Charlotte Roche ist ihr Image als Expertin für Ekliges leid. Wenn sie demnächst als Komoderatorin der NDR-Talkshow „3 nach 9“ antritt, werde sie mit den Gästen nicht vor allem über Körperflüssigkeiten sprechen, versicherte die Autorin im „Tagesspiegel“-Interview: „Ich hab ja auch schon früher moderiert und Leute interviewt und klar ging es dabei auch mal um Sperma, aber meistens um Musik und Literatur. Durch das Buch bleiben die Sperma-Sachen hängen. Aber ich habe ja noch viele Jahre Zeit, den ganzen Dreck von mir abzuwaschen.“ Da ahnt man schon, wie die Fortsetzung von „Feuchtgebiete“ heißen wird: „Badewanne.“
Fortpflanzung: Fehlgeleitet
Bei Ullstein ist das hochinteressante und -amüsante Buch „Das Licht war früher auch mal schneller“ erschienen, in dem der englische Physiker Michael Brooks „13 ungelöste Rätsel der Wissenschaft“ vorstellt. Evolutionsbiologen etwa, schreibt Brooks, könnten sich die Verbreitung der Sexualität in der Natur nicht erklären, denn im Grunde sei ungeschlechtliche Fortpflanzung viel effizienter. In diesem Zusammenhang zitiert er den „Erz-Darwinisten“ und Bestsellerautor Richard Dawkings („Der Gotteswahn“): Über die Frage, was denn so gut sei an der Sexualität, hätten auch schon „bessere Wissenschaftler als ich Buch um Buch geschrieben, ohne eine Antwort zu finden“. Tja, Mr. Dawkings, möchte man da feixen, manches lässt sich eben nicht rein theoretisch ergründen.
Austen: Austeilend
Im Rahmen der hübschen Insel-Taschenbuch-Reihe „… für Boshafte“ ist jetzt ein Band über, jawohl, Jane Austen erschienen. Darin erklärt Herausgeberin Elsemarie Maletzke dem staunenden Leser, die englische Romanschriftstellerin habe zwar nicht „den Säbel geführt“, doch „konnte sie sehr präzise mit der Strickschere zustechen“. Eine Kostprobe der Austen-Aussagen zeigt allerdings, dass das nur die halbe Wahrheit ist: „Mrs. Hall kam gestern einige Wochen vor der Zeit mit einer Totgeburt nieder, verursacht durch einen Schock. Sie hat vermutlich ihren Mann angeschaut.“ Autsch. Das war mindestens die Heckenschere.
Buchhandel: Besungen
Bereits in der vergangenen Woche pries ich in dieser Kolumne den neuen Gedichtband „Auf weißen Wüsten“ von Harald Krausser (Luchterhand). Daraus noch ein Gedicht, das sich wie ein vorweggenommener poetischer Kommentar zur neuen Strategie einer großen deutschen Buchhandelskette liest: „ich hörte heut im hugendubel wie ein leut / einen anderen leut hat um seine / bildung beneidet, weil der / den Medicus gelesen & / davon leuthals schwärmte. / der zweite leut: was du alles gelesen, / toll, dabei sind diese Bücher / so dick. so dickdick. toll. / der erste leut: im winter gehts. / ich dachte: nichts. nichts wird von mir bleiben.“
aus: buchreport.express 26/2009
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