Verlagsvertreter werden jetzt häufiger Gesprächspartner antreffen, die ihre Arme vor der Brust verschränken, denn sofern sich buchhändlerische Stimmung und Strategie körpersprachlich ausdrücken, ist Defensive angesagt. Darauf deutet zumindest hin, was Sortimenter in einer aktuellen buchreport-Umfrage als Haltung zur kommenden Buchhandelssaison zu Protokoll gegeben haben:
- Die Händler wollen weniger einkaufen, stärker selektieren und dem nachdrücklichen Werben der Vertreter für einzelne, vorab aussortierte Titel weniger oft nachgeben.
- Denn: Unter dem Eindruck der enttäuschenden Umsatzentwicklung des vergangenen Jahres und des zähen Weihnachtsgeschäftes stehen alle Sortimente auf den Prüfstand.
- Die grundsätzliche Defensivhaltung zieht sich durch alle thematischen Warengruppen.
Auf die noch relativ größte Aufgeschlossenheit kann der Außendienst von Kinder- und Jugendbuchverlagen hoffen. Die schlechteste Ausgangslage haben dagegen Fachbuch-Anbieter, die auf dem stationären Vertriebsweg zuletzt immer mehr Boden verloren haben.
Die Lücken rückläufiger Buchumsätze und des verschlankten Lektüreangebots können die Nonbooks schließen, glaubt die Mehrheit der Sortimenter. Anbieter geeigneter Zusatzsortimente werden im Buchhandel mit offenen Armen empfangen.
Mehr zum Thema im buchreport.express 3/2011.
@Peter Kern: recht hast Du. Meiner Kollegin sprichst Du aus der Seele. Aber wenn wir Buchhändler sein wollen, dann können wir das. Wer Hummeldumm will, kriegt es und wer nach guten Büchern fragt, bekommt auch die. Ich darf über mein Sortiment entscheiden und so sind auch meine Lieblingsbücher für besondere Kunden vorrätig. Doch wir können nicht verlangen uns unsere Kunden auszusuchen, sonst müssen alle literarischen Buchhändler neben das Germanistik Seminar ziehen und der Rest betreut die anderen Leser.
Ich wünsche Dir viele tolle Veraufsgespräche mit überraschend interessierten Kunden.
Das ist nichts Neues,das ist jedes Jahr so – seit Jahren.Probleme haben die im Angebot immer mehr identischen Ketten und die profillosen mittelgroßen Buchhandlungen, weil sich ihr Angebot nicht von anderen unterscheidet.Es gibt eine tatsächlich wachsende Anzahl von Buchhandlungen, die mit einem klaren Profil rentabel und für die Inhaber oder Mitarbeiter persönlich befriedigend arbeiten. Und gegen Papeterie oder Geschenke ist prinzipiell kaum etwas einzuwenden, das brauchen wir doch alle.Aber auch da gibt es massive Qualitätsunterschiede und das ist auch hier der Punkt.Die berühmte „Goldene Nase“ verdienen wir alle damit nicht, aber wer das möchte, ist hier sowie so in der falschen Branche.
Es wird also immer mehr Tchibo-Buchhandlungen geben. Neben Plüschtieren und Geschenkpapier kann der Kunde dann auch noch mal ein Buch kaufen.
Da ich selbst auch im Buchhandel arbeite, frage ich mich, wann die Buchhändler endlich wieder Buchhändler werden, und keine Vertriebler für Bestseller-Listen. Klar braucht man diese Bücher auch, aber ich wünsche mir klar mehr Literaturwissen und mehr Literatur in den Regalen. Hummeldumm zum Trotz.
Peter Kern