Für das stationäre Sortiment häufen sich die schlechten Nachrichten: Zur Jahresmitte dümpeln die Umsätze im Vorjahresvergleich tief im Minus, parallel belegen Höhenflüge der Online-Konkurrenz, dass es keine Krise des Buches gibt, sondern Verschiebungen zu Lasten des klassischen Handels. Hinzu kommen aktuelle Entwicklungen auf dem E-Book-Markt, aus denen sich dunkle Szenarien ableiten lassen. Keiner weiß, wohin die Digitalisierung die Branche tatsächlich führen wird. Unstrittig ist, dass es für den stationären Handel auf der E-Book-Bühne keine tragende Rolle gibt.
Nur ein Zusatzgeschäft oder tatsächlich eine Revolution, die in der Welt der Bücher keinen Stein auf dem anderen lässt? In der diskursbestimmenden E-Book-Debatte schlägt das Pendel zuweilen heftig aus. Bei aller Überhitzung steht fest, dass die Geschäftsgrundlagen neu bewertet werden. Der stationäre Buchhandel ist aufgefordert, perspektivisch ein neues Selbstverständnis zu finden, weil die Grenzen dessen verwischen, was man gemeinhin mit „Buch“ bezeichnet. Vor dieser Herausforderung stehen die Buchhändler aber nicht allein: Ihr müssen sich auch die Verlage stellen, die – mit Blick auf die Distribution ihrer elektronischen Inhalte – Direktvertriebsapparate aufbauen und bereits neue Möglichkeiten im Endkundengeschäft wittern.
Auf den Prüfstand kommt überdies nicht nur die tradierte Beziehung zwischen Verlag und Buchhändler. Neu zu verhandeln sind auch die Regeln im Spiel zwischen Verlagen und Autoren, denn auch die Verlage müssen ihr eigenes Selbstverständnis einer digitalisierten Buchwelt anpassen, in der neue Mitspieler mit Publikationsofferten in den E-Book-Ring steigen, die Autoren mit Markennamen nicht kalt lassen können.
aus buchreport.express 30/2010
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