Von unerwarteten Problemen für Autoren auf Lesereisen berichtet Markus Orths in seinem Schlüsselroman „Hirngespinste“ (neu als Taschenbuch bei btb): „Nach jeder Lesung trat der Buchhändler nach vorn, bedankte sich und überreichte mir eine Flasche Wein. Am ersten Tag nahm ich die Flasche Wein strahlend entgegen, am zweiten Tag ebenso, und auch noch am dritten Tag. Mein Lächeln zeigte aber bereits Spuren von Verkrampfung, als ich am vierten Abend die vierte Flasche Wein überreicht bekam. (…) Ich besah mir meinen viel zu kleinen Koffer und schluckte. Nach der sechsten Lesung begann ich, Kleidungsstücke auszusortieren, (…). Nach der zehnten Lesung kaufte ich mir einen Trekking-Rucksack von Jack Wolfskin, in dem ich eine faltbare Flaschenlagerbox verstaute (…).“ Ach je. Das ist wirklich ein Problem, aber eine Lösung leider nicht in Sicht. Zu dumm aber auch, dass alle platzsparenden Rauschmittel illegal sind.
Komponenten: Komplementär
Aus einer hitzigen Diskussion über Branchenthemen stammt folgende Formulierung, die ich ihrer Schönheit wegen wenigstens anonymisiert wiedergeben möchte: „Lieber Herr X, Ihr Beitrag besteht in meiner Wahrnehmung aus zwei Komponenten, die einander ergänzen: Die eine heißt Bla, die andere Bla.“
Boxer: Beleidigend
Bedenkenswerte Betrachtung in der „Süddeutschen Zeitung“ zum Medienecho auf die Beleidigungen des britischen Boxers David Haye, der seinen Gegner Wladimir Klitschko vor dem WM-Kampf am vergangenen Samstag u.a. einen „beschissenen Esel“ genannt hatte: „Wenn es sich um zwei verbissene Jungakademiker handelte, wären nun wohl giftige Seitenhiebe in Seminaren und Fachorganen fällig, von denen außer ihresgleichen niemand Notiz nimmt. Weil es aber um zwei renommierte Preisboxer geht, (…) zirkulieren jetzt derbe Worttiraden in den internationalen Medien.“ Interessanter Gedanke. Allerdings ist auch verbissenen Jungakademikern die Aufmerksamkeit der internationalen Medien gewiss, wenn sie sich nach der verbalen Auseinandersetzung über zwölf Runden die Fressen polieren.
Wort: Wuchtig
Einen hinreißenden Ausdruck, der künftig in keinem Wortschatz mehr fehlen sollte, hat die „Zeit“ bei der Wormser Aufführung des Theaterstücks „Joseph Süß Oppenheimer“ von Dieter Wedel und Joshua Sobol erlauscht: „Kotzdonner, was für ein Weib!“, ruft da der württembergische Herzog Karl Alexander (gespielt von Jürgen Tarrach) aus. Kotzdonner, was für ein Wort! Seine volle Bedeutung mag am ehesten ein Schriftsteller ermessen können, der nach der Heimkehr von einer Lesereise alle von Buchhändlern verehrten Weinflaschen geleert hat.
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