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In fünf Tagen neue Ideen entwickeln und Probleme lösen

An guten Ideen mangelt es in keinem Verlag. Woran es aber manchmal fehlt, ist die Fähigkeit, gute Ideen schnell zu schärfen und zu innovativen Geschäftsprozessen oder bedarfsgerechten Geschäftsmodellen und Produkten zu entwickeln.

Wie lässt sich der Turbo einschalten? Eine Lösung heißt „Rapid Prototyping“ und ist in der Softwareentwicklung weithin etabliert. Die Methode eignet sich aber für jede Branche und für eine Vielzahl von Problemstellungen. Im Prozesschannel von buchreport.de stellen die Google Ventures-Manager Jake Knapp, John Zeratsky und Braden Kowitz Rapid Prototyping in seinen Grundzügen vor.

Jake Knapp, John Zeratsky und Braden Kowitz sind Manager bei Google Ventures (GV), der Beteiligungsgesellschaft der Google-Mutter Alphabet.

  • Jake Knapp entwarf für das Unternehmen den Sprint-Prozess, den viele Start-ups anwenden. Bei Google leitete er Sprint-Prozesse, etwa für Gmail und Google X. 
  • John Zeratsky hat unter anderem für Apps und eine Tageszeitung geschrieben. Bevor er bei Google Ventures anfing, war er einer der führenden Entwickler bei YouTube. Der studierte Journalist schreibt unter anderem für das „Wall Street Journal” und „Wired”. 
  • Braden Kowitz gründete 2009 das Google-Ventures-Team und führte die Rolle des Entwicklungspartners in einer Venture-Capital-Firma ein. Bevor er zu Google kam und dort in verschiedenen Firmen arbeitete, hat er Start-ups zu Produktdesign, Personal und Teamkultur beraten. 

Gute Ideen sind selten. Und selbst wenn eine Idee noch so gut ist, ist das keine Garantie dafür, dass sie sich auch in der echten Welt behaupten kann. Das gilt für jeden, ob er nun ein Start-up führt, in einer Schule unterrichtet oder in einem großen Unternehmen arbeitet.

Die Umsetzung von Ideen ist bisweilen eine schwierige Sache. Was ist der wichtigste Punkt, auf den Sie Ihre gesamte Energie konzentrieren müssen? Und wie packen Sie das Ganze an? Wie wird Ihre Idee in der realen Umsetzung aussehen? Ist es besser, einen besonders cleveren Menschen dranzusetzen und all das austüfteln zu lassen, oder sollten Sie lieber ein Team-Brainstorming durchführen? Und woher wissen Sie, dass Sie die richtige Lösung gefunden haben? Wie viele Meetings und Diskussionen sind nötig, um sich sicher zu sein? Und wenn das einmal erledigt ist, interessiert sich dann auch irgendjemand für Ihre Idee?

Erfolgskritische Fragen schnell beantworten

Als Partner von Google Ventures (GV) lautet unsere Mission, unseren Start-ups dabei zu helfen, diese erfolgsentscheidenden Fragen zu beantworten. Wir sind keine Berater, die nach Stundenaufwand bezahlt werden. Wir sind Investoren, die dann Erfolg haben, wenn die von uns betreuten Unternehmen erfolgreich sind. Um ihnen dabei zu helfen, eine schnelle Lösung für ihre Probleme zu finden und schnell auf eigenen Füßen zu stehen, haben wir unseren Sprint-Prozess so optimiert, dass er die besten Ergebnisse in der kürzestmöglichen Zeit hervorbringt. Das Beste daran ist jedoch, dass der Prozess auf Menschen, Wissen und Instrumente zurückgreift, über die jedes Team bereits verfügt.

Der Channel Produktion & Prozesse

Weitere Lösungen, Impulse und Erfahrungsberichte für die Verlagsproduktion lesen Sie im Channel Produktion & Prozesse von buchreport und Channel-Partner Publisher Consultants.
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Durch die Sprint-Arbeit mit unseren Start-ups kürzen wir endlose Debatten ab und komprimieren Monate zu einer einzigen Woche. Anstatt erst einmal ein minimales Produkt auf den Markt zu bringen, um zu verstehen, ob eine Idee wirklich taugt, erhalten unsere Unternehmen vorab klare Daten aus einem realistischen Prototypen.

Der Sprint stattet unsere Start-ups mit einer Art Superkraft aus: Sie können in die Zukunft „vorspulen“ und vorwegnehmen, wie Kunden auf ihr fertiges Produkt reagieren werden, bevor sie teure Investitionen tätigen. Wenn sich eine riskante Idee in einem Sprint bewährt, ist das Ergebnis überwältigend. Die größte Investitionsrendite bieten jedoch die Misserfolge, auch wenn sie schmerzhaft sind. Nach nur fünf Tagen Arbeit erfolgsentscheidende Mängel zu identifizieren, ist das Maximum an Effizienz. Das ist zwar ein harter Lernprozess, aber er verhindert frühzeitig das teure Scheitern am Markt.

