Kaum ein Berufsbild im Verlag hat sich der Digitalisierung so weit geöffnet wie das des Herstellers. Im Interview erklärt Prof. Alexander Grossmann, wie sich die Tätigkeiten in der Medienproduktion durch die Digitalisierung verändert haben, welche Fähigkeiten junge Hersteller mitbringen müssen und wie die HTWK Leipzig neue Talente über einen Chatbot rekrutieren will.
Wie hat sich das Berufsbild des Herstellers in den vergangenen Jahren verändert?
Die Tätigkeit von Herstellerinnen und Herstellern ist vielseitiger geworden. Das gedruckte Buch steht nicht mehr allein im Fokus der täglichen Routine in einem Verlag oder bei einem Verlagsdienstleister, sondern alle Medienformen, wie beispielsweise E-Books oder Hörbücher. Außerdem steht bei den meisten größeren Verlagen nicht mehr die Gestaltung einzelner Bücher im Vordergrund, sondern die Koordination der Herstellungsabläufe mit internen Fachabteilungen oder externen Partnern. Heute geht es darum, im Team die verschiedenen Ausgabearten eines Werkes, beispielsweise eines Sachbuchs oder eines Romans, medienneutral zu planen und die dafür erforderlichen Schritte zeit- und kostengünstig zu disponieren.
Welche Fähigkeiten und Fachkenntnisse muss ein guter Verlagshersteller heute mitbringen?
Eine wichtige Voraussetzung ist Spaß am Organisieren und Planen, denn das Projekt- und Zeitmanagement nimmt einen wesentlichen Platz im Tagesgeschäft ein. Auch Englisch als Fremdsprache gehört in vielen Verlagen zum Alltag, denn oft arbeiten die Zulieferer heute im Ausland.
Wie attraktiv ist der Herstellerberuf für junge Menschen? Was muss sich ändern, damit das Berufsbild attraktiver wird?
Die Arbeit als Herstellerin oder Hersteller bietet bereits jetzt eine interessante Mischung aus Kreativität und Technik. Im Gegensatz zum Grafikdesigner sind aber beim Hersteller nicht allein gestalterische Kompetenzen gefragt, sondern auch Fertigkeiten im Einsatz digitaler Verfahren bei der Umsetzung von neuen Werken. Das macht den Beruf heutzutage vielseitiger als noch vor einigen Jahren, und wir sehen aufgrund der hohen Nachfrage überhaupt keine Probleme, qualifizierte Absolventen bereits mit Bachelor-Abschluss im Berufsleben unterzubringen. Auch können wir die hohe Zahl an Bewerbern an der HTWK jedes Jahr nicht einmal annähernd vollzählig mit Studienplätzen versorgen. Das ist natürlich schade, zeigt aber, dass das Berufsbild für junge Menschen offenbar eine hohe Attraktivität besitzt.
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Ist die Berufsbezeichnung Hersteller überhaupt noch treffend oder muss ein neuer Begriff gefunden werden, der das Kompetenzprofil besser beschreibt?
Wir haben mit der Einführung des Bachelor-Studiengangs vor einigen Jahren an der HTWK eine Umbenennung vorgenommen, um den veränderten Anforderungen in der Branche auch nomenklatorisch gerecht zu werden. Der Studiengang heißt bei uns seitdem „Buch- und Medienproduktion“ und spiegelt den Wandel des Tätigkeitsfeldes auch im Namen wider.
Welche Möglichkeiten gibt es, neue Studieninteressierte über das Berufsbild zu informieren und zu gewinnen?
Das zwölfköpfige Crossmedia-Team des Studiengangs Buch- und Medienproduktion der HTWK Leipzig hat sich das Ziel gesetzt, Wissen über die Studienrichtung aktiver zu verbreiten und mehr Studieninteressierte zu gewinnen. Mithilfe eines eigens entwickelten Chatbots – des BMBot – sollen Abiturienten und Berufsschüler erreicht werden, die bereits Erfahrung mit der Medienbranche haben. Im Dialog beantwortet der BMBot Fragen und sendet Informationen und News rund ums Studium. Mithilfe des Chatbots wollen wir den Interessenten den Studentenalltag über verschiedene Kommunikationskanäle transparent und erlebbar nahebringen.
Der BMBot der Studierenden der HTWK will Interessenten für den Beruf des Verlagsherstellers auf crossmediale Weise über Berufsbild und Studium informieren. Seine digitale „Heimat“ ist die Messenger-App Telegram.
Mehr zum veränderten Berufsbild der Herstellungsleiter in der Serie „Herstellung der Zukunft“.
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