Die rigorose Rotstift-Politik, mit der die britische Regierung den Staatshaushalt sanieren will, macht auch vor den Bibliotheken nicht Halt (buchreport berichtete). Die Kommunen werden zur Kasse gebeten und geben die ihnen verordneten Sparetats konsequent nach unten weiter, mit fatalen Folgen für
das öffentliche Bibliothekswesen im Land. Niemand weiß derzeit genau, wie viele Büchereien zur Schließung anstehen, doch dürften es mittlerweile an die 1000 sein.
Aber die Empörung in der Öffentlichkeit wächst. In den betroffenen Städten und Regionen mehren sich die wütenden Proteste von Bibliotheksnutzern. Tausende demonstrierten bei dem von Autor Alan Gibbons organisierten „Carnival of Resistance“ in den 40 teilnehmenden Bibliotheken im Süden Englands. Immer häufiger organisieren Benutzer medienwirksame Aktionen, leihen in spektakulären Aktionen sämtliche verfügbaren Bücher ihrer Bibliothek aus und organisieren Protestmärsche.
Es wird jedoch nicht mehr nur protestiert. Demnächst werden sich möglicherweise auch die Gerichte mit den ausufernden Schließungsplänen auseinandersetzen müssen. Verärgerte Bürger in den Grafschaften Gloucestershire und Somerset haben den Anfang gemacht und wollen die Rechtmäßigkeit der Schließungen prüfen lassen. Derweil wird Jeremy Hunt, Staatssekretär im Kultusministerium, von Bürgerinitiativen, die in den letzten Wochen wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, mit Post bombardiert.
Nicht ganz überraschend sind die ersten Kommunen angesichts des massiven Bürgerprotests eingeknickt. Geplante Schließungen wurden u.a. in Edinburgh (Schulbüchereien), Hounslow und auf der Isle of Wight vorerst ausgesetzt. Jetzt wollen sich die Stadtväter mit Bibliothekaren und Nutzern an einen Tisch setzen, um tragfähige Konzepte für die Bibliotheken zu erarbeiten.
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