Wann ein Sprint besonders gut hilft

Wenn Sie ein Projekt beginnen, das Monate oder sogar Jahre in Anspruch nehmen wird, ist ein Sprint ein ausgezeichneter Projektauftakt. Sprints eignen sich aber nicht nur für langfristige Projekte. Nachfolgend drei anspruchsvolle Situationen, für die ein Sprint die Lösung bieten kann:

  • Es steht viel auf dem Spiel
    Wie der Kaffeeproduzent Blue Bottle mit seinem neuen Onlineshop stehen Sie vor einem großen Problem, und die Lösung erfordert viel Zeit und Geld. Das ist so, als wären Sie Schiffskapitän. Ein Sprint ist Ihre Chance, die Seekarten zu prüfen und den richtigen Kurs zu bestimmen, bevor Sie mit „Volldampf voraus!” losfahren.
  • Die Zeit ist knapp
    Sie befinden sich in einem Wettlauf gegen die Zeit – wie die Leute von Savioke, die ihren Roboter für ein Hotel-Pilotprojekt fertigstellen mussten. Das Savioke-Team brauchte überzeugende Lösungen, und zwar schnell. Wie der Name schon sagt, ist ein Sprint gerade für hohes Tempo gemacht.
  • Sie stecken fest
    Bei manchen wichtigen Projekten fällt der Anfang schwer. Andere verlieren unterwegs an Eigendynamik. In solchen Situationen kann ein Sprint den nötigen Schub liefern. Er ist ein frischer Ansatz zur Problemlösung, der Ihnen hilft, aus der Sackgasse herauszukommen.

Die großen Probleme direkt attackieren

Wenn wir mit Leuten von Start-ups über Sprints sprechen, spornen wir sie an, ihr wichtigstes Problem frontal anzugehen. Ein Sprint erfordert viel Energie und Konzentration. Verzetteln Sie sich nicht mit kleinen Gewinnen oder netten, belanglosen Projekten, weil die Beteiligten sich dann nicht voll engagieren werden. Wahrscheinlich werden sie sich dafür nicht einmal genug Zeit nehmen.

Wie groß ist zu groß? Wir wissen, dass Sprints für Websites und andere Herausforderungen im Bereich Software geeignet sind, aber wie sieht es mit wirklich großen, komplizierten Problemen aus?

Kein Problem ist zu groß oder kompliziert für einen Sprint. Das klingt zunächst vielleicht absurd, aber es gibt zwei wichtige Gründe, die belegen, dass es stimmt:

  • Erstens zwingt der Sprint Ihr Team, sich auf die dringendsten Fragen zu konzentrieren.
  • Zweitens ermöglicht er Ihnen, aus dem Prototyp eines zukünftigen Produkts zu lernen. Blue Bottle etwa konnte mit einer Folienpräsentation einen Prototypen der Nutzeroberfläche einer Website erstellen – bevor es die Software und die Lagerprozesse entwickelte, um den Onlineshop voll funktionsfähig zu gestalten. Der Fluidtechnik-Hersteller Graco nutzte eine Broschüre als Prototyp, um ein Verkaufsgespräch zu simulieren, noch bevor das Produkt überhaupt entwickelt, geschweige denn hergestellt worden war.

Kreativ und effektiv »im Sprint«

Bei GV haben wir Sprints verwendet, um die Profitabilität neuer Geschäftszweige zu testen, um die erste Version neuer Apps zu erstellen, Massenprodukte zu verbessern, Marketingstrategien zu definieren und Berichte für medizinische Tests zu erstellen. Investmentbanker haben mithilfe von Sprints ihre nächste Strategie bestimmt; das Google-Team hat mithilfe von Sprints das selbstfahrende Auto gebaut und Highschool-Schüler haben mit diesem Prozess eine anspruchsvolle mathematische Aufgabe bewältigt.

Anhand unseres Do-it-yourself-Leitfadens kann jeder seinen eigenen Sprint durchführen und seine dringendsten Fragen für sein Unternehmen beantworten:

  • Am Montag analysieren Sie das Problem und bestimmen den wichtigsten Punkt, auf den Sie sich konzentrieren werden.
  • Am Dienstag skizzieren Sie mögliche Lösungen auf Papier.
  • Am Mittwoch treffen Sie schwierige Entscheidungen und verwandeln Ihre Ideen in eine testbare Hypothese.
  • Am Donnerstag erstellen Sie einen realistischen Prototyp.
  • Am Freitag testen Sie den Prototyp an echten Menschen.

