Glos: Gewählt
Eines muss man dem Bundeswirtschaftsministerium lassen: Es versucht redlich, die Stimmung in der deutschen Wirtschaft aufzuheitern. Anfang der Woche teilte das Ministerium nicht ohne Stolz mit, dass Bundeswirtschaftsminister Michael Glos vom CSU-Kreisparteitag in seinem Heimatwahlkreis Schweinfurt-Kitzingen wieder als Direktkandidat für die Bundestagswahl nominiert worden ist, und zwar mit 100% der Delegiertenstimmen. Das sei, so das Ministerium weiter, „sein bisher bestes Ergebnis“. Da sind wir aber mal gespannt, ob er das bei der nächsten Abstimmung noch toppen kann.
Geschenke: Geschätzt
Vom erschreckenden Ergebnis einer Studie berichtet die „Financial Times Deutschland“: Nach Untersuchungen des Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsinstituts (RWI) halten Beschenkte die Präsente, die sie bekommen, fast immer für billiger als sie tatsächlich sind. Im Durchschnitt setzten die Bedachten den Wert 11% unter dem Marktwert an, fanden die Forscher heraus. Immerhin kann uns diese Meldung darüber hinwegtrösten, dass die SPD sich nicht mit ihrem Vorschlag durchgesetzt hat, die Binnennachfrage durch die Ausgabe von 500-Euro-Konsumgutscheinen anzukurbeln. Im Weihnachtsgeschäft wären sie ohnehin nur 445 Euro wert gewesen.
Sex: Sells
Eine zweifelhafte Ehre wurde jetzt der Schwester des Londoner Bürgermeisters Boris Johnson zuteil: Für ihren Roman „Shire Hell“ gewann die Journalistin Rachel Johnson den Bad Sex Award für die schlechteste Sex-Szene in der Kategorie Roman. Wie die „Zeit“ berichtete, freute sich die Autorin aber sogar: „Meine Verlegerin hat mir schon versprochen, dass der Preis die Auflage um bis zu 50000 Exemplare steigern kann.“ Bleibt nur zu hoffen, dass ihr Bruder nicht versucht, ihr nachzueifern: Politiker können durch schlechte Sex-Szenen zwar auch die Auflagen der Klatschpresse in die Höhe treiben, werden in der Regel aber nicht an den Mehreinnahmen beteiligt.
Erotik: Entfernt
Zum Thema „Sex-Szenen“ passt übrigens eine hübsche Fundstelle von Seite 98 der hinreißenden und gerade wieder als btb-Taschenbuch erschienenen „Kartongeschichte“ von Helmut Krausser (Foto): „Die erotische Passage, die an dieser Stelle herausgekürzt wurde, war eigentlich nicht schlecht, ziemlich drastisch und dennoch – in Maßen – poetisch. Der Verlagsvolontär habe nach Abschluss des Lektorats die Seite aus dem Abfalleimer gefischt. Erzählt die Putzfrau. Kopien davon sollen im Internet kursieren.“ In deutschen Verlagen wird mit Sex-Szenen offenbar verantwortungsvoller umgegangen als in Großbritannien. Schade eigentlich.
Schätzen: Schwach
Zum Schluss, passend zur Adventszeit, noch eine scharfsinnige kritische Bemerkung des Kabarettisten Kai Magnus Sting zur biblischen Weihnachtsgeschichte: „Ich fahr’ doch nicht nur zum Schätzen nach Bethlehem. Da muss ich jemanden schon richtig mögen.“
Kommentar hinterlassen zu "Postskriptum: Gloser Wahlsieg"