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Preis für widerborstige Betriebsnudel

Nach mehreren vergeblichen Anläufen hat der umstrittene Autor Michel Houellebecq den Prix Goncout für „La carte et le territoire“ gewonnen. Noch immer wird ihm von französichen Medien vorgeworfen, Passagen aus Wikipedia abgeschrieben zu haben. Virginie Despentes gewann den Prix Renaudot für „Apocalypse Bébé“. Die Medien diskutieren die Wahl. Man könne die Verleihung als Versöhnungsversuch des Pariser Literaturapparats mit seiner widerborstigsten Betriebsnudel verstehen, schreibt die „Welt“, bisher habe er die Aussicht auf offizielle Ehrungen konsequent hintertrieben. Houellebecq habe sich als obsessiver Chronist einer globalisierungsverwirrten französischen Gesellschaft etabliert. Provokation als werbebegleitende Maßnahme habe er jetzt kaum mehr nötig. Der Roman sei ein großer Wurf, ein französisches Panorama, ein Buch über das Altern, ein Künstlerroman und eine famose Satire, eine Eloge auf die Schönheit von Michelin-Straßenkarten und eine Farce über ein Attentat auf einen Schriftsteller namens Michel Houellebecq.
„FAZ“ (S. 32), „SZ“ (S. 11)

spiegel.de, taz.de, welt.de

BÜCHER & AUTOREN

Bei Ling: Der im Exil lebende chinesische Dichter, Verleger und Essayist ist auf dem Weg von Frankfurt nach Taiwan beim Umsteigen von schwer bewaffneten Polizisten zum Rückflug gezwungen worden. Ein Koffer mit Manuskripten sei laut Schriftstellervereinigung P.E.N. beschlagnahmt, Bei am Rücken verletzt worden.
welt.de

Bibi Blocksberg: Das kleine Hexenmädchen wird 30 Jahre alt. Die „Welt“ rätselt, ob die Anleitung für den in der bürgerlichen Mitte angekommenen Protest aus dem Kinderzimmer kommt.
welt.de

Swetlana Geier: Die russische Übersetzerin ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Die „SZ“ beschreibt, wie sie die russische Bücherwelt in ihrem Haus in Baden gehütet hat.
„SZ“ (S. 14)
spiegel.de, welt.de

Ernst Jünger: Das Marbacher Literaturarchiv zeigt Jüngers Nachlass. Die „Welt“ glaubt, dass über den „Käferkasten der Literatur“ der Mensch aus dem Blick verloren wird.
welt.de

Necal Kelek: Die „FAZ“ druckt die leicht gekürzte Dankesrede der Soziologin beim Erhalt des Freiheitspreises der Friedrich-Naumann-Stiftung. Erst wenn die in Westeuropa lebenden Muslime das Angebot der Freiheit annähmen, könne Integration gelingen.
„FAZ“ (S. 33)

Martin Walser/Thilo Sarrazin: Martin Walser bricht im „Bild“-Interview eine Lanze für Thilo Sarrazin. Die politische Klasse habe Sarrazins Buch töricht schnell verurteilt.
bild.de

Anne Weber: Die in Paris lebende Schriftstellerin erhält den vom Deutschen Literaturfonds vergebenen Kranichsteiner Literaturpreis für ihr Gesamtwerk.
„FAZ“ (S. 33)

ONLINE

Umsonstkultur: Das Internet habe für Verlage nicht den ursprünglich erwarten Prosperitätsschub, sondern die schwerste Medienkrise seit Erfindung der Drucktechnologie gebracht. Jetzt erklären die Medienkonzerne die Gratiskultur zum Jahrhundertirrtum.
tagesspiegel.de

Amazon: Zeitungen und Zeitschriften sollen 70 Prozent der Erlöse im Kindle-Sore erhalten. Damit passt das Unternehmen seine Konditionen an die von Apple an.
nytimes.com


MEDIEN & MÄRKTE

Versandhandel: Der Onlinehandel boomt, vor Weihnachten ganz besonders – Marktforscher rechnen in diesem Jahr mit einem Wachstum von 17 Prozent. Gerichtsurteile stärken die Rechte der Verbraucher, doch die danken das nicht, sondern verursachen gewollt geschäftsschädigend riesigen wirtschaftlichen Schaden.
„Handelsblatt“ (S. 18/23)

SZENE

Medientrends: Auf dem Forum d’Avignon standen zum dritten Mal Trends in der Medienbranche auf dem Themenplan – von Bezahlmodellen im Internet bis zu E-Books. Für die Buchbranche wurden Prognosen bestätigt, die den E-Books in europäischen Ländern bis 2015 einen Anteil von 15–20 Prozent versprechen. Besonders Autoren würden sich in einer guten Position befinden, um von der digitalen Ära zu profitieren.
„FAZ“ (S. 19)

Medienrevolution: Verleger Hubert Burda und Philosoph Peter Sloterdijk unterhalten sich über moderne Medienwelten in Internet und Fernsehen und ihre Auswirkungen auf die Menschen.
„FAZ“ (S. 35)

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