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Pimp my Bible

Bunte Comic-Motive statt Schwarz-Weiß-Optik, Slangsprache statt Traditionsübersetzung. Immer mehr christliche Verlage motzen das angestaubte Image der Bibel auf und wagen sich mit kreativen bis provokanten Neuauflagen auf den Markt – „Pimp my Bible“ für die Multi- und Social-Media-Generation des 21. Jahrhunderts. Das Buch der Bücher soll so insbesondere für junge Leser attraktiver werden. Zielgruppe sind außerdem Bibelabstinente, aber auch Gemeinden, in denen wieder verstärkt Lust auf die Lektüre geweckt werden soll.

Mutiger Umgang mit der Übersetzung

Als Türöffner für einen mutigeren Umgang mit der Bibelübersetzung ist die Volxbibel gedacht. Die Version von Martin Dreyer ist der mit Sicherheit radikalste Ansatz: Der Suchtberater aus Köln und Gründer der alternativen christlichen Jugendbewegung „Jesus Freaks“ schreibt darin konsequent im Jugendslang. Als 2005 seine Übersetzung des neuen Testaments im Volxbibel-Verlag erschien, eine Ausgründung der Stiftung Christliche Medien, mussten die Herausgeber einem Sturm der Entrüstung standhalten. „Wir haben kräftig Prügel bezogen“, erinnert sich SCM-Programmleiter Hans-Werner Durau. „Das war schon ein Tabubruch.“

Ziel war es, die Bibel in eine jugendliche Sprache zu bringen und so gezielt auch
Bibelabstinente zu erreichen. Gut 160000 Bücher wurden bislang verkauft; Hans-Werner Durau berichtet von anhaltend intensiven Reaktionen aus allen gesellschaftlichen Milieus. 

Inzwischen ist aus dem Projekt eine breit vernetzte Bewegung geworden, die insbesondere im Internet agiert. Im Zentrum steht dabei das Open-Source-Projekt „Volxbibel Wiki“, über das die Volxbibel mitgestaltet werden kann. „3.0 Reloaded“, die dritte Fassung des Neuen Testaments, basiert wesentlich auf der Teilnahme von gut 1000 Usern, derzeit wird an der Fassung 4.0 gearbeitet. Auch darüber hinaus wird der Gemeinschaftsgedanke gepflegt: Mit Blog und Chat sowie zahlreichen Merchandisingartikeln, darunter Klingeltöne oder der Volxbibel-Kalender 2011.

Veränderte Lesegewohnheiten

Als komplexes Projekt gestrickt ist auch die „Basis Bibel NT“, eine Übersetzung des Neuen Testaments von der Deutschen Bibelgesellschaft. „Am Anfang des Projekts stand die überraschende Reaktion aus der Jugendarbeit, dass sich keine der vorhandenen Bibelübersetzungen für die Bibelarbeit eignet, erst recht nicht mit Bibelfremden“, erinnert sich Cheflektorin Hannelore Jahr. Einer der Gründe: Durch den verstärkten Umgang mit neuen Medien verändern sich die Lesegewohnheiten deutlich, sodass neue Wege der Bibelvermittlung, aber auch der crossmedialen Ansprache nötig sind. Die Basisbibel versteht sich nun als Übersetzung für die Menschen des 21. Jahrhunderts und ist dabei typisch für eine neue Generation an Bibelübersetzungen.

In einer Neuauflage erscheint bei Gerth Medien beispielsweise die Bibel als „packende Comic-Story“. „Gerade junge Menschen, die überhaupt keine
biblische Vorbildung besitzen, werden durch die Kombination von Comic-Zeichnungen, Dialogen und kurzen erklärenden Texten sicher eher erreicht, als durch moderne Bibelübersetzungen mit viel Text und ohne Bild“, erläutert Lektor Johannes Leuchtmann. In 21 Sprachen ist die „Graphic Bible“ bereits erschienen und hat sich weltweit 250000-mal verkauft.

Ebenfalls bei Gerth Medien erschienen ist „Anstoß – das neue Testament für Freunde des heiligen Rasens“. Eine Bibel für die Masse sollte es sein, sagt Lektor Kai Scheunemann, „mit dem Versuch, die Bildsprache und Worte von heute zu benutzen“.

An konkrete Zielgruppen richten sich auch die im Brunnen-Verlag erscheinenden „Hoffnung für alle“-Bibeln. Als „Bibel, die unsere Sprache spricht“, bezeichnet der Verlag seine Übersetzungen des Alten und Neuen Testaments. Sie unterscheiden sich jeweils in der Titelgestaltung, die sich mal an Oldtimer-Liebhaber, mal an Urlaubsreisende und jüngst auch speziell an Männer richtet.

Bibellesebuch als App

Mittendrin“ nennt der Bibellesebund sein jährlich in Kalenderform erscheinendes Bibellesebuch, das quasi als Transfer zur Bibel hin dient. Zu jedem Tag des Jahres gibt es einen Gedanken, der den Leser an eine bestimmte Stelle in der Bibel führen soll. „Die Wortwahl ist nicht theologisch, sodass es auch für Bibeleinsteiger ansprechend ist“, sagt Bibellesebund-Sprecher Benjamin Carstens. Der Kalender für 2011 soll erstmals auch als App für das iPhone erscheinen. Mit „E 100“ erscheint im November ein weiterer Versuch des Bibellesebunds, die Bibel schmackhaft zu machen. Das Buch enthält 100 ausgewählte Bibeltexte, dazu gibt es eine Karte, auf der man die gelesenen Texte ausstechen kann.

„Mit traditionellen Ansätzen können immer weniger Menschen etwas anfangen“, erklärt sich Benjamin Carstens den Trend hin zu einer neuen Generation von Bibelübersetzungen. Deswegen sollten Bibelprojekte Alltagsfragen streifen und deutlich machen, dass die Bibel etwas mit dem Leben zu tun hat. „Sie war immer ein Volksbuch“, sagt Bernhard Meuser, „deswegen müssen wir dem Ghetto der Bibel als Bildungsbürgerbuch entfliehen.“ Er sieht viele kreative neue Ansätze, darüber hinaus an der Bibel orientierte Publikationen als Appetitmacher, etwa das als Ratgeber konzipierte „biblify your life“ oder Prominentenbücher wie das von Nina Hagen. Das Aus für die klassische Bibel bedeuten die Neuauflagen für Hans-Werner Durau allerdings längst nicht. „Zwar gibt es auch in Kirchen und Gemeinden eine Entfremdung von der Bibel als verstaubtes Buch, allerdings läuft die Bibel bei uns nach wie vor gut.“

Den vollständigen Artikel lesen Sie im buchreport.spezial Religion & Theologie.

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