Der bevorstehende Börsengang des Internetnetzwerks Facebook schiebt eine Bugwelle mehr oder weniger erhellender Presseberichte vor sich her. Einen gewissen Höhepunkt markiert eine Meldung, die am Wochenende die Runde machte: US-Wissenschaftler wollen herausgefunden haben, dass die Selbstdarstellungsseite auf das menschliche Gehirn „fast so gut wie Sex wirkt“. Klingt nach einem dümmlichen PR-Gag. Einem aus Sicht des Buchhandels doppelt ärgerlichen zumal, da das Medium Buch mit Facebook und Co. bekanntlich um das knappe Zeitbudget der Konsumenten konkurriert. Wenn es sich aber um eine seriöse wissenschaftliche Entdeckung handelt, sollten bei Aktienkäufern alle Alarmglocken schrillen. Zur Erinnerung: Die Aktie der Beate Uhse AG stürzte um die Jahrtausendwende nach hoffnungsvollem Start ins Bodenlose.
Gabriel: Getwittert
Apropos Neue Medien: Wie u.a. das Medienfachmagazin „Meedia“ berichtet, hat SPD-Chef Sigmar Gabriel den Kurznachrichtendienst Twitter für sich entdeckt. In seinen ersten 140-Zeichen-Botschaften präsentiere er sich „authentisch und ohne Blatt vorm Mund“, staunt das Magazin. Beispiel: Einem anderen Twitter-Nutzer, der sich uncharmant über den Leibesumfang von SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles äußerte, schrieb Gabriel: „Lieber dick als doof. Ganz schlimm, wenn man beides ist. Also passen Sie schön auf: Bloß nicht zunehmen.“ Hoho! Wir lernen: Wenn Facebook fast so gut ist wie Sex, ist Twitter fast so gut wie eine Kneipenschlägerei.
Heine: Heilkundig
Erkenntnisgewinn bei Lektüre der Rubrik „Kalenderspruch“ in der „Bild“-Zeitung: Die weit verbreitete Weisheit „Den Kopf halt kühl, die Füße warm, / das macht den besten Doktor arm“ kam nicht etwa anno Tobak aus dem Volksmund geholpert, sondern aus der feinen Feder des großen Heinrich Heine geflossen. Man lernt nie aus. Da bleibt dem Volksmund nur, dem großen Dichter demütig mit der Empfehlung zu huldigen: „Willst du an Leib und Geist genesen, / musst du Heinrich Heine lesen!“
Goethe: Gemieden
Apropos Klassiker: Vor einigen Wochen berichtete ich an dieser Stelle, dass Otto Rehagel, Trainer des abstiegsbedrohten Bundesligisten Hertha BSC Berlin, früher gern aus den Werken großer deutscher Dichter zitierte. Weil das bei den Spielern nicht ankam, verkündete Rehhagel allerdings vor Kurzem den Verzicht auf solche Zitate. Mit der Hertha trifft er jetzt in der Relegationsrunde auf den Zweitligisten Fortuna Düsseldorf, dessen Trainer Norbert Meier den Unterschied zwischen sich und Rehhagel mit den Worten erklärt: „ICH würde niemals Goethe zitieren …“ Seufz. Irgendwie ist das alles schon ein Abstieg.
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