Wenn Verleger von Büchern reden, meinen sie meist gedruckte Medien. Die Produktion von E-Books übertragen sie oft Dienstleistern. Wie behalten sie dennoch den Daumen auf der Produktqualität? Worauf kommt es an?
Gute E-Books gefallen Händlern und Lesern. Sie „funktionieren“ in Katalogen und großen Content-Repositorien, lassen sich weiterverarbeiten und erlauben dem Verbraucher Inhaltsdarstellung und -erschließung auf digitalen Devices verschiedenster Typen und Fabrikate. Auf der Basis von fast zwei Jahrzehnten Erfahrung mit E-Publishing fasst Fabian Kern in einer Serie im Prozesschannel von buchreport.de zusammen, was Führungskräfte bereichsübergreifend über Qualitäts-Standards für das digitale Lesen wissen müssen. Im ersten Teil geht es um Qualität aus der Sicht der Händler und Aggregatoren. Im zweiten Teil wird es darum gehen, wann Leser von einem technisch guten E-Book sprechen.
Seit mittlerweile mehr als 10 Jahren bewegt das Thema E-Book-Produktion die deutsche Verlagsbranche – und hat seitdem eine enorme Evolution durchgemacht, sowohl was die Marktentwicklung angeht, aber parallel auch genauso auf der Ebene der technologischen Entwicklung und der Produktionsstandards. War zu Beginn des E-Book-Booms noch große Unsicherheit spürbar, welche Technologie-Standards und Best Practices sich etablieren würden, können wir mittlerweile auf über ein Jahrzehnt Erfahrung zurückblicken, innerhalb dessen sich E-Books als ein Medium mit eigenen Gesetzlichkeiten und Konventionen fest etabliert haben. Zusammen mit der Entwicklung von Nutzungsgewohnheiten und Usablity-Standards können wir inzwischen auf eine breite Basis an handwerklichen Standards für hochqualitative Digital-Publikationen zurückgreifen.
Dennoch sind wir als Verlage und E-Book-Anbieter mit zwei recht unterschiedlichen Erwartungshaltungen konfrontiert: Händler und E-Book-Marktplätze sind aufgrund ihrer Marktposition vor allem daran interessiert, homogene und hohe Qualität im Sinne technisch einwandfreier Funktionalität auch bei immensen Content-Beständen verschiedenster Quellen zu gewährleisten. Neben dem optimalen Zusammenspiel mit den Funktionen der E-Book-Lesesoftware muss ein Händler immer auch kontrollierbares Verhalten seiner Infrastruktur über eine langjährige Weiterentwicklung sicherstellen. Die Erwartungshaltung von Lesern dagegen wird natürlicherweise in möglichst optimaler Zugänglichkeit, Lesbarkeit und Usability in der Leseumgebung seiner Wahl bestehen. In diesem ersten Teil unseres Artikels betrachten wir die Händler-Perspektive, die Erwartungen der Leser werden in einem zweiten Teil behandelt.
Die Sicht der Händler: Wie kann auch bei großen Content-Mengen gleichbleibende Qualität gewährleistet werden?
Die Händler-Perspektive auf das Thema E-Book-Qualität lässt sich im Vergleich zur Leser-Perspektive relativ leicht greifen: Zum einen sind die Interessen der E-Book-Marktplätze einigermaßen klar, zum anderen formulieren alle großen Plattformen ihre Erwartungen in mehr oder weniger umfangreichen Guidelines für die Strukturierung von Content zur Nutzung auf ihren Plattformen. Diese Anlieferungs-Richtlinien liegen im Fall von Amazon, Apple oder auch Kobo für jeden zugänglich offen – bei Tolino sind sie nur aktiven Kunden zugänglich, aber auch bei Weitem nicht so ausführlich. Alle Dokumentationen zu den gewünschten E-Book-Standards ändern sich auch immer wieder, insofern lohnt es sich, diese Richtlinien im Blick zu behalten, denn sonst wird man im laufenden Betrieb relativ viel Zeit mit Reklamationen der E-Book-Marktplätze verbringen. Die Content Guidelines zeigen inhaltlich auch klar, an welchen Faktoren die Plattformen das meisten Interesse haben.
