Es ist unstreitig, dass die Digitalisierung von Verlagsprozessen Ressourcen spart und neue Geschäftschancen ermöglicht. Doch wer sollte den Digitalisierungsprozess selbst steuern? Planvolles Vorgehen und klare Zuweisung von Verantwortung zahlt sich aus. Zumindest ist dies die Erfahrung von Führungskräften aus anderen Branchen.
Die Digitalisierung hat viele Unternehmen maßgeblich verändert und leistet einen großen Beitrag zur Wertschöpfung. 90% der Entscheider aus Unternehmen im deutschsprachigen Raum bestätigten dies in der Studie „Digital Value 2018“ der Unternehmensberatung Horváth & Partners. Den CEOs wird heute eine deutlich geringere Rolle zugewiesen als noch 2016. Die Hauptverantwortung für die Digitalisierung sehen die Befragten eher bei IT-Leitern, Strategiechefs und Digitalverantwortlichen, da inzwischen die Umsetzung mehr im Vordergrund steht als die Strategie.
Diese Entwicklung birgt jedoch Risiken.
Digitalisierung ist Chefsache – davon war 2016 immerhin mehr als jedes dritte Unternehmen überzeugt. In 37% der Firmen lag die Hauptverantwortung für die Digitalisierung beim CEO, dem Vorsitzenden des Vorstandes bzw. der Geschäftsführung. Heute, nachdem die Digitalisierung Einzug in nahezu alle Lebensbereiche gefunden hat, müsste dieser Anteil noch deutlich höher liegen, könnte man vermuten. Doch das Gegenteil ist der Fall: Nur noch 8% der CEOs werden als hauptverantwortlich für Entwicklung und Umsetzung der Digitalstrategie gesehen. Mit zunehmendem Digitalisierungsgrad ist die Einbindung des Firmenchefs in die Leitung einzelner Projekte gesunken, da diese immer häufiger funktionalen Führungskräften zugewiesen wird.
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IT-, Strategie- und Digitalchefs in der Verantwortung
„Vor zwei Jahren haben viele Unternehmen auf oberster Führungsebene noch an ihrer Digitalstrategie gefeilt, in großen Teilen war sie nicht vollends umsetzungsreif“, sagt Michael Kieninger, Sprecher des Vorstands der Unternehmensberatung Horváth & Partners. „Heute fokussieren sich die Unternehmen auf die Umsetzung digitaler Maßnahmen, und diese legen sie in die Hände funktionaler Führungskräfte.“ Haben sich CEO und CIO die Digitalverantwortung 2016 mit jeweils 37% und 34% noch mehr oder weniger untereinander aufgeteilt, steht der IT-Leiter mit 35% jetzt an erster Stelle, gefolgt von neuen Protagonisten: dem Strategiechef (CSO) mit 19% und dem Digitalchef (CDO) mit 11%. Vor zwei Jahren spielten diese Positionen noch kaum eine Rolle, weil sie in vielen Unternehmen auch gar nicht vorhanden waren.
Technik darf die Strategie nicht bestimmen
Aus Expertensicht ist die Übertragung der Verantwortung für die Umsetzung digitaler Maßnahmen an Führungskräfte mit funktionaler Zuständigkeit in jedem Fall ratsam. Doch sollten strategische Fragestellungen der Digitalisierung unbedingt im Zuständigkeitsbereich des CEO verbleiben, der die gesamte Unternehmensstrategie im Blick hat. „Liegt die Digitalisierung vollständig in der Hand von IT- und Digitalexperten, droht die Gefahr, dass das Unternehmen die Möglichkeiten nur technikgetrieben angeht“, so Kieninger. „Technische Lösungen sollten aber immer nur Mittel zum Zweck sein, das Unternehmen insgesamt voranzubringen, etwa durch optimierte Vertriebskanäle, Produktivitätssteigerung oder Wissensvorsprung.“
Die Unternehmen sollten auch nicht dem Trugschluss unterliegen, es gehe bei der Digitalisierung nur noch um Umsetzung und Feintuning bereits geplanter Projekte. „In vielen Bereichen hat die Digitalisierung noch gar nicht richtig angefangen. Da braucht es neue Visionen, wie ein Unternehmen in der Zukunft erfolgreich sein kann“, sagt der Horváth-Experte. Auf diese Weise könnte es den Unternehmen gelingen, mit Hilfe der Digitalisierung nicht nur effizienter zu werden, sondern auch neue Erlösmodelle oder Geschäftsfelder aufzutun.
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