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Poledance, Autos, Sammeln und Bahnfahren

Teresa Präauer, Neil Young, Helmut Krausser und Thees Uhlmann erzählen in der Oktober-Ausgabe des „Rolling Stone“ von persönlichen Leidenschaften. Dabei könnten die Betrachtungen menschlicher Tätigkeiten unterschiedlicher nicht sein. Die Einblicke der Autoren verdichten sich dabei zu Leseproben ihres Schreibens.

So vergleicht Teresa Präauer, deren Buch „Johnny und Jean“ im Wallstein Verlag erschienen ist, das Aufwärmen an der Pole-Stange mit den Vorbereitungen auf eine Polarexpedition. Sowieso erkennt sie Parallelen zwischen den Enden der Stangen und denen der Weltkugel. „Und was zwischen Oben und Unten, zwischen Himmel und Hölle sich finden kann in einem Leben, hält sich daran fest, hängt, stößt sich ab, schlägt an, grätscht, greift um, rutscht ab, klettert wieder hoch.“ Der knallharte Sport offenbart für sie auch Einblicke in andere Lebenswelten: „Bei monatelangem Training sieht man aber auch Dinge, die man sonst nicht sehen würde: farbenfrohe Ganzkörpertattoos, implantierte Strass-Steinchen, wollene Legwarmers, Unterhosen mit der rückwärtigen Aufschrift „Bunga Bunga“. Man riecht ziemlich blumige Deos und lutscht ziemlich viel Traubenzucker.“

Bei Neil Young steht dagegen ein 1959er Lincoln Continental Mark V Cabrio im Fokus. Das Auto beeindruckt ihn nicht nur durch seine Ästhetik: „Es hatte eine imposante Linienführung und ein wirklich wohldurchdacht angeordnetes Armaturenbrett mit allen Instrumenten (…). Das Lenkrad war großartig modelliert, in einem wunderbaren alten Elfenbeinton mit einem aparten Chromring und einem schönen Lincoln- Emblem auf schwarzem Grund in der Mitte. Das Auto war ein Kunstwerk.“ Das Auto „löste ein Gefühl in mir aus“. So berichtet Young auch davon, wie das Auto an seiner Komposition des Soundtracks zu Jim Jarmuschs „Dead Man“ beteiligt war. Ganz seiner Leidenschaft verschrieben hat sich Neil Young wohl auch in seiner neuen „AUTO-Biografie“, in der er in Erinnerungen an die Autos, die er im Laufe seines Lebens fuhr schwelgt. Der Titel erscheint am 8. Oktober im Verlag Kiepenheuer & Witsch.

Helmut Krausser erzählt von einem nicht näher spezifizierten „Emm“, der Fingernägel und Haare, Tränen und seinen Samen sammelt. „Dieser Mensch Emm sammelte sich selbst.“ Die Sammelleidenschaft scheint den Autor zu faszinieren, ob er die Leidenschaft teilt, bleibt jedoch im Dunkeln. Kraussers aktuelles Werk „Alles ist gut“ erscheint im Berlin Verlag.

Thees Uhlmann schließlich schreibt eine Hymne auf das Bahnfahren und ruft es zum „Schönsten auf der ganzen Welt“ aus. Verspätungen, Klimaanlagenausfälle und sonstige Bahn-Katastrophen möchte er ausgesperrt wissen und widmet sich vorbeiziehenden Städten, Landschaften und Gedanken. „Ein ICE, der mit Tempo 280 durch die Kasseler Berge schneidet, ist meine Festung der Einsamkeit, meine frei gewählte Gefängniszelle. Ich kann nicht raus und niemand kann rein. Das ist mein Home Place.“ Uhlmanns erster Roman „Sophia, der Tod und ich“ liegt bei Kiepenheuer & Witsch vor.

Nachzulesen ist der Artikel im aktuellen „Rolling Stone“ Oktober S. 56-61.

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