Eine buchreport-Diskussionsrunde mit Simon Biallowons (Herder), Renate Herre (Carlsen) und Jan Weitendorf von Hacht (W1-Media).
Mit welchen Aussichten gehen Sie als Programmmacher ins Finale 2022 und ins neue Jahr?
Simon Biallowons: Ich bin gespannt, sehe durchaus positive Signale, aber der Druck mit Blick auf ein ordentliches Weihnachtsgeschäft ist gegenüber den letzten beiden Jahren nochmals gestiegen.
- Renate Herre: Ja, es wird spannend, aber auch ich bin positiv gestimmt. Der Umsatz ist im Moment nicht unser Problem, die beiden Corona-Jahre sind für uns sensationell gut verlaufen. Die Herausforderung ist das Ergebnis. Die Rahmenbedingungen sind ganz andere durch die steigenden Papierpreise und die Energiekosten-Entwicklung, der wir nicht ausweichen können. Was wir heute kalkulieren, können wir morgen schon wieder in die Tonne treten.
- Jan Weitendorf von Hacht: Wenn der Kostenanteil des Drucks noch größer wird, kann es schnell passieren, dass ein Verlag an die Grenze kommt, vor allem kleinere Verlage, die nicht wie Carlsen oder auch Herder Papiervorräte anlegen können und über eine gewisse Einkaufsmacht verfügen, um die Druckpreise länger stabil zu halten.
An welchen Stellschrauben können Sie jetzt noch drehen?
- Herre: Wir haben uns über die Bonnier-Gruppe Papierkontingente sichern können und es tut mir schon leid, wenn ich sehe, wie manche kleinere Verlage da kämpfen müssen. Ich hätte nie gedacht, dass wir einmal als größte Herausforderung über Druckkapazitäten und Papier reden. Wir haben im Sommer alles auf den Prüfstand gestellt, uns vom holzfreien Papier verabschiedet und drucken jetzt auf holzhaltigem Papier. Da muss ich auch selbstkritisch sagen: Das hätten wir schon längst machen können, weil das kein Qualitätsverlust ist, auch nicht mit Schwarzweiß-Bildern. Die Auseinandersetzung mit diesen herstellerischen Themen war für uns letztlich auch eine Chance nachzujustieren, eine Grammatur zu verändern, die immer gesetzt war. Aber wer sagt, dass es immer ein 90-Gramm-Papier sein muss?
- Weitendorf: An diesen kleinen Stellschrauben haben wir auch gedreht und verzichten auf das Vorsatzpapier, das stattdessen mitgedruckt wird. Das Buch wird dadurch nicht schlechter. Es war bisher die Sicht der Herstellung zu sagen: Das können wir doch nicht machen. Unsere neue Herstellungsleitung hat das hinterfragt und mit der neuen Variante sind jetzt alle doch zufrieden, und die Kunden nehmen dies ohnehin nicht wahr.
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