Basis-Anforderungen: Validität und Standard-Konformität
Erstes und wesentliches Merkmal ist natürlich, dass die angelieferten E-Books überhaupt in vollem Umfang dem EPUB-Standard (und den darin verwendeten Standards wie HTML, CSS, XML etc.) entsprechen. Seit den Zeiten des IDPF gibt es dafür auch ein offizielles Validierungs-Tool, den epubcheck. Mittlerweile wird das Tool vom W3C weiterentwickelt und wurde im Laufe des Jahres 2019 umfangreich runderneuert, es liegt mittlerweile in der aktuellen Version 4.2.2 vor, die auch in der Lage ist, den aktuellsten Standard EPUB 3.2 in vollem Umfang zu validieren. Für die Verwendung in Deutschland bietet sich dazu die Verwendung der Wrapper-Applikation der Firma Pagina an – neben einer komfortablen Bedienungsoberfläche sind hier insbesondere die Fehlermeldungen auf Deutsch verfügbar. Erstellt man CSS-Dateien für E-Books neu, die womöglich für ganze Produktreihen verwendet werden, empfehle ich zusätzlich die Validierung durch den W3C CSS Validator.
Nach einem Jahrzehnt E-Book-Produktion in Deutschland sollte die Validierung von EPUB eigentlich selbstverständlich sein – aber sowohl DTP-Tools wie InDesign mit ihren Eigenarten im exportierten EPUB, aber auch die Notwendigkeit zu händischen Eingriffen für das Feintuning des Content machen es immer wieder nötig, auf eine Basis-Anforderung wie valides EPUB hinzuweisen. In der Praxis sollte zusätzlich darauf geachtet werden, dass die verwendete Version des epubcheck tatsächlich mit der des belieferten Händlers übereinstimmt. Gerade bei größeren Versions-Sprüngen kommt es hier gerne zu Verwirrungen in der Kommunikation. Dennoch wird durch ein valides EPUB im Grunde nur sichergestellt, dass die Datei dem Standard entspricht und damit sauber durch Lesesysteme verarbeitbar ist – sozusagen die absolute Basis und Pflichtaufgabe in der Qualitätssicherung.
Weitere Lösungen, Impulse und Erfahrungsberichte für die Verlagsproduktion lesen Sie im Channel Produktion & Prozesse von buchreport und Channel-Partner Publisher Consultants. Hier mehr…
Strukturelle Anforderungen an EPUB-Dateien
Über die reine Validität als EPUB-Datei ist es sinnvoll, auf folgende formale Merkmale zu achten, die direkten Einfluss auf das Nutzer-Erlebnis und Qualitätsempfinden der Leser haben:
- Cover-Bild und Cover-Einbettung: Auch im E-Book ist das Buch-Cover zentral für den Wiedererkennungswert des Titels. Bei Cover-Bildern geben die Händler jeweils eigene Empfehlung für Dateigrößen und Auflösungen, die beachtet werden sollten. Zur Identifikation des Covers für die Anzeige in den Readern haben Amazon, Tolino und Apple drei verschiedene Standards, die in der EPUB-Datei parallel verwendet werden müssen, um die Cover-Anzeige in allen drei Marktplätzen sicherzustellen. Cover dürfen nach Händlervorgaben keine Elemente wie Preise und Verweise auf Vertriebs-Aktionen oder Print-Bestandteile enthalten. Das Cover sollte stets darauf geprüft werden, ob es auch in der Thumbnail-Ansicht einer E-Book-Bibliothek bzw. auf eInk-Geräten in Graustufen noch gut erkennbar ist.
