Unter der schönen Überschrift „Was ist nur aus Pippi Langstrumpfs Enkelin geworden?“ widmet sich die „FAZ“ der Bestsellertrilogie des verstorbenen schwedischen Thrillerautors Stieg Larsson. Die drei Bände, von denen Heyne bereits eine halbe Million Exemplare verkauft hat und deren Verfilmung gerade in Arbeit ist, seien typische Produkte der düsteren schwedischen Krimi-Literatur.
„Dieses Schweden könnte einem langsam Sorgen machen – wenn man in Rechnung stellt, was seine Schriftsteller für ein Bild des Landes zeichnen“, meint Rezensent Hannes Hintermeier. „Bei uns, verraten die Bücher, wird der Rechtsstaat mit Füßen getreten, regieren alte Nazi-Netzwerke, wird aus dem Osten Prostitution, Drogenhandel, Mafia und Kindsmissbrauch eingeschleppt; obendrein ist das Wetter schlecht, die Stimmung auch. Merkwürdigerweise nimmt das den Schweden keiner übel, im Gegenteil: Die literarische Selbstzerfleischung ist zu einem Exportartikel erster Güte geworden.“
Der Thriller-Autor Larsson halte sich mit psychologischen Feinheiten nicht auf und drücke stattdessen aufs Tempo. „Das macht er souverän, auch wenn es – vor allem im vorliegenden dritten Band – an logischen Anschlussfehlern und Konstruktionsmängeln nicht fehlt“, bemerkt Hintermeier. Mit seiner Protagonistin Lisbeth Salander habe Larsson eine Figur geschaffen, die gleichzeitig an Pippi Langstrumpf erinnere, als „tätowierte, gepiercte, metrosexuelle Nahkampflesbe, aggressiv, asozial, dabei mathematisch hochbegabt“ in jeder Hinsicht ein Gegenentwurf zu Schwedens „sozialstaatlicher Bürgerweltsfasassade“ sei.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“
Alles für die Autoren
Die „Frankfurter Rundschau“ stellt die Verlagschronik von Rowohlt vor, die anlässlich des hundertjährigen Verlagsjubiläums erschienen ist. Die Rückschau auf die bewegte Geschichte des Hauses enthalte „viele, auch persönlich-menschliche Episoden“, schildert die „FR“. Schönes Zitat aus dem Buch zum Engagement von Ernst Rowohlt für seine Autoren: „Ich habe unzählige Ehefrauen trösten müssen, ich musste insgesamt zweiunddreißigmal Trauzeuge sein, obwohl ich alles kommen sah, ich habe Scharen von Kindern, von den Kegeln ganz zu schweigen, an meiner breiten Brust miternähren müssen – alles für die Autoren.“
NACHGELESEN – Bücher in der Presse
Belletristik
Stefanie Geiger: Der Eisfürst. C.H. Beck 2008, 14,90 Euro
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“
Detlef Kuhlbrodt: Morgens leicht, später laut. Suhrkamp 2007, 7,50 Euro
„Süddeutsche Zeitung“
Klaus Theweleit porträtiert in der „FAZ“ den belgischen Faschisten Léon Degrelle, der Jonathan Littell als Vorbild für „Die Wohlgesinnten“ diente.
Sachbuch
Heinz Bude: Die Ausgeschlossenen. Das Ende vom Traum der gerechten Gesellschaft. Hanser 2008, 14,90 Euro
„Süddeutsche Zeitung“
Patrick Holford / Deborah Colson: „Optimale Gehirnernährung für Kinder”, VAK 2008, 18,95 Euro
„Bild“
Alexander Kissler: Der aufgeklärte Gott. Wie die Religion zur Vernunft kam. Pattloch 2008, 16,95 Euro
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“
Katrin Rohnstock / Ralf Pasch: Mein Leben im Schatten der Blutrache. Die Geschichte der Gülnaz Beyaz. Dtv 2008, 11,90 Euro
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“
VORAUSGESEHEN – Der Fernsehtipp
„Hallo! Lesen!“: In der einmaligen Ausgabe des Buch-Magazins stellt Moderator Andreas Korn unter anderem die Autobiografie des Schauspielers Peter Sodann vor und besucht die Bestsellerautorin Cornelia Funke in ihrer Wahlheimat Los Angeles. Sonntag um 15.30 Uhr im ZDF.
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