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Preis der Leipziger Buchmesse 2021 vergeben

Die Nominierten des Preises der Leipziger Buchmesse waren in diesem Jahr per Video zugeschaltet (Abb.: Screenshot des Livestreams).

Die Träger des Preises der Leipziger Buchmesse stehen fest: Iris Hanika hat in der Kategorie Belletristik gewonnen. Außerdem war Heike Behrend in der Kategorie Sachbuch/Essayistik erfolgreich, Timea Tankó wurde für die beste Übersetzung ausgezeichnet.

Wegen der erneuten Absage der Leipziger Buchmesse erfolgte die Bekanntgabe der Gewinner bei einer Sonderausgabe des Festivals „Leipzig liest extra“ in überwiegend digitalem Rahmen. Bei der Preisverleihung in der Kongresshalle am Zoo Leipzig wurden die Nominierten digital auf die Leinwand zugeschaltet, ausschließlich die Jurymitglieder sowie die Preispaten waren vor Ort. Die Mitglieder des Auswahlgremiums begründeten ihre Entscheidungen wie folgt:

  • In ihrem Roman „Echos Kammern“ (Literaturverlag Droschl, 2020) verpflanze Iris Hanika das Dilemma von Echo und Narziss ins New York und Berlin der Gegenwart: „Eine vergnügliche, doppelbödige Prosa, die Liebesleid, Gentrifizierung und Tourismus ironisiert und buchstäblich eine neue, eigene Sprache findet.“
  • In „Menschwerdung eines Affen“ (Matthes & Seitz, 2020), Heike Behrends „Autobiografie der ethnografischen Forschung“, führten diejenigen der Autorin die Feder, die sonst die Beobachteten seien. Die eigene Neugier der Ethnologin Behrend stieß auf die der von ihr beobachteten Gruppen: „Wer verstehen will, was Diversität aus einer anderen als der eurozentrischen Perspektive bedeutet, der ist bei Behrend richtig.“ 
  • Timea Tankó hat die Jury mit ihrer Übersetzung von Miklós Szentkuthys „Apropos Casanova. Das Brevier des Heiligen Orpheus“ (Die Andere Bibliothek, 2020) überzeugt: „In Szentkuthys Casanova-Fantasien blitzen Leidenschaften, strahlt Intellekt, glüht Elegisches.“ Timea Tankó habe dieses Wunder an Vitalität und Musikalität „in ein so lebendiges und klingendes Deutsch gebracht, dass es den Leser mal mitreisst, mal schlicht umwirft“.

Zu den Autoren:

  • Iris Hanika wurde 1962 in Würzburg geboren. Ihr umfangreiches Werk, u. a. die Erzähling „Katharina oder die Existenzverpflichtung“ (Fannei & Walz, 1992), „Treffen sich zwei“ (2008), „Tanzen auf Beton“ (2012), „Wie der Müll geordnet wird“ (2015, alle drei im Literaturverlag Droschl) bescherten der Autorin zahlreiche Preise, darunter den Hans-Fallada-Preis 2006, den European Union Prize for Literature 2006 und den Hermann-Hesse-Literaturpreis 2020.
  • Heike Behrend studierte Ethnologie und Religionswissenschaft. Sie arbeitete ethnografisch vor allem in Ostafrika und unterrichtete an verschiedenen Universitäten. Sie veröffentlichte zahlreiche Bücher und Aufsätze, u. a. „Alice und die Geister. Krieg im Norden Ugandas“ (Trickster, 1993) und „Contesting Visibility. Photographic Practices on the East African Coast“ (transcript, 2013).
  • Timea Tankó, 1978 in Leipzig geboren, arbeitet als Dolmetscherin sowie als Übersetzerin ungarischer und französischer Literatur. Neben Übertragungen u. a. von Werken István Keménys, Antal Szerbs und György Dragománs ins Deutsche brachte sie z. B. auch Texte Esther Kinskys ins Ungarische. Zuletzt wurde sie mit dem Exzellenzstipendium des Deutschen Übersetzerfonds 2020 ausgezeichnet. Sie lebt in Berlin.

Die siebenköpfige Jury hatte 389 eingereichte Titel (im Vorjahr waren es 402) geprüft. Der Jury gehören Jens Bisky (Leitung), Anne-Dore Krohn, Tobias Lehmkuhl, Andreas Platthaus, Marc Reichwein, Katrin Schumacher und Katharina Teutsch an. 

Neben den Gewinnern waren außerdem die folgenden Autorinnen und Autoren nominiert:

Kategorie Belletristik:

  • Judith Hermann: Daheim (S. Fischer Verlag, 28. April 2021)
  • Christian Kracht: Eurotrash (Kiepenheuer & Witsch, 4. März 2021)
  • Friederike Mayröcker: da ich morgens und moosgrün. Ans Fenster trete (Suhrkamp Verlag, 20. Juli 2020)
  • Helga Schubert: Vom Aufstehen: Ein Leben in Geschichten (dtv, 18. März 2021)

Kategorie Sachbuch / Essayistik

  • Dan Diner: Ein anderer Krieg. Das jüdische Palästina und der Zweite Weltkrieg 1935 – 1942 (Deutsche Verlags-Anstalt, 15. März 2021)
  • Michael Hagner: Foucaults Pendel und wir. Anlässlich einer Installation von Gerhard Richter (Verlag Walther König, 25. März 2021)
  • Christoph Möllers: Freiheitsgrade. Elemente einer liberalen politischen Mechanik (Suhrkamp Verlag, 27. September 2020)
  • Uta Ruge: Bauern, Land: Die Geschichte meines Dorfes im Weltzusammenhang (Verlag Antje Kunstmann, 26. August 2020)

Kategorie Übersetzung

  • Ann Cotten: übersetzte aus dem Englischen „Pippins Tochters Taschentuch“ von Rosmarie Waldrop (Suhrkamp Verlag, 18. April 2021)
  • Sonja Finck und Frank Heibert: übersetzten aus dem Französischen (Québec) „Der große Absturz. Stories aus Kitchike“ von Louis-Karl Picard-Sioui (Secession Verlag für Literatur, 15. September 2020)
  • Hinrich Schmidt-Henkel: übersetzte aus dem Norwegischen „Die Vögel“ von Tarjei Vesaas (Guggolz Verlag, 30. Oktober 2020)
  • Nikolaus Stingl und Dirk van Gunsteren: übersetzten aus dem Englischen „USA-Trilogie. Der 42. Breitengrad / 1919 / Das große Geld“ von John Dos Passos (Rowohlt Verlag, 16. Juni 2020)

Der Preis der Leipziger Buchmesse ist insgesamt mit 60.000 Euro dotiert. Er wird vom Freistaat Sachsen und der Stadt Leipzig unterstützt. 2021 wurde er zum 17. Mal vergeben.

Im vergangen Jahr ging die Auszeichnung an Lutz Seiler (Belletristik). Außerdem gewann Bettina Hitzer in der Kategorie Sachbuch/Essayistik, Pieke Biermann wurde für die beste Übersetzung ausgezeichnet.

 

 

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