Wir wollen mit unserem Leitfaden keine Ratschläge von oben herab geben, wir befassen uns mit konkreten Details. Wir helfen dabei, das perfekte Sprint-Team aus Leuten zusammenzustellen, mit denen Sie jetzt schon zusammenarbeiten. Sie lernen hoch anspruchsvolle Dinge (zum Beispiel, wie Sie das meiste aus den unterschiedlichen Meinungen Ihrer Teammitglieder und der Vision einer Führungskraft herausholen), mittelschwere Dinge (zum Beispiel, warum Ihr Team drei Tage lang Telefone und Computer ausschalten sollte) und ganz simple Dinge (warum Sie um 13 Uhr zu Mittag essen sollten). Am Ende haben Sie kein vollständiges, detailliertes, auslieferungsbereites Produkt, aber Sie werden schnell vorankommen, und Sie werden genau wissen, ob die Richtung stimmt, in die Sie gehen.

Wenn Sie mit Lean Development oder Design Thinking vertraut sind, werden Sie feststellen, dass der Sprint eine praktische Methode zur Anwendung dieser Richtlinien ist. Wenn Ihr Team sogenannte agile Prozesse verwendet, werden Sie feststellen, dass unsere Definition von „Sprint“ anders, aber komplementär ist. Und wenn Sie noch nie von diesen Methoden gehört haben – keine Angst, Sie werden keine Probleme haben. Unsere Empfehlungen sind für Experten und Anfänger gleichermaßen geeignet; sie sind für alle gemacht, die vor einer großen Chance oder Idee oder einem großen Problem stehen und irgendwie den Anfang finden müssen. Jeder Schritt wurde im Verlauf unserer mehr als hundert Sprints ausgetestet, modifiziert, erneut getestet und bewertet und auf Basis der Rückmeldungen, die wir aus unserer wachsenden Sprint-Gemeinde erhalten haben, feinjustiert.

Checkliste Vorbereitung

Bevor Sie jedoch mit einem Sprint beginnen, müssen Sie den Prozess sorgfältig planen, damit er ein voller Erfolg wird:

  • Wählen Sie eine große Herausforderung aus. Führen Sie einen Sprint durch, wenn viel auf dem Spiel steht, wenn Sie unter großem Zeitdruck stehen oder einfach nicht weiterkommen.
  • Beteiligen Sie ein oder zwei Entscheider. Ohne Entscheider haben die Entscheidungen keinen wirklich verpflichtenden Charakter. Wenn der Entscheider nicht an der gesamten Sprint-Woche teilnehmen kann, bitten Sie ihn, einen Delegierten zu bestimmen, der teilnehmen kann.
  • Stellen Sie das Sprint-Team zusammen. Maximal sieben Teilnehmer. Achten Sie darauf, dass unterschiedliche Kompetenzen vertreten sind.
  • Planen Sie Expertenbefragungen ein. Nicht alle Experten können an der gesamten Sprint-Woche teilnehmen. Planen Sie für Montagnachmittag fünfzehn- bis dreißigminütige Gespräche mit zusätzlichen Experten ein. Insgesamt sollten Sie dafür zwei bis drei Stunden ansetzen.
  • Bestimmen Sie einen Moderator. Der Moderator koordiniert die Diskussionen, übernimmt das Zeitmanagement und steuert den gesamten Sprint-Prozess. Wählen Sie jemanden aus, der sich zutraut, ein Team zu moderieren, und der in der Lage ist, Diskussionsergebnisse kurz und prägnant zusammenzufassen. Das können auch Sie selbst sein!
  • Blockieren Sie fünf ganze Tage in Ihrem Terminkalender. Reservieren Sie Montag bis Donnerstag von 10 Uhr morgens bis 17 Uhr und Freitag von 9 Uhr bis 17 Uhr für Ihr Sprint-Team.
  • Buchen Sie einen Raum mit zwei Whiteboards. Reservieren Sie einen Sprint-Raum für die ganze Woche. Wenn nur ein Whiteboard vorhanden ist, kaufen Sie ein zweites oder improvisieren Sie.
  • Buchen Sie einen zweiten Raum für die Kundeninterviews am Freitag.

Wichtige Hinweise:

  • Keine Ablenkung: Keine Laptops, Mobiltelefone oder iPads erlaubt. Falls Sie Ihren mobilen Helfer benutzen müssen, verlassen Sie den Raum oder warten Sie bis zur nächsten Pause.
  • Disziplinierte Zeitplanung: Ein enger Zeitplan bildet das nötige Vertrauen in den Sprint-Prozess. Verwenden Sie eine Countdown-Uhr, um Konzentration und ein Gefühl der Dringlichkeit zu erzeugen.
  • Spätes Mittagessen: Legen Sie gegen 11:30 Uhr eine Snackpause ein und planen Sie das Mittagessen für 13 Uhr ein. Mit diesem Zeitplan wahren Sie den Energiepegel und vermeiden lange Wartezeiten beim Mittagessen.

 

Mit freundlicher Genehmigung des Redline Verlags. Auszug aus:

Jake Knapp mit John Zeratsky und Braden Kowitz:

„Sprint. Wie man in nur fünf Tagen neue Ideen testet und Probleme löst”

Redline Verlag, 256 Seiten, 19,99 Euro

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