Nachdem zuletzt Aktivisten von Anonymous im Streit ums Urheberrecht im Internet Jagd auf Autoren gemacht hatten, sorgt jetzt ein Fall für Aufsehen, in dem Autoren eine Webseite attackiert haben. Der Online-Verleih-Service für E-Books LendInk ist seitdem offline. Doch der Angriff trifft offenbar den Falschen.
Denn wie das Blog Techdirt berichtet, ist LendInk ein legales Angebot für Kindle– und Nook-Nutzer, die sich gegenseitig E-Books verleihen können. Amazon führte diesen Service schon im Januar 2011 ein. LendInk ist eine Art Community von Kindle- und Nook-Nutzern.
Die Autoren haben laut Techdirt offenbar das Prinzip der Seite missverstanden und darin eine Piraterie-Seite erkannt. Massenweise DMCA-Notices sorgten am Ende dafür, dass LendInk (vorerst) vom Netz ging. Hintergrund: Der Digital Millennium Copyright Act sieht ein „Notice And Take Down“-Verfahren vor, nach dem Hoster bei Urheberrechtsverletzungen ungeschoren davon kommen, falls sie auf entsprechende Hinweise die beanstandeten Inhalte vom Netz nehmen. In der Praxis reichen bei US-Anbietern oft der Verweis auf den DMCA und die angebliche Urheberrechtsverletzung aus, um die Inhalte entfernen zu lassen.
In die wütende Diskussion hat sich laut Techdirt auch ein Verleger eingeschaltet, der den Autoren den Ansatz der Seite erklärt habe:
„Here’s how it works: if you buy an ebook on your Kindle or Nook, you have the ability to lend it out to anyone else with a Kindle or Nook (Kindles lend to Kindles, Nooks to Nooks, etc.). This website connects ebook owners with others who want to borrow ebooks. So, instead of just borrowing from a friend, you can borrow even though you don’t know the person. All they do is match lenders and borrowers together. (They’re like a dating service.) The actual lending happens through Amazon, Barnes and Noble, or wherever the ebook was originally purchased, and that’s completely legit.“
Mich schockiert, wie leicht man dem Kunden seine normalsten Rechte entzieht.
Es ist das normalste der Welt, seine gekaufte Ware gebraucht zu verleihen, zu verkaufen usw.
Warum soll das bei DRM versehenen Downloads anders sein? Ohne DRM kann man die Weitergabe natürlich nicht kontrollieren, aber bei DRM Dateien sollte das kein Problem sein. Also entweder Weiterverkauf oder DRM-Freiheit.
Ich hoffe die betreffenden Autoren bekommen genau so wie die Anonymous-Spielkinder Ärger.
LendInk zeigt(e) zwar alle lieferbaren Titel von allen Verlagen an, konnte aber nur Titel zum Verleih vermitteln, die aus dem KDP-Programm (Kindle Direct Publishing) stammen.
Es sind also Self-Publishing-Autoren betroffen, die im KDP-Vertrag die Variante zu 70% Honorarausschüttung gewählt hatten. Mit diesem Vertrag haben die Autoren automatisch einem Verleih zugestimmt.
Aber warum sollten Verlage ihre E-Books zu diesem E-Book-Tausch freigeben? Und aus Autorensicht ist das eine Verletzung der Vertragspflicht des Verlages, der die Werke nicht verschenken soll sondern für den Autor vermarkten. Oder gibt es einen zauberhaften Trick, wie LendInk die Umsätze von Verlagen bzw. die Honorare von Autoren steigert?
Das ist aber eine andere Frage (warum Verlage dies in ihren Verträgen mit Amazon und B&N erlauben) – die freilich umstritten ist n den USA. Dieses Portal scheint aber unter den gegebenen Voraussetzungen legal zu agieren. Die Proteste müssten sich gegen den Verlag richten.
Wenn man ein Produkt kauft dann darf man das auch an einen anderen weiterverkaufen. Da haben die Verlage oder Künstler überhaupt nicht zu jammern weil dann keine neuen Bücher gekauft werden. Das ist vollkommen legitim.
Selbst Microsoft hat einige gerichtliche Niederlagen hinnehmen müssen weil es behauptete man dürfte keine vorinstallierten Windowsversionen verkauften. Darf man natürlich, da man das Eigentum daran erwoben hat und es dann auch verkaufen darf.