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Postskriptum: Hobbes auf Hessisch

Manche Leute halten Dialekt für etwas intellektuell Minderwertiges. Wie kurzsichtig das ist, zeigte der Schriftsteller Martin Mosebach Anfang dieser Woche in einem Beitrag in der „Süddeutschen“ zur Diskussion über den Umzug des Suhrkamp Verlags von Frankfurt nach Berlin: „Adorno, selbst geborener Frankfurter mit freilich gleichsam chemisch gereinigter Aussprache des Deutschen, klagte darüber, dass er in einer Stadt lehre, wo die Studenten den englischen Philosophen Hobbes wie ,ebbes‘ aussprächen – ,ebbes‘ heißt ,etwas‘ – vielleicht wollte dieser Sprecher zum Ausdruck bringen, dass Hobbes den Staat ,ebbes‘ zu wichtig nehme?“ Daran ist zweifellos ebbes Wahres.    

Berlin: Begehrt

Apropos Suhrkamp-Umzug. Den hübschesten Kommentar dazu hat bereits vor Bekanntgabe der Entscheidung Florian Illies in der „Zeit“ abgegeben: „So nachvollziehbar es ist, dass ein neunzehnjähriges Mädchen aus Frankfurt am Main es attraktiv findet, nach Berlin zu ziehen, weil es da so wahnsinnig aufregend ist, so merkwürdig wäre es, wenn ein neunundfünfigjähriger Verlag eine Umzugsentscheidung auf ungefähr derselben Argumentationsgrundlage träfe.“ Wobei man dem Verlag dann aber immerhin bescheinigen muss, dass er auf gewisse Weise jung geblieben zu sein scheint.

Arshavin: Austeilend

Grundsätzlich spricht nichts dagegen, dass Fußballer Bücher schreiben, solange die Leistung auf dem Platz nicht darunter leidet. Ein zweifelhaftes Vergnügen scheint aber die Lektüre des Buches „555 Fragen und Antworten über Frauen, Geld, Politik und Fußball“ zu sein, das der russische Fußballstar Andrej Arshavin (27, spielt bei Arsenal London) in Russland herausgebracht hat. Wie die „Bild“-Zeitung berichtet, schreibt der Torjäger darin unter anderem: „Ich würde es verbieten, dass Frauen Auto fahren und ihre Führerscheine einziehen. Darüber würde ich nicht zweimal nachdenken.“ Zweimal? Das klingt eher so, als habe er in seinem bisherigen Leben noch nie auch nur einmal nachgedacht.   

Stimulus: Schlingernd

In brennender Sorge um das Konjunkturpaket des neuen US-Präsidenten Barack Obama titelte die „Neue Zürcher Zeitung“ Anfang der Woche: „Das Massnahmenpaket zur Wirtschaftsstimulierung in den USA ist am Schlingern.“ Welch kraftvolle Formulierung. Respekt. Noch plastischer wäre natürlich gewesen: „Boah, ey! Das Massnahmenpaket zur Wirtschaftsstimulierung in den USA ist ja volle Kanne heftig am Schlingern dran.“     

Vier: Verräterisch

Zum Schluss noch eine kleine Betrachtung von Kabarettist und Bestsellerautor Eckart von Hirschhausen („Die Leber wächst mit ihren Aufgaben“, Rowohlt) über die Subjektivität des Glücks am Beispiel des berühmten Kleeblatts: „Sind vier Blätter besser als drei? Eine Frage der Perspektive. Vier und mehr Blätter neben einem AKW sind kein gutes Zeichen.“

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