- E-Book-Metadaten: Im Gegensatz zu den Vertriebs-Metadaten im ONIX-Format, die immense Bedeutung für effiziente Vertriebsprozesse haben, verwendet EPUB intern nur ein recht einfaches Metadaten-Set. Essenziell für die Verwendung durch die Lesesysteme ist jedoch auf jeden Fall die Angabe von Autor, Titel, ISBN und Titelsprache. Sinnvoll ist darüber hinaus eine Verlagsangabe und ein Erscheinungsdatum.
- Inhalt und Navigation: E-Books sollten für ein marktplatzübergreifendes Angebot sowohl mit einem textlich strukturierten Inhaltsverzeichnis als auch einem logischen Table of Content (TOC) ausgestattet werden. Für E-Books im EPUB3 wird sowohl die dafür früher vorgesehene NCX-Datei, als auch das HTML5-basierte Navigation Document verwendet, da so die Kompatibilität zu alten EPUB2-Render-Engines sichergestellt wird. Im TOC sollten alle im Titel integrierten Inhalte so referenziert sein, dass die Publikation lückenlos erschließbar ist.
- Sauber strukturiertes, semantisch korrektes HTML: E-Books zählen letztlich mit zu den webbasierten Medien, da die gesamten Content-Strukturierung auf HTML basiert. Im unter EPUB3 gängigen HTML5 können und sollten alle Content-Elemente zur semantischen Strukturierung nach den Standards von W3C bzw. WHATWG verwendet werden. Die inhaltlich korrekte Verwendung sorgt dafür, dass die Standard-Stylesheets und Funktionen der Lesegeräte optimal wirken können und erleichtern die Verständlichkeit für alle Prozess-Beteiligten. Dazu ist sauber strukturiertes HTML auch die erste und wichtigste Voraussetzung für einen barrierefreien Zugang zum E-Book-Content.
Optimales Zusammenspiel von E-Book und Lesesystem
Neben diesen strukturellen Basis-Anforderungen kann eine E-Book-Datei ihre Stärken natürlich nur dann ausspielen, wenn die Inhalte auch optimal mit den Funktionen der Lesesysteme zusammenspielen. Aufgrund der zum Teil recht unterschiedlichen Funktionen und Usability der wesentlichen Plattformen ist das natürlich nicht ganz trivial. Mit folgenden Empfehlungen ist man bezüglich der zentralen Themen auf der sicheren Seite:
- Stimmiger TOC-Aufbau: Zentral für die Navigation im Titel ist klassisch der Table of Contents (TOC) als logisches Inhaltsverzeichnis. Der TOC sollte für optimale Usability nicht nur die Buchstruktur 1:1 abbilden, sondern sich auch in den Bedienelementen der Reader für den TOC vernünftig benutzen lassen: Überschriften im TOC sollten hinreichend aussagekräftig, aber auch nicht zu lang sein. Für optimale Bedienung sollte der TOC weder zu viele Einträge auf derselben Ebene, noch zu viele verschachtelte Gliederungsebenen enthalten.
- Reflow-Layouts und Nutzer-Einstellungen: Für die CSS-Gestaltung eines E-Books ist das Paradigma des responsiven Layouts handwerklicher Standard. Nur so können E-Books auf den verschiedensten Geräten gelesen werden und optimal mit den auf allen Plattformen verfügbaren Einstellungsmöglichkeiten für Schriftarten, Schriftgrößen und Seitenlayout zusammenspielen. Grundregel dabei ist, dass alle Angaben für Schriftgrößen und Textabstände im CSS nur in relativen Einheiten wie em oder % vorgenommen werden. Als Grundschrift für den HTML-Body wird stets 1em verwendet, für den Fließtext werden außer Schriftart und Zeilenhöhe optimalerweise keine weiteren Auszeichnungen angegeben. Überschriften und Blockelemente werden gezielt mit den Mitteln von CSS gestaltet, sehr prägnante Auszeichnungen wie Textfarben, Hintergrundfarben oder Zierschriften sollten dabei möglichst nur für relativ kurze Textblöcke verwendet werden. Das Grundlayout wird stets auch im Zusammenspiel mit den Themes der Reader getestet.
