sie können zu entscheidenden Akteuren qualitätsgesicherter Open-Access-Angebote , digitaler Analysemethoden und der Langzeitarchivierung werden.“ Im Interview mit der „Welt“ wird sie deutlicher. „Wir erwarten schon, dass die Verlage neue Geschäftsmodelle entwickeln.“

Mehr zum Thema im kommenden buchreport.express 38/2016 (hier zu bestellen).

Kommentare

1 Kommentar zu "»Open Access muss nicht zum Nachteil der Verlage sein«"

  1. Angesichts der Entwicklungen in Russland wird vielen Verlagen gar nichts anderes übrig bleiben, als auf Open Access umzustellen (jedenfalls konnte mir noch niemand sagen, wie es sonst gehen soll). Die traditionellen Geschäftsmodelle der naturwissenschaftlichen Verlage sind definitiv am Ende. Da sollte Ministerin Wanka sehen, dass bald Mittel für Druck- etc. kosten bereitstehen.

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