In den aktuellen Frühjahrs-Programmen finden sich zahlreiche Romandebüts deutschsprachiger Autoren. buchreport stellt 14 dieser Newcomer in Steckbriefen vor. Heute: Rebekka Kricheldorf.
Mein Roman in drei Sätzen
Wir begleiten Larissa, 21, ein Jahr lang durch ihr Leben, das vor allem aus Trinken und Träumen, Flanieren und Begehren besteht. Dieses Jahr umfasst auch exemplarisch die gesamten 90er mit ihrer Aufbruchsstimmung, ihrer Brüchigkeit, ihren subkulturellen Verheißungen. Der Roman ist auch ein Porträt der Stadt Berlin zu jener Zeit, eine Hommage an die Freaks und Outlaws, zeigt, wie Kunst, Literatur und Leben untrennbar miteinander verwoben sind und tote Beat-Autoren einem näher sein können als lebende Normalos.
Mein Weg zu Rowohlt Berlin
Ich wurde netterweise von einem Freund empfohlen, dem ich von meiner Roman-Idee erzählt hatte, und kam so in den Genuss der sehr luxuriösen Situation, mir einen Verlag nicht erst suchen zu müssen.
Das Verdienst meines Lektors
Mein Lektor Wilhelm Trapp war mir in sämtlichen Stadien des Romans, von der ersten Idee bis zum fertigen Skript, eine große Hilfe, gerade auch, da mein erster Prosaversuch von vielen Fragen begleitet wurde. Er hat mich wie ein Coach motiviert und mit seinem genauen Blick vor so einigen Fallen bewahrt.
Mein Eindruck von Literaturbetrieb und Buchbranche
Ich kenne ja durch meine langjährige Arbeit als Dramatikerin den Theaterbetrieb recht gut, der Literaturbetrieb ist für mich noch verhältnismäßig neu. Mir kommt er, im Vergleich mit der Theaterwelt, viel entspannter, nachhaltiger und weniger hysterisch vor. Aber das kann natürlich auch reine Projektion sein!
Meine Lieblingsbuchhandlung
War bis vor Kurzem die Buchhandlung „Zum Wetzstein“ in Freiburg, die fast so alt ist wie ich selbst. Eine kleine, edle Liebhaber-Buchhandlung mit einer wahrhaft bibliophilen Inhaberin. Leider muss sie nun nach 41 Jahren schließen. Ich hoffe sehr, dass wir in 20 Jahren nicht in einer Welt ohne Buchläden leben müssen, weil wir uns komplett veramazonisiert haben.
Debütanten im Frühjahr 2020 – im buchreport.magazin 01/2020
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Mein Lieblingsautor
Man zeige mir denjenigen, der diese Frage mit einem einzigen Namen beantworten kann! Es gibt doch so viele Autorinnen und Autoren, die einen durchs Leben begleiten. Ich nenne exemplarisch einen Autor, der als Neuentdeckung in den letzten Jahren dazukam und aktuell den Platz meines – lebenden! – Lieblingsschriftstellers einnimmt: George Saunders.
So lese ich
Meist im Bett oder im Zug.
Schreiben ist für mich
Existenziell.
Wenn ich nicht gerade schreibe …
… lese ich. Oder trinke Whiskey. Oder mache Taekwondo. Oder spaziere übers Tempelhofer Feld. Oder bin im Kino.
Warum haben Sie dieses Debüt ins Programm genommen?
Zwei Jahre lang war ich mit der großartigen Theaterautorin Rebekka Kricheldorf im Gespräch, bis sie diesen Roman schrieb. Es hat sich mehr als gelohnt. Die wilden, strubbeligen 90er-Jahre in Berlin bekommen ihr –literarisches Porträt – in einer perfekten, scharf geschliffenen Sprache, oft böse und sehr komisch.
Dr. Wilhelm Trapp, Programmleitung Belletristik
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