Mit T-Shirts machen die Portalbetreiber im Prozess auf ihre Belange aufmerksam. |
Seit Jahren kämpfen die Musik-, Film- und Bücherbranchen gegen illegale Download-Portale. Und ein bisschen ähnelt dies dem Katz- und Mausspiel, denn kaum ist die eine Plattform geschlossen, eröffnet die nächste, weshalb die juristischen Scharmützel inzwischen meist im blinden Fleck der Medien ausgetragen werden. Der heute in Stockholm beginnende Prozess gegen die vier Macher der Filesharing-Seite „The Pirate Bay“ ist eine Ausnahme. Laut der Londoner „Times“ ist der umfangreichste Urheberrechtsprozess der schwedischen Rechtsgeschichte, der vom schwedischen Fernsehen live und in voller Länge übertragen wird, „der Internet-Piraterie-Prozess des Jahrzehnts“.
Hintergrund:
- „The Pirate Bay“ ist eine Art Suchmaschine für „Torrents“. Das sind Links zu Dateien mit (meist urheberrechtlich geschützten) Inhalten auf den Rechnern von Millionen Nutzern.
- Entsprechende Programme ermöglichen es dem Nutzer, seinen Rechner mit denen der anderen Nutzer zu vernetzen, um gemeinsam große Datenmengen herunterzuladen – die Dateien werden dabei direkt zwischen Nutzer und Nutzer verteilt, weshalb die Verfolgung schwieriger ist.
- Bei thepiratebay, der größten schwedischen Webseite, sind derzeit 1,7 Mio Torrents im Angebot; 25 Mio regelmäßige Nutzer hat das Portal.
- Auch deutschsprachige Hörbücher sind herunterladbar, darunter Helmut Schmidts „Außer Dienst: Eine Bilanz“ (Random House Audio) oder Stefan Aust: „Der Baader-Meinhof-Komplex“ (HoCa) (hier eine Liste deutscher Hörbücher, nur ein Auszug).
- Die meisten Piraten-Portale streichen nach den ersten Abmahnschreiben die Segel, doch die Macher der 2003 gestarteten Seite verteidigen ihr Portal – ihr Piratkopieren sei eine „positive Kraft“.
- Während die Portalbetreiber mögliche Geldbußen oder Schadensersatzforderungen (11 Mio Euro) mit dem Verweis auf ihre knappen Finanzen ablehnen, behauptet die Staatsanwaltschaft, dass Pirate Bay Millioneneinnahmen aus Werbung hat (ca. 4 Mio Dollar pro Jahr).
- Sogar die US-Regierung hat sich zwischenzeitlich eingeschaltet und Stockholm mit Sanktionen durch die Welthandelsorganisation gedroht, sollte man Pirate Bay nicht das Handwerk legen; im Mai 2006 wurden bei einer Razzia Server beschlagnahmt – 3 Tage später war der Dienst wieder online, über Server in den Niederlanden.
Weitere Artikel zum Prozess:
newteevee.com, timesonline.co.uk,
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