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Postskriptum: Vorgezogener Verkauf

Huch! Der Erotik-Roman „Shades of Grey – Geheimes Verlangen“ von E.L. James (Goldmann) soll erst ab nächste Woche verkauft werden, steht aber schon auf Platz 7 der SPIEGEL-Bestsellerliste. Offenbar konnten etliche Buchhändler nicht den offiziellen Erstverkaufstag abwarten. Was normalerweise ein Ärgernis für die Marketingstrategen der Verlage ist, ist in diesem Fall durch nationales Interesse gerechtfertigt, denn die Zeitungen berichten, dass die Geburtenrate in Deutschland auf ein historisches Tief gefallen ist. Da hat die Buchbranche als erster Wirtschaftszweig eine Gegenmaßnahme ergriffen. Toll. Schön wäre, wenn die Bundesregierung das würdigen und statt der blöden Herdprämie lieber eine milliardenfette Buchhandels- und Verlagsförderung einführen würde.

Ergebnis: Erfreulich

Beim Blick in Zeitungen und Internetforen drängte sich dem Betrachter in den vergangenen Tagen der Eindruck auf, dass im Volk große Unzufriedenheit über das Abschneiden der deutschen Mannschaft bei der Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine herrscht. Das ist unverständlich, denn in Wirklichkeit haben wir deutschen Fußballfans richtig großes Glück gehabt: Wenn die deutsche Mannschaft ins Finale gekommen und es womöglich sogar gewonnen hätte, müssten wir uns jetzt noch öfter „Tage wie dieser“ von den Toten Hosen anhören.

Bundestrainer: Bezweifelt

Dass die Tiefe des Selbstzweifels der deutschen Fußballnation geradezu die Ausmaße einer Erschütterung religiöser Gewissheiten annimmt, legte die Titelzeile der „Bild am Sonntag“ nahe: „Kann man noch an Jogi glauben?“, fragt das Blatt. Nüchterne Beobachter sehen in der Frage aber eher eine Inszenierung nach dem biblisch belegten Muster „Hosianna! – Kreuziget ihn!“. Deshalb ist die Aussage von Löws Vorgänger Berti Vogts, die Frage sei „allein schon eine Unverschämtheit“ noch viel zu freundlich. Man darf auf die Erklärung von Martin Mosebach gespannt sein, ob sie schon strafwürdige Blasphemie ist.

Ausstellung: Angekündigt

In die Redaktion flattert eine Einladung der Komische Künste Verlagsgesellschaft, die „untertänigst um Berichterstattung bittet“ über eine Ausstellung von Werken des Cartoonisten Mattratel im Wiener Museumsquartier. Bei einem „Meet the Artist“-Abend am 5. Juli werde „natürlich auch Bier und Wein in rauen Mengen vorhanden sein“, lockt der Verlag. So etwas nennt man wohl einen ganz unverschämten Bezechungsversuch.

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