Der SPD-Bundestagsabgeordnete Niels Annen hat sich in Berlin als Student an der Universität eingeschrieben. Der 36-jährige Politiker hat damit die Konsequenz daraus gezogen, dass er in seinem Hamburger Wahlkreis nicht wieder als Direktkandidat für die kommende Bundestagswahl nominiert worden ist. Ein Schritt, der Respekt verdient. Schließlich ist die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen eine Tugend. Mit Sicherheit kann Annen auch im Studium von seinen Erfahrungen aus der Politik profitieren. Von dem Versuch, sich in Vorlesungen durch Zwischenrufe zu profilieren, sei ihm allerdings dringend abgeraten.
Bookparades: Blank
Die Meldung, dass der Kanton Appenzell-Innerrhoden Nacktwanderern den Kampf angesagt hat, lässt den Kollegen Martin Walker im Editorial des aktuellen „Schweizer Buchhandel“-Newsletters zur Hochform auflaufen. „Keine falsche Prüderie, aber ist es nicht erstaunlich, dass es überhaupt ein solches Verbot braucht“, schreibt er. „Jedoch könnte man die nun heimatlosen Nacktwanderer an den nächstjährigen Bookparades zum Nacktlesen überreden. Ausgezogen zieht der Umzug vielleicht mehr an.“ Das ist wirklich ein reizvoller Gedanke. Besonders passend wäre, wenn dabei Auszüge aus Freiexemplaren gelesen würden. Darüber sollte man ernsthaft nacktdenken.
Langfinger: Lernend
In Südspanien hat ein Richter einen Dieb dazu verurteilt, lesen und schreiben zu lernen. In der Verhandlung über den Diebstahl eines Hundes war dem Juristen aufgefallen, dass der Angeklagte Analphabet ist. Jetzt muss der Straftäter nach dem Richterspruch mindestens ein halbes Jahr lang einen Lesenlernkurs besuchen. Bei aller Unterstützung für den Resozialisierungsgedanken wird man dortigen Sortimentern nicht verübeln können, wenn sie klammheimlich mit den Zähnen knirschen: „Na toll, dann klaut er demnächst auch noch Bücher.“
Repräsentation: Rätselhaft
Mit einigen verstörenden Fragen konfrontiert uns das neu erschienene Suhrkamp-Buch „Kritik der Repräsentation“ von Hans Jörg Sandkühler: „Muss es eine Entität eines zu Repräsentierenden (Repräsentans) geben? Was ist das Format/der Modus der Repräsentation (piktoral, textlich etc.)? Muss es immer ein System des Repräsentierens geben? Unter welchem Aspekt wird repräsentiert (x wird als y repräsentiert für z)?“ Denken Sie ruhig mal darüber nach.
Buchmenschen: Begehrt
Zum Schluss noch eine nicht unbedingt zur Nachahmung empfohlene kleine Buchmenschen-Geschichte, gefunden in dem Buch „Der Hals lügt nicht“ (Blanvalet) von Hollywood-Produzentin Nora Ephron: „Jane hatte mit zahlreichen aufstrebenden Journalisten, Lektoren und Autoren geschlafen, und der berühmteste hat ihr nach ihrer gemeinsamen Nacht ein Exemplar von einem seiner Bücher geschenkt. Das heißt, er hatte seine Werke praktischerweise in einer Kiste direkt neben die Tür gestellt. Laut Jane sagte er, als sie ging: ,Nimm dir eins mit, wenn du gehst.‘“
(Aus buchreport.express 19/2009)
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