Amazon lässt die Muskeln spielen. Der Online-Buchhändler hat angekündigt, seine Rabattaktion im grenzüberschreitenden Handel mit Österreich bis Mitte November zu verlängern. Zwei Wochen länger als ursprünglich angekündigt werden die Amazonen also mit 10% Rabatt nach Österreich liefern, obwohl Verbände und Verlage gegen diese legale Umgehung der Preisbindung protestiert haben. Oder gerade deswegen?
Über die Gründe des wortkargen Internetriesen für diese halbherzige Verlängerung kann man nur spekulieren. Dem Vernehmen nach sollen die Strategen des Unternehmens die branchenpolitischen Auswirkungen der Rabattaktion im Vorfeld völlig unterschätzt haben. Im Grunde kann der Online-Buchhändler selbst kein Interesse daran haben, die Preisbindung in Österreich wirklich zu Fall zu bringen, die schließlich auch ihm auskömmliche Margen garantiert. Nachdem wichtige Handelspartner wie Holtzbrinck und Random House öffentlich in ungewöhnlich deutlicher Form gegen die Rabattaktion protestiert haben, wäre es also naheliegend gewesen, sie einfach Ende Oktober auslaufen zu lassen.
Ist die Verlängerung eine reine Trotzreaktion? Oder bastelt Amazon bereits an einer Drohkulisse für künftige Auseinandersetzungen um die Preisbindung fürs E-Book? Auf jeden Fall scheinen bei Amazon weniger die Proteste Eindruck hinterlassen zu haben als mehr der Umstand, dass sie keine wirtschaftlichen Konsequenzen gezeitigt haben. Wenn die Rabattaktion Mitte November endet, wird vor allem die Angst der österreichischen Buchhändler vor Nachahmern zurückbleiben. Und das Unbehagen darüber, wie ungeniert Amazon dem Rest der Branche bedeuten konnte: „Uns kann keiner was!“
aus: express 45/2008
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