Angefangen als Onlinebuchhändler, umfasst das Portfolio von Amazon inzwischen auch Cloud-Computing und Banking – warum Jeff Bezos auf der Suche nach Neuerungen gezielt dunkle Gassen ansteuert, weshalb Amazon noch ein Start-Up ist und wieso Powerpoint-Präsentationen verboten sind, das zeigt ein Report im manager magazin (Ausgabe vom 18.1.2013).
Die wie buchreport ebenfalls in der SPIEGEL-Gruppe erscheinende Zeitschrift hat Manager des Konzerns, darunter Gründer Bezos, in Seattle getroffen. Einige Themen aus dem Artikel:
- Prinzip: Amazon funktioniere ganz nach dem Abbild seines Gründers „pragmatisch, schnell, rastlos“. Bezos nennt dies „Mentalität eines Forschungsreisenden“: „Es gefällt uns, dunkle Gassen zu betreten. Wir erkunden, ob sie nicht in helle Alleen münden.“ Das Prinzip werde in Seattle bei jeder Fahrt im Aufzug gezeigt. Dort hänge ein Schaubild, das die exponentiell wachsende Verkaufskurve für E-Books zeige, die die Kurve für traditionelle Bücher längst abgehängt habe.
- Organisation: Die Amazon-Sparten seien verstreut auf etliche Gebäude in Downtown Seattle und arbeiteten völlig unabhängig voneinander (was von Apple bekannt ist). Einzelne Produktteams seien in der Regel nur so groß, dass sie mit zwei Pizzen satt zu bekommen seien („Two Pizza Teams“ hießen sie intern). Ein Ex-Amazon-Manager erklärt, Amazon sei ein Konglomerat aus vielen Start-ups.
- Arbeitsmoral: Bezos verlangt von seinen Mitarbeitern, grundsätzlich wie ein „Eigentümer“ für alles verantwortlich zu sein – in Meetings werde man auch mit Problemen außerhalb der eigenen Zuständigkeit konfrontiert. Bei Unsicherheiten im eigenen Fachgebiet werde man von Bezos „gegrillt“. Statt präsentationsgetriebene Powerpoint-Präsentationen verlange Bezos inhaltsgetriebene „Six-Pager“.
- Kundenfokus: Alle Führungskräfte müssten täglich im Schnitt 45 Minuten lang Kundenbriefe lesen, um die eigenen Schwächen schnellstmöglich auszumerzen.
- Gefahr: Bezos‘ gefährlichster Gegner, so das manager magazin, seien einerseits die Kartellwächter: Politiker in Europa und den USA, die Amazons Steuerschlupflöcher stopfen wollten. Außerdem dürfe Bezos in seinem Kerngeschäft, dem Online-Handel, nicht nachlassen. „Denn hier wird das Geld für die Expansion verdient.“
Kundenbriefe sind das Eine, vielleicht sollten die Manager auch 1x am Tag mit einem Onlinehändler telefonieren. Die sind es, die außerhalb des Buchmarktes für das Sortiment sorgen, das Amazon zum Marktführer macht.
„Statt präsentationsgetriebene Powerpoint-Präsentationen verlange Bezos inhaltsgetriebene „Six-Pager“.“ — könnte man schöner sagen 😉