In der Wissenschaftskommunikation verändert Open Access das Geschäftsmodell: Die Nutzung ist frei, die Finanzierung erfolgt etwa durch eine APC (Article Processing Charge), für die der Autor, seine Institution oder auch Dritte aufkommen wie Fachgesellschaften und Förderinstitutionen.
Aber: „Im Jahr 2017 stellt sich mit zunehmender Brisanz die Frage, woher die Finanzierung von Open Access künftig kommen soll“, schreibt Open-Access-Experte Sven Fund in seiner Zwischenbilanz für buchreport (Hier geht es zu dem Beitrag): „Wurden in den ersten Jahren des Modells Experimente oft aus Sondermitteln finanziert, ist heute klar, dass dies aufgrund der stark steigenden Nachfrage künftig nicht mehr reichen wird. Das rückt die überwiegend öffentlich finanzierten Bibliotheken, in ihrer Mehrheit entschiedene Förderer des Modells, in den Fokus der Diskussion:
- Sie müssen aktiv ihre wirtschaftlichen Mittel aus der klassischen Erwerbung von Inhalten zur Finanzierung von Open Access umschichten.
- Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Universitäten und anderen Institutionen erhalten so deutlich mehr direkten Einfluss auf die Mittelverwendung.
- Der klassische Bestandsaufbau der Bibliothek wird dadurch unmöglich“, schreibt Fund.
Der „Deal“ forciert Open Access: Was bedeutet das finanziell?
Besonders forciert wird Open Access derzeit von der Allianz der Wissenschaftsorganisation, vertreten durch die Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Die Allianz verhandelt unter dem Projektnamen „Deal“ mit den großen Wissenschaftsverlagen Elsevier, Wiley und Springer Nature über Nationallizenzen. (Hier ein ausführlicherer Beitrag über den „Deal“ PLUS) Ein Ziel des „Deals“: „Alle Publikationen von Autorinnen und Autoren aus deutschen Einrichtungen werden automatisch Open Access geschaltet (CC-BY, inkl. Peer Review).“
buchreport hat die Deal-Verhandler Horst Hippler (HRK) und Antje Kellersohn (Universitätbibliothek Freiburg) zur künftigen Finanzierung befragt. Hier sind die (schriftlichen) Antworten auf die Fragen:
buchreport: Gerade für die Übergangszeit stellt sich ja die Frage, wie die wissenschaftlichen Organisationen und ihre Bibliotheken ihr Budget aufteilen zwischen OA-Publikationen (Bedienung des „Deals“) und weiterhin notwendigen Erwerbungen.
Hippler/Kellersohn: Es ist das Ziel im Rahmen der DEAL-Verhandlungen, eine signifikante Änderung gegenüber dem gegenwärtigen Status Quo bei den Inhalten und der Preisgestaltung zu erreichen. Gerade kleinere und mittlere Verlage sollten von einer Änderung der Preisgestaltung profitieren, da ein größerer Anteil der Erwerbungsbudgets ungebunden zur Verfügung stehen würde.
buchreport: Es besteht vermutlich bisher kein Zusammenhang zwischen den Erwerbungsetats von Bibliotheken und dem Publikationsvolumen der zugehörigen Institution: Was bedeutet das für Forschungseinrichtungen, die besonders viel publizieren?
Hippler/Kellersohn: In einem System, in dem für das Publizieren und nicht mehr für das Lesen bezahlt wird, werden die Einrichtungen, die viel publizieren, in der Tat mehr zahlen als die, die weniger publizieren. Um diese Kosten aufzufangen wäre es z.B. notwendig, die Forschungsförderung zukünftig so anzupassen, dass die mit OA anfallenden Kosten für Publikationen in den bewilligten Mitteln berücksichtigt werden.
buchreport: Angesichts eher steigender wissenschaftlicher Publikationszahlen: Wie wird das Veröffentlichungsvolumen in den Verträgen mit den Verlagen verrechnet oder gedeckelt?
Hippler/Kellersohn: Im Rahmen der DEAL-Verhandlungen wird man sich an der bisherigen Entwicklung des Publikationsaufkommens orientieren. Da wir mit den drei Verlagen bereits zu Beginn unserer Verhandlungsgespräche Vertraulichkeit über die Gesprächsinhalte vereinbart haben, können wir Ihre Frage hier nicht genauer beantworten. Wir bitten um Verständnis.
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