- Farbe in der Gestaltung: Einer der großen Vorteile in der E-Book-Gestaltung war immer schon: Farbe kostet nichts. Dennoch ist es sinnvoll, Farbigkeit im Layout nur bedacht einzusetzen. Für Schriftfarben, Hintergrundfarben und Rahmenfarben sollte darauf geachtet werden, dass auf Farbdisplays hinreichend Kontrast für optimale Lesbarkeit gewahrt bleibt. Farb-Layouts müssen immer auch auf E-Ink-Displays getestet werden, um die Wirkung als Graustufen-Darstellung zu testen. Zusätzlich sollte ebenfalls getestet werden, wie sich Farbgestaltung zusammen mit den vielen verschiedenen Themes der Reader-Software verhalten – gerade der inzwischen viel verbreitete und genutzte Nacht-Modus ist hier immer wieder für eine Überraschung gut.
- Bildelemente und Grafiken: Zentrales Gestaltungselement für viele Inhalte sind die eingebetteten Bilder. Als Dateiformate sind in der E-Book-Welt dafür die auch im Web gängigen Standards JPG, PNG oder GIF erlaubt. Es können nur Bilder im RGB-Farbraum ohne Transparenzen verwendet werden. Beim Test sollte immer darauf geachtet werden, dass Farbbilder auch auf E-Ink-Geräten in Graustufen prägnant und mit ausreichend Kontrast dargestellt werden. Gute handwerkliche Praxis ist es, möglichst keine Bildelemente zu verwenden, die Text enthalten: Zum einen sind solche Inhalte nicht barrierefrei zugänglich, zum anderen kommt es hier durch die Bildkompression oft zu schlecht lesbarer Textdarstellung. Die Integration von Tabellen als Bild beispielsweise sollte die absolute Ausnahme bleiben.
- Umsetzung von Fußnoten: Für Fußnoten ist eine Umsetzung als Kapitel- oder Titel-Endnote mit bi-direktionaler Verlinkung handwerklicher Standard. Das Fußnotenzeichen im Text sollte hinreichend groß sein, um auf Touchscreens sinnvoll bedienbar zu sein. Bei E-Books in EPUB3 sollte auch die hier erlaubte semantische Auszeichnung von Fußnoten-Verlinkungen verwendet werden. Viele Lesesysteme setzen diese semantischen Fußnoten mittlerweile mit Popup-Bedienelementen um, die den Nutzungskomfort deutlich erhöhen.
- Eingebettete Schriftarten: Für eingebettete Fonts können die Formate OTF, WOFF und SVG verwendet werden. Aufgrund der besten Kompatibilität rate ich zu OTF-Fonts, True-Type-Fonts sollten dagegen vermieden werden. Wird ein Font erstmals verwendet, sollte das Rendering auf den verschiedenen Lesegeräten getestet werden, um optimale Lesbarkeit zu garantieren. Ist dies juristisch möglich, sollte Font-Verschlüsselung vermieden werden, da dies immer wieder für Probleme im Zusammenspiel mit den Render-Engines der verschiedenen Geräte sorgt.
Mediengerechte Umsetzung der Buchinhalte im EPUB-Format
E-Books haben sich mittlerweile zu einem Medium mit eigenen Gesetzlichkeiten für viele Content-Elemente entwickelt. Folgende Faktoren sind hilfreich für die mediengerechte Umsetzung von Print-Inhalten:
- Sequentielle Content-Abfolge für Reflow Layouts: Für eine optimale Lesbarkeit auf kleinem Display müssen Elemente wie Mehrspaltigkeit, Marginalien und Textumflüsse gleichsam in eine Form „zurückgebaut“ werden, die eine rein sequentielle Darstellung sinnvoll möglich macht. Regelmäßig müssen bei der Digitalisierung auch inhaltliche Überlegungen getroffen werden, etwa was die inhaltlich passende Platzierung von Bild-Elementen oder Text/Bild-Mischung mit inhaltlicher Bedeutung angeht.
