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Postskriptum: Rätselhafte Redensarten

In veritable Verwirrung stieß mich dieser Tage eine Redensart, die als E-Mail-angehängter Sinnspruch zu mir kam: „Wenn der Arme ein Huhn isst, ist entweder er krank oder das Huhn.“ Da erschließt sich nicht ohne Weiteres, was der Volksmund uns mit dieser Redewendung sagen will. Oder, um es akademisch auszudrücken: Hä? Ähnlich ratlos machte mich vor Jahren der Ausspruch: „Abends um neun hängt die Hose kalt am Bett.“ Wobei ich nicht ausschließen will, dass es sich um zwei Puzzleteile ein und derselben Botschaft handelt. Eine gewisse Logik waltet immerhin in der Aussage: „Wer abends um neun eine kalte Hose isst, ist entweder arm oder krank.“ Nur wo das Huhn hinpasst, habe ich noch nicht herausgefunden.

Bücher: Bestimmend

Als gut unterhaltener Leser macht man sich offenbar keinen Begriff von dem Preis, den diejenigen zahlen, die all die gut unterhaltenden Bücher schreiben. Einen Eindruck vermittelt Kult-Krimi-Autorin Ingrid Noll („Die Apothekerin“): Der „BamS“ erzählte sie, die ständige Beschäftigung mit dem Verbrechen habe sie auch privat misstrauisch gemacht. „Ich will nicht sagen, dass ich jeden Menschen verdächtige, aber jeden zweiten.“ Nein, man ahnte nicht, dass es solche Ausmaße hat. Voll Mitgefühl stellen wir uns die Schwierigkeiten vor, die es zum Beispiel den Verfasserinnen von Liebesromanen bereiten muss, ihr literarisches Lebensthema in jedem zweiten Mitmenschen wiederzufinden.

Bürokraten: Beschäftigt

Vergangene Woche sah ich mich gezwungen, in dieser Kolumne SPIEGEL ONLINE wegen einer grob fehlerhaften Aussage über die angeblich fehlende urbane Qualität der Stadt Dortmund zu geißeln. Der Gerechtigkeit wegen sei aber auch nicht verschwiegen, dass ich auf der Seite auch eine der hübschesten Stellen des ganzen riesigen Textberges zur Meisterschaft von Borussia Dortmund gefunden habe: „Einige kreative Köpfe hatten die Ortsschilder der Stadt mit dem schwarz-gelben Schriftzug ,Fußballhauptstadt Dortmund‘ überklebt. Es sei unbekannt, wer hinter dieser Aktion stecke, teilte das Tiefbauamt mit, man sehe sich nicht in der Lage, die Aufkleber zeitnah zu entfernen.“

Mainz: Medial

Apropos Hauptstadt: Von einem Gespräch zwischen einem Achtjährigen und seiner Großmutter bei der Einfahrt in den Mainzer Hauptbahnhof berichtet „Waschbär erster Klasse“, eine Sammlung skurriler Reiseerlebnisse aus dem Satyr Verlag. Sagt der Junge: „Mainz, das ist die Hauptstadt von Ebay.“ „Was soll Mainz sein?“, fragt sie nach. „Oma, Mainz ist doch die Hauptstadt von Ebay. Weißt du das nicht? Das hörst du doch immer im Radio: Drei, zwei, eins, Mainz!“

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