Internationale Comic-Salon Erlangen feiert Ralf König
Ralf König zieht in die Hall of Fame
Fixpunkt im Kalender der Comic-Szene: Der in zweijährigem Rhythmus veranstaltete Internationale Comic-Salon Erlangen feiert vom 19. bis 22. Juni das 30-jährige Bestehen. Was 1984 im eher überschaubaren Rahmen begann, hat sich inzwischen zu einer imposanten Leistungsschau der deutschen, aber auch internationalen Comic-Branche entwickelt. In Europa wird der Comic-Salon lediglich vom französischen Festival in Angoulême an Bedeutung übertroffen.
Der Höhepunkt des Comic-Salons ist die Verleihung der Max-und-Moritz-Preise. Sie gelten als die bedeutendsten Comic-Auszeichnungen im deutschsprachigen Raum. Acht von neun Preisträgern werden am 20. Juni im Rahmen der Max-und-Moritz-Gala bekannt gegeben. Ein Preisträger, der für sein herausragendes Lebenswerk geehrt wird, steht aber bereits fest: Ralf König (Foto: Internationaler Comic-Salon Erlangen).
Damit erhält erstmals ein deutscher Künstler zu dieser Hall of Fame des Comics Zugang. Bislang wurden nur internationale Größen wie Will Eisner, André Franquin, Mœbius oder Albert Uderzo gewürdigt. Die Jury hat mit Ralf König einen Preisträger gekürt, der auch im Ausland viel beachtet wird und der zudem als „wichtigster Chronist“ oder „bedeutendster Sympathieträger“ der Schwulenbewegung bezeichnet wird.
Seinen Durchbruch erzielte der 1960 im westfälischen Soest geborene, inzwischen aber schon lange in Köln wohnhafte Zeichner gleich mit seinem ersten in einem großen Publikumsverlag veröffentlichten Band „Der bewegte Mann“. In diesem 1987 erschienenen und später mit viel Erfolg verfilmten Buch setzte er konsequent auf ein langes Erzählformat, was ihn auch zu einem wichtigen Pionier der mittlerweile breitflächig erfolgreichen Graphic Novel macht, die im Buchhandel Akzente setzt.
Kurz bevor im Jahr 2006 die Mohammed-Karikaturen für viel Aufregung sorgten, hatte König bereits in „Dschinn Dschinn“ islamistische Auswüchse aufs Korn genommen. Und mit acht Cartoons gegen religiösen Fanatismus und Denkverbote, die Zeitungen aus ganz Europa abdruckten, bezog er eindeutig Stellung gegenüber Repression und Diskriminierung. Dafür wurde er 2006 in Erlangen mit dem Spezialpreis der Max-und-Moritz-Jury geehrt.
Dass er seine Religionskritik aber nicht nur auf den Islam beschränkt, zeigten in der Folge die drei Comic-Bände „Prototyp“, „Archetyp“ und „Antityp“, in denen er sich mit den biblischen Figuren Adam, Noah und Paulus auseinandersetzte.
Mit diesen Bänden konnte Ralf König ins Hardcover-Programm von Rowohlt aufsteigen, nachdem seine vorherigen Bände „nur“ als Paperback erschienen. Zuletzt erschien von ihm zur Leipziger Buchmesse „Raumstation Sehnsucht“. Dort gibt es das von den Fans heiß ersehnte Wiedersehen mit Königs beiden Alter Egos Konrad und Paul.
Vielfältige Nominierte
Mit großer Spannung wird immer die Liste der nominierten Titel erwartet, die die Basis für die Vergabe der weiteren Max-und-Moritz-Preise bilden, allen voran in den Kategorien für die beste deutschsprachige und die beste internationale Comic-Publikation sowie für den besten deutschsprachigen Comic-Künstler.
Neben drei vom Publikum nominierten Comics wurde die Liste wieder von einer Jury zusammengestellt, der dieses Jahr die Journalisten Christian Gasser („NZZ“) und Lars von Törne („Tagesspiegel“), der Medienwissenschaftler Herbert Heinzelmann, Brigitte Helbling von der Arbeitsstelle für Graphische Literatur, der Publizist Andreas C. Knigge sowie die Künstlerin Isabel Kreitz und Bodo Birk vom Internationaler Comic-Salon Erlangen angehören.
Die Nominierungen sind wieder breit gestreut worden, so kommen die insgesamt 25 Comic-Titel aus 18 verschiedenen Verlagen und von Künstlern aus zwölf Ländern. Auffällig ist in diesem Jahr, dass verstärkt auch Comics berücksichtigt werden, die eher in den Randgebieten der Gattung angesiedelt sind. So findet sich unter den Nominierten mit „Didi & Stulle“ ein Zeitschriften-Comic des Berliner Stadtmagazins „zitty“ auf der Liste wieder und mit „Schisslaweng“ erstmals sogar ein Comic der im Internet anstatt im Gedruckten einen großen Auftritt hatte.
Martin Jurgeit
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