- Umgang mit komplexem Content: Gestaltungs-Elemente wie Tabellen bereiten bei der Umsetzung regelmäßig Schwierigkeiten aufgrund des wenigen verfügbaren Platzes auf den Displays. Gerade wenn es um Tabellen mit vielen Spalten oder komplexen Überspannungen geht, lässt sich das Original-Layout kaum noch sinnvoll darstellen. Bis zu einem gewissen Grad kann man hier immer noch mit CSS optimieren, ab einer bestimmten Komplexität hilft dann aber fast nur noch, die tabellarischen Inhalte inhaltlich anzupassen, wenn sie in mediengerechter Form im E-Book dargestellt werden sollen. Bei komplexem Content wie Diagrammen, Schaubildern und Formeln sind zwar grundsätzlich Formate wie SVG oder MathML im E-Book möglich, jedoch können nach wie vor lange nicht alle Reader diese Elemente auch sauber darstellen. Als Fallback ist insofern immer zu empfehlen, zumindest zusätzlich auch eine Bilddatei mit in das E-Book zu integrieren. Können komplexe Content-Elemente gar nicht sinnvoll integriert werden, können sie auf externen Web-Plattformen zum Download bereitgestellt werden.
- Verlinkung und Erschließung: Sowohl interne Verlinkungen wie auch Verweise auf URLs sind in der Regel sehr nützliche Mehrwerte gegenüber der Print-Version eines Titels. Bei Verweisen auf Web-URLs sollte natürlich darauf geachtet werden, dass Links auch (noch) aktuell sind. Zu empfehlen ist die Verwendung von Shortlink-Diensten, damit Nutzer mit Geräten ohne Internet-Verbindung den Link einfacher nutzen können. Seitens der Marktplätze ist dabei die strikte Vorgabe zu beachten, dass innerhalb eines Titels nicht auf Shops anderer Anbieter verlinkt werden darf.
- Umgang mit Seitenzahlen: Seit EPUB3 ist es mittels der Page-Lists durchaus möglich, auch Informationen über die Print-Paginierung mit ins E-Book zu übernehmen. Je nach Anbieter und Lesesystem werden diese Informationen jedoch höchst unterschiedlich dargestellt und verwendet – und dies auch in der Regel nur in den jüngeren Versionen von Software und Hardware. Verweise auf Seiten im Fließtext, Verzeichnisse und Register sollten deswegen für die E-Book-Version stets als Verweise auf die Gliederungsstruktur des Titels umgesetzt werden – sowohl textlich als auch für die zugrunde liegende Link-Struktur.
Größenvorgaben der E-Book-Marktplätze
Auch wenn die Hardware der meisten Lesegeräte inzwischen einen durchaus hohen Standard besitzt, macht es dennoch Sinn, sich an Größenvorgaben für bestimmte Content-Bestandteile zu halten, um eine optimale Performance zu garantieren. Leider verwenden die Anbieter hier sehr unterschiedliche Richtwerte, so dass es nicht ganz einfach ist, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Zentral sind jedoch folgende Faktoren:
- Dateigröße der EPUB-Datei: Hier existieren sehr unterschiedliche Vorgaben für Maximalgrößen. Aus meiner Erfahrung würde ich empfehlen, in der Regel auf eine Maximalgröße von nicht deutlich über 100-150 MB zu achten. Bei größeren E-Book-Dateien leidet bereits die Ladezeit aus dem Shop, und auch die Performance auf dem Gerät geht selbst auf Highend-Geräten wie iPads deutlich zurück.
- Größe eines HTML-Kapitels: Zwar gibt es auf den meisten Plattformen für die Größe eines HTML-Kapitels innerhalb der EPUB-Datei keine harten Limits mehr. Aber auch hier würde ich raten, eine HTML-Datei nicht deutlich größer als ca. 100 kB werden zu lassen. Zum Vergleich: Tolino empfiehlt ein 50 kB-Limit für ein HTML-Kapitel, andere Anbieter wie Kobo geben Limits an wie 10 MB für ein HTML-Kapitel incl. aller eingebetteten Bilder.
