Eine ebenso originelle wie unbegründete Sorge hat die Lektüre des Romans „Selina oder das Andere Leben“ (Deuticke) von Walter Kappacher bei der „Zeit“-Literaturkritikerin Iris Radisch hervorgerufen. Der Roman berichte unter anderem davon, wie sich ein Italienreisender „gegen elf Uhr aus dem Küchenfenster beugte, um zwei verdorbene Tomaten ins Gestrüpp zu werfen“. Dazu nun Radisch: „Der flüchtige Leser könnte Kappacher für einen einfältigen Um-elf-Uhr-warf-ich-die-Tomaten-Autor halten.“ Das, liebe Frau Radisch, ist kaum zu befürchten. Gerade im Moment dominiert bei flüchtigen Lesern eindeutig der Eindruck, dass es sich bei Kappacher um einen Ende-Oktober-bekomme-ich-den-Büchnerpreis-verliehen-Autor handelt.
Schweizer: Strafend
In dieser Kolumne gibt es schon fast eine kleine Tradition des munteren Missverstehens von Eigenarten des Schweizerdeutschen. Daran möchte ich anknüpfen mit einem Bericht aus dem Online-Archiv der „Neuen Zürcher Zeitung“, in dem es heißt: „Sechs Hongkongchinesen, die 2008 in Luxusboliden mit über 200 Kilometern pro Stunde durch die Schweiz rasten, sind erstinstanzlich zu hohen, bedingten Geldstrafen und Bussen verurteilt worden.“ Aha, denkt man als unbefangener deutscher Leser, in der Schweiz darf man im Falle des Führerscheinentzugs also auch nicht mit Taxi, Zug oder Straßenbahn fahren.
Heino: Haftend
Durch eine bemerkenswerte Aussage vor dem Kölner Landgericht machte dieser Tage der Sangeskünstler Heinz-Georg Kramm alias Heino von sich reden: In einem Haftungsprozess um die Kosten einer geplatzten Tournee gestand der Sonnenbrillenbarde zwar ein, dass er sich von Ärzten über Jahre hinweg insgesamt rund 1000 Schlaftabletten verschreiben ließ. Selber eingenommen habe er davon aber nur wenige und einen großen Teil an die Mitglieder seiner Band verteilt. Für seine Fans, die Tickets für die geplatzte Tournee gekauft hatten, sollte das ein Trost sein: Eine besonders aufregende Bühnenshow
dürfte ihnen jedenfalls nicht entgangen zu sein.
Bayern: Bestraft
Einen hübschen Ausblick auf die kommende Bundesliga-Saison gibt der Kabarettist Fritz Eckenga in seiner „WAZ“-Sport-Kolumne „Eckengas Ecke“. Da schreibt er über den neuen Bayern-Trainer Louis van Gaal: „Man sagt, dass er aufmüpfige Spieler oder Manager, die ihm in seine Arbeit reinquatschen, dadurch diszipliniere, dass er sie tausendmal hintereinander seinen Nachnamen husten lasse.“ Wenn das stimmt, dürften bei dem Rekordmeister vielleicht nicht gerade raue Sitten, aber auf jeden Fall raue Hälse Einzug halten.
„Bild“: Böse
Zum Schluss noch aus der Sparte „Böse, aber lustig“ eine Überschrift der „Bild“-Zeitung zu einem Artikel über die Austritte von Funktionären aus der Linkspartei: „Oskar, da hilft wohl nur noch eine Mauer.“
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