Ein Aufschrei ist durch britische Medien gegangen, nachdem das Online-Magazin „The Kernel“ entdeckt hat, dass WH Smith in seinem Shop neben Kinderbüchern pornografische E-Books angezeigt hatte. Der Medienhändler hat bereits reagiert – mit drastischen Maßnahmen.
Wie „The Kernel“ und später auch britische Boulevardblätter wie „Mail on Sunday“ berichten, tauchten pornografische E-Books mit Vergewaltigungen, Inzest und sonstiger Gewalt neben dem Kinderbuch-Segment auf whsmith.co.uk auf, wenn der Nutzer beispielsweise das Stichwort „Daddy“ eingegeben hatte. Der britische Medienhändler bereinigt zurzeit seinen Katalog und hat in diesem Zuge seine komplette Internetseite offline geschaltet.
„Das ist ein branchenweites Problem, das all jene Händler betrifft, die Selfpublishing-Titel vertreiben“, heißt es in einem Statement von WH Smith. Aufgrund der Masse seien offenbar einige Titel durch das Raster gefallen. Die Internetseite werde erst dann wieder online sein, wenn man sicher sein könne, dass alle Werke von Selfpublishern entfernt wurden. In einem weiteren Schritt sollen die anstößigen Titel unter den SP-Büchern herausgefiltert werden.
WH Smith bezieht sein E-Book-Portfolio, wie berichtet, über die Plattform von Kobo. Der E-Book-Spezialist erklärte in einem Statement, dass eine Gruppe von Autoren und Verlagen die Richtlinien der Plattform verletzt habe. Man werde den Katalog überprüfen und Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass dies in Zukunft nicht mehr vorkommen könne. In diesem Zuge habe man einige Titel von der Plattform entfernt, diese sollten aber in ein bis zwei Wochen wieder verfügbar sein.
Britische Medien werfen auch Waterstones, Barnes & Noble und amazon.co.uk vor, pornografische Titel angezeigt zu haben. Die Händler streiten dies aber ab. Waterstones etwa erklärte, dass man generell keine Selfpublishing-Titel verkaufe.
„Drakonische Maßnahmen gegen zehntausende Autoren“
Betroffene Selfpublisher werfen Kobo und WH Smith Zensur vor. Ihren Berichten zufolge wurden nicht nur erotische Werke aus den Katalogen entfernt, sondern auch zahlreiche weitere Titel von Selfpublishern sowie Kleinverlagen anderer Genres.
„Das sind ziemlich drakonische Maßnahmen, die zehntausende Autoren betreffen, die nicht gegen die Richtlinien verstoßen haben“, kritisiert der Autor David Gaughran in seinem Blog. „Wenn alle Händler im Gleichschritt auf die Panikmache eines Boulevardblattes reagieren, dann ist das eine Form von Quasi-Zensur.“
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