- Dateigrößen und Qualität für Bilder: Da insbesondere Tablets und Smartphones mittlerweile sehr hochauflösende Displays verwenden, ist über die letzten Jahren hinweg auch der Qualitätsanspruch an eingebettete Bilder deutlich gestiegen. Genügten vor 10 Jahren die damals im Web üblichen 72 dpi vollkommen, hat zum Beispiel Amazon im letzten Jahr seine Empfehlung für die Bildauflösung auf 300 ppi erhöht und zusätzliche Richtlinien für absolute Bildgrößen in seine Guidelines aufgenommen. Besonders bei bildlastigen Titeln muss hier entschieden werden, ob man die Inhalte auf Qualität/Auflösung optimiert oder auf Größe – denn bei vielen Bildern sind 100-150 MB Gesamtgröße der Datei schnell überschritten. Zusätzlich gibt es auch hier Empfehlungen für Maximalgrößen und Mengen von Bilddateien: Apple schreibt eine Maximalgröße von 4 Mio. Pixeln pro Bild vor; Tolino empfiehlt, maximal 30 Bilder in einem HTML-Kapitel einzubinden und dabei eine Gesamtgröße von 4 MB für alle Bilder im Kapitel nicht zu überschreiten.
Für alle genannten Vorgaben der E-Book-Gerätehersteller bzw. -Marktplätze macht es grundsätzlich Sinn, sich immer einmal wieder einen Überblick über aktuelle Änderungen zu verschaffen. Denn zusammen mit Software und Hardware für das digitale Lesen entwickeln sich auch die Guidelines für den E-Book-Content stetig weiter. Und wie in jedem Bereich des digitalen Publizierens können wir uns sicher sein, dass die Entwicklung auch in den nächsten Jahren nicht stehen bleiben wird.
Fabian Kern begleitet mit seiner Unternehmensberatung digital publishing competence Verlage und Medienhäuser auf dem Weg in die digitale Welt. Er verfügt über langjährige Erfahrung als Projektleiter für digitales Produzieren mit den Schwerpunkten XML-Content-Management, Web-Entwicklung, E-Book-Produktion, Mobile Apps und Online-Datenbanken. Seit 2012 ist er als freier Berater, Projektmanager und Trainer tätig und berät Publikums- und Fachverlage in allen Belangen der digitalen Produktentwicklung.
Der größte Fauxpas, der mir (als Leser) mehrmals begegnete ist die Verwendung eines Grautones als Schriftfarbe. Grau! Niemand, der je einen E-Reader in der Hand hatte käme auf die Idee, etwas anderes als Schwarz zu verwenden. Nach wenigen Jahren (!) hat der Verlag das dann entsprechend geändert.
Äußerst wünschenswert aus Lesersicht wäre auch, wenn die Vorteile des Digitalen auch wirklich ausgenützt würden. Warum wird der Klappentext nicht ordentlich in die Metadaten eingepflegt? Warum zeigen die Tolinos diesen – wenn man ihn denn selbst einpflegt – immer noch nicht an? Das Gleiche gilt für Serieninformationen. Seit EPUB3 ist das in den Metadaten vorgesehen und ansonsten könnte man sich an den quasi-Standard von Calibre halten. Einige wenige E-Reader-Hersteller unterstützen das (z. B. Pocketbook, wobei sie bei EPUB3 auch nicht glänzen). Die Verlage sowie die Tolino-Allianz hingegen ignorieren das komplett.
Für das Leseerlebnis sowie die Sortier- und Überblicksmöglichkeiten auf dem E-Reader gibt es noch sooo viel Luft nach oben. Für viele Leser (eben gerade auch die Viel-Leser) wäre eine vernünftige Unterstützung der Metadaten sehr wichtig. Leider nehmen Hardwarehersteller und Verlage diese Chance nicht wahr.