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Piratenfallen im Text

Das Fraunhofer Institut arbeitet mit Unterstützung der Börsenvereins-Wirtschaftstochter MVB an einer neuen Form des Kopierschutzes: E-Books sollen durch Textänderungen personalisiert werden, um im Falle einer Urheberrechtsverletzung die Quelle ausfindig zu machen. Die Literaturszene reagiert entsetzt. 
Das Institut arbeitet an einer Weiterentwicklung des „digitales Wasserzeichens“. Das Projekt trägt den Namen „Sichere Dokumente durch individuelle Markierung“ – kurz SiDiM. Das Konzept: Durch sichtbare und unsichtbare Markierungen am Text sollen einzelne Kopien voneinander unterschieden werden können, heißt es auf der Seite des Instituts. Taucht ein Text dann auf Piratenseiten auf – könnte das Institut zurückverfolgen, wer den ursprünglichen Text verbreitet hat. Das Ziel: Die Nutzer abschrecken und Piraterie vermeiden bzw. verfolgen.
Geplant sind u.a. verschiedene Silbentrennungen aber auch Eingriffe in den Text selbst. So werden etwa Verneinungen modifiziert (aus „nicht konstant“ wird „unkonstant“) oder die Reihenfolge von Aufzählungen verändert („Hexenkessel von Kriegen, Gewalt und Verbrechen“ bzw. „Hexenkessel von Gewalt, Verbrechen und Kriegen“). Wie störend diese und ähnliche Änderungen aus Sicht der Branche sind, will das Institut mittels einer Umfrage ermitteln.
Ein Aufschrei aus der Literaturszene ließ nicht lange auf sich warten, berichtet Johannes Haupt auf „lesen.net: Eine Autorin warnt davor, sprachliche Eleganz könnte verloren gehen; aus Sicht eines Bloggers zeigt die Idee, wie wenig Respekt, die Verlagen der Leistung der Lektoren und Autoren entgegenbrächten. Und auch AKEP-Sprecher Steffen Meier hat „ein ungutes Gefühl“.
Mehr zum Thema lesen Sie auf lesen.net und auf meier-meint.de.

Kommentare

13 Kommentare zu "Piratenfallen im Text"

  1. DARUM sollte sich der Börsenverein kümmern:

    „…Ich will, wenn ich Empfehlungen für Bücher in einer Buchhandlung
    bekomme, die Bücher dort gleich kaufen und bezahlen, und die
    Buchhandlung soll einen Anteil an dem E-Book-Preis bekommen. … Und ich will
    nicht erst stundenlang kopieren/konvertieren oder DRM-Titel in Adobe
    aufbasteln – einmal und nie wieder….“

  2. Spiritus Sanktus | 14. Juni 2013 um 1:56 | Antworten

    Kindisch!! Beweist doch endlich erstmal wie hoch der Schaden durch sog. Piraterie ist! (Alleine schon die Verwendung eines derart daneben liegenden Begriffes lässt Rückschlusse auf den Geisteszustand der …). Sicherlich im nicht messbaren Bereich bei E-Books!!

    • So daneben liegt der Begriff nicht, immerhin bezeichnen sich viele Piraten, als Partei z. B., selbst als solche. Bemerkenswert, wie da eine Bezeichnung für Verbrecher (auch) ins Positive gewendet wurde (und man muss wohl früher oder später auch mit einer Mafia-Partei, einer Steuerhinterzieher-Partei u. ä. rechnen). Was wäre Ihnen denn lieber? Abstauber? Hehler? Parasiten?

      Was die Schäden angeht, muss man differenzieren: Im Fachbuchbereich lassen sie sich eindeutig nachweisen, in der Belletristik ist die Lage diffuser. Für die Details verweise ich einmal mehr auf http://abuse-search.com/ – Wenn Sie die Zahlen widerlegen können, wäre das sehr interessant, aber dann bitte empirisch, mit Daten, und nicht nur überheblich dahergesagt. Glauben ist nicht Wissen.

  3. ROFL!

  4. Nackte Angst geht um. Aber so wird es nichts, so verabschieden sich Leser und Autoren. Es zeigt sich, ob wirklich Inhalt und Qualität zählen und bezaht werden – oder ob „Buchkultur“ nur vom Quasi-Monopol lebte.

  5. Buchbetreuuerin | 13. Juni 2013 um 17:12 | Antworten

    Genauso gut könnte man das in der Musikindustrie machen – wie wäre es denn, wenn man der Piraterie vorbeugt, indem man dort einfach falsche und schräge Töne in ein Musikstück einbaut! Macht doch nix – die Hörer sind sicher genauso doof wie die Leser von E-Books! Wen stört schon noch das bisschen Urheberrechtsschutz? Da kann man doch beliebig dran herummanipulieren.

