Die 17-jährige Nachwuchsschriftstellerin Helene Hegemann (Foto) und ihr teilweise zusammengeschnipseltes Debüt „Axolotl Roadkill“ (Ullstein) sorgen derzeit für mächtigen Wirbel in den Feuilletons (s. Seit 10). Dabei war das Ausmaß der Aufmerksamkeit, die dieses Buch erfährt, schon vor Bekanntwerden jenes speziellen Kapitels seiner Entstehungsgeschichte schwer zu verstehen. Am besten lässt sich die Erregung der Kritiker wohl durch eine leichte Abwandlung des Schlagerklassikers von Udo Jürgens erklären: „Siebzehn Jahr’, / Buch schon da, / Hei, da staunen wir!“ (mehr…)
Abgaben: Abwegig
Von einem besonders schrägen Stück Steuerrecht berichtet ein anonymer Steuerberater in der „Welt“-Reihe „O-Ton Deutschland“: Beim Verkauf zubereiteter Speisen außer Haus liege der Mehrwertsteuersatz bei 7%, beim Verzehr vor Ort bei 19%. Für Imbissstände bedeute das: „Sind die Brettchen an der Wand breit genug, gelten sie tatsächlich als Tisch, weil man den Pappteller abstellen kann. Das bedeutet Verzehr vor Ort und damit 19% Mehrwertsteuer. Wenn das Brett jedoch, genaugenommen, zu schmal für einen Teller ist und eher für Taschen und Regenschirme geeignet, müssen nur 7% Mehrwertsteuer abgeführt werden.“ Mit anderen Worten: Buchhändler können froh sein, dass noch kein findiger Finanzpolitiker auf die Idee gekommen ist, dicke Bücher mit einem höheren Mehrwertsteuersatz zu belegen als schmale.
Lévy: Leichtgläubig
Der umstrittene französische Philosoph Bernard-Henri Lévy hat sich blamiert: In seinem neuen Buch „De la guerre en philosophie“ („Vom Krieg in der Philosophie“) beruft sich der von Kritikern als „Dandy-Philosoph“ Gescholtene auf einen Kant-Forscher namens Jean-Baptiste Botul. Nur ist der nicht real, sondern eine Erfindung von Frédéric Pagès, seines Zeichens Redakteur der Satire-Zeitung „Le Canard Enchainé“. Jetzt prasselt reichlich Häme auf Lévy nieder, was von unserer Seite des Rheins aus betrachtet wenig verständlich ist. Schließlich zeigte uns erst vor Kurzem die Kandidatur von Horst Schlämmer bei der Bundestagswahl, wie viel reizvoller als reale Alternativen die satirische Fiktion sein kann.
Fundstellen: Fragend
Zum Schluss noch ein paar goldige Fundstellen aus der Liste „Ernsthafte Fragen“, die zur Zeit im Internet-Netzwerk wer-kennt-wen.de kursiert: „Wie kommen ,Betreten verboten‘-Schilder in die Mitte des Rasens? – Macht man den Meeresspiegel kaputt, wenn man in See sticht? – Warum stinken Fische so sehr, obwohl sie ihr Leben lang baden? – Warum feiern wir immer dann Weihnachten, wenn die Geschäfte so voll sind? – Gibt es eingefleischte Vegetarier? – Warum muss man für den Besuch beim Hellseher einen Termin haben? – Warum ist Abkürzung so ein langes Wort?“
aus buchreport.express 6/2010
Kommentar hinterlassen zu "Postskriptum: Die freche Helene"