Verglichen mit früheren Buchmesse-Gastländern wie Argentinien und China ist der aktuelle Ehrengast Island ein Klecks im Meer, ein pleitegegangener zudem. Dafür zeigen die im Vorfeld der Messe erschienenen Interviews mit isländischen Literaten, dass das Land auf dem Gebiet des trockenen Humors das Zeug zur humoristischen Großmacht hat. Etwa die Bemerkung von Hallgrimur Helgason in der „FAZ“ zum Versuch junger isländischer Schriftsteller, sich vom Einfluss der mittelalterlichen Sagas zu befreien: „Die jungen Dichter wissen allerdings noch nicht, dass sie am Hintern ein Gummiband haben, das mitten im Sprung seine Maximaldehnung erreicht und sie flugs wieder auf den heimischen Sagahof zurückbefördert, mitten hinein in den tiefen Sagabrunnen.“ Bleibt anzumerken: Auf einem Klecks im Meer muss das wohl so sein, damit seine Literaten nicht ständig ins Nordmeer klatschen.
Eck: Erfolgreich
Sehr gut gefallen hat mir ein Porträt von Random House-Verleger Klaus Eck, das Uwe Wittstock für den „Focus“ geschrieben hat. Da lässt er Eck u.a. von seinem Volontariat bei Bastei Lübbe erzählen: „Der Verleger Gustav Lübbe fragte am ersten Tag: Was wollen Sie denn bei uns machen? Er habe, erzählt Eck, kühn davon gesprochen, einen neuen Thomas Mann entdecken zu wollen. ,Junger Mann, meinte Lübbe daraufhin zu mir, damit Sie gleich was Richtiges lernen, stellen Sie mir erst mal einen Band mit Häschenwitzen zusammen. Die verkaufen sich immer.‘“ Meine Lieblingsstelle in dem Porträt ist dann der nächste Satz: „Seit dieser Lektion ging es für Eck immerzu aufwärts.“
Fliege: Flapsig
Der aus Funk und Fernsehen bekannte Pfarrer Jürgen Fliege bekommt Ärger mit seiner Kirche: Wie die evangelische Kirche im Rheinland mitteilte, hat sie ein Disziplinarverfahren gegen den, nun ja, Geistlichen eingeleitet. Grund ist u.a. Flieges Aussage in einem veröffentlichten Traugespräch, Gott und Kirche seien ihm „erst mal scheißegal“. Dass dem Medien-Pfarrer erstaunlich oft unpassende Formulierungen entschlüpfen, zeigte auch direkt wieder seine Reaktion, er werde „das Gespräch suchen“. Nach allem, was man über den Ablauf solcher Verfahren weiß, dürfte das kaum nötig sein. Das Gespräch wird ihn schon finden.
Ableben: Appetitanregend
Zum Schluss ein weiterer isländischer Appetithappen, uns zugeworfen von Kristof Magnusson in der „SZ“: „In den Sagas stehen Oneliner, die eher an Quentin Tarantinos lakonischen Umgang mit Gewalt erinnern als an mittelalterliche Literatur. Als Grettirs Bruder mit einem Spieß erstochen wird, guckt er an sich runter und sagt im Sterben: ,Diese breiten Spieße werden auch immer beliebter.‘“ Herzlich willkommen, Island!
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