Wie virtuos können Buchverlage auf der Klaviatur der Politereignisse und Skandale spielen? Die Frage stellt sich akut in Frankreich nach den jüngsten Entwicklungen in der Affäre rund um die Vergewaltigungsvorwürfe gegen Dominique Strauss-Kahn: Kehrt der frühere Chef des Internationalen Währungsfonds als Präsidentschaftskandidat auf die politische Bühne zurück, weil die Indizienkette der New Yorker Staatsanwaltschaft bröckelt? Die Frage sorgt nicht nur im Élysée-Palast für Nervosität, auch in den Buchverlagshäusern wächst die Unruhe, weil fest eingeplante Titel zu „DSK“ umgeschrieben oder ganz aus dem Programm genommen werden müssen.
Besonders im Wettbewerb mit der tages- oder wochenaktuellen Presse zeigen sich aktuell die Defizite der Bücherhäuser, deren Titel zu aktuellen Themen je nach Nachrichtenlage schon kurz nach Erscheinen veraltet sein können. Die Verlage reagieren unterschiedlich auf den Aktualitätsdruck, berichtet das Branchenmagazin „Livres Hebdo“:
- Bei Cherche-Midi wurde das für Juli geplante Buch „Chroniques d’une exécution annoncée“ von Ivan Levaï auf den 8. September verschoben.
- Bei Max Milo liegt das Manuskript zu „Docteur Strauss et Mister Khan“ von Philippe Martinat ganz auf Eis, um zunächst aus der Distanz heraus die politischen Auswirkungen der Affäre analysieren zu können.
Andere Verlage bringen ihre Titel unter dem hohen Aktualitätsdruck auf den Markt, um in Nachauflagen Ergänzungen und Modifikationen einzufügen.
Wie Verlage hierzulande mit ihren Büchern auf aktuelle Ereignisse reagieren und wie erfolgreich solche Publikationen sind, ist im buchreport.express 27/2011 nachzulesen.
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