  6. Das ist ja mal eine VÖLLIG neue Idee!

    Es denkt aber jetzt nicht wirklich irgend jemand, dass das etwas bringt? Durch den Abgleich zweier Texte ist das System zur Gänze ausgehebelt, ich würde auch zu gerne wissen, wie das mit dem hin- und herkonvertieren mit Calibre nebst Addon ist, ich könnte wetten, dass spätestens da Schluss mit Nachvollziehbarkeit ist.

    Anstatt mit der Hälfte an Geld und der Hälte an Gehirnschmalz an einer sauberen Lösung für Kunden zu arbeiten, wird wieder einmal blanker Aktionismus und weitere Unsicherheiten im deutschsprachigem Raum zum Thema Ebooks getrieben. Dieses Thema ist hierzulande inzwischen derart negativ behaftet, dass die Verantwortlichen wirklich viel tun müssen, um den Kunden dahin zu bringen, wo sie ihn gerne hätten, nämlich zum Bezahlvorgang am Warenkorb.

    Aber das Einzige, was alle können ist: Rechtsunsicherheit schaffen, unnötige Hürden einbauen, jeden Kunden unter Generalverdacht stellen und interessierte Kunden bis aufs Mark verunsichern. Mit jeder dieser „Maßnahmen“ wird die dunkle Seite stärker….selten soviel Inkompetenz über langem Zeitraum gesehen.

  7. „Der Staub den er aufwirbelte, ließ ihn nicht sichtbar aus der Stadt verschwinden.“ – Das Ding wird offensichtlich von Leuten gemacht, die noch nicht einmal die einfachsten Kommaregeln beherrschen.

  8. Wehe, du vergisst dein Pad irgendwo, und jemand postet dann deine Bücher! Vorsicht Buch!

  9. Hatte ich bis vor Kurzem noch Restsympatie für den BV bzw. die MVB, so dürfte die nun verbraucht sein. Es fällt mir schwer, keine Äüsserungen zu machen, die man als Verbalinjurie betrachten könnte. Diese Idee stellt momentan einen Höhepunkt der digitalen „Kompetenz“ der MVB dar. Im Detail:
    Es gibt das Wasserzeichen. Welchen Unterschied macht eine Textmarkierung zu einem Wasserzeichen, denn letztere sollten ja schon eindeutig sein?
    Schon in der Diskussion: die Textveränderungen – Fragen der Zitierbarkeit bzw. Eingriffe in die Arbeit des Autors bleiben nicht ohne Folgen, negative versteht sich.
    Dann gibt es diese Technik bereits. Spammer benutzen Tools um Text für Google zu Verändern, um so dem Dublettenfilter zu entgehen (z.B. mal nach SpinBot googeln). Diese Tools machen exakt das, was hier angedacht wurde (sofern man hier von Nachdenken sprechen kann).
    Was passiert mit einem Nutzer, der sein Kindle verliert, dem es gestohlen wird, oder dessen Festplatte jemandem Falschen in die Hände fällt? Muss man jetzt den Verlust derartiger Geräte bei der Polizei melden? Bekommt man sonst Ärger, wenn die geklauten Files in Umlauf kommen?
    Wer betreibt eigentlich dann welchen Aufwand um die Datenbanken zu verwalten, wo die Daten (auf die individuellen Nutzer bezogen) angespeichert sind? Ist das nicht schon eine Empfehlung für den Big Brother Award? Kann man das kostenkünstig an die NSA auslagern, so als Teilaufgabe von PRISM?
    Was passiert mit jenen Büchern die man Online ausleihen kann (man hört ja, dass sich Piraten dort bedienen)?

    Was die MVB da plant, ist ein Affront gegen die ehrlichen Nutzer und gegen die Autoren, deren Werke dann in tausendfacher Version existieren werden. Die Piraten werden darüber lachen, vermute ich mal. Das Ganze ist ein Beispiel für mangelnde technische Kompetenz, fehlendes Kundenverständnis und obendrein eine Verschwendung von Steuergeldern und ggf. Mitgleidsbeiträgen des Börsenvereins (kostenlos wird das wohl kaum sein). Die MVB und der BV sollten sich echt schämen, so etwas in die Öffentlichkeit zu lassen. Wie lange wollen sich Buchhändler, Autoren und Verlage noch ansehen, was ihre Standesvertretung so produziert? Ich würde personelle Konsequenzen bei den Auftraggebern der MVB fordern.

  10. solange man anonym E-Books online kaufen kann, bringen
    Wasserzeichen rein Garnichts.

  11. Sorry, aber das ist nur Geldschneiderei. Käufer (legal) und Uploader (illegal) sind doch unterschiedliche Personen – oft mit mehreren Zwischenkontakten. Was soll das bringen … außer Fördermitteln?

    Trotzdem – unbestritten – haben individuell und zufällig veränderte Texte durchaus ihren Unterhaltungswert – keine Frage!

  12. Es geht auch die Zitierbarkeit komplett verloren. Für wissenschaftliche Arbeiten ist das der Tot. Wenn ein Zitat nicht mehr nachvollziehbar ist, weil jemand anderes eine andere Kopie hat, geht die Grundlage der wissenschaftlichen Arbeit verloren!

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