Geschäftspartner werfen Bertelsmann vor, den Buchclub aktiv heruntergewirtschaftet zu haben – und sehen Parallelen zu Gruner + Jahr
Düsseldorf, 14. Oktober 2014
Der Streit um die Schließung des Bertelsmann-Buchclubs geht in die nächste Runde: Die Klage der Geschäftspartner gegen die Schließung ist Bertelsmann zugestellt worden, bislang zeichnet sich eine Einigung nicht ab. Daher wird das Gericht aller Voraussicht nach einen Termin für die mündliche Verhandlung festsetzen. Als Zeugen benannt haben die Geschäftspartner unter anderem Liz Mohn und Thomas Rabe, Vorstandsvorsitzender von Bertelsmann. Ob diese zur ersten mündlichen Verhandlung geladen werden, ist allerdings noch offen. Rund 250 kleine und mittlere Unternehmen haben als Buchclub-Vertriebspartner einen unkündbaren Vertrag mit Bertelsmann.
Guido Gebhard, Sprecher der Kläger, sagt: „Wir sind zuversichtlich, dass im Prozessverlauf deutlich wird, wie unethisch sich das aktuelle Bertelsmann-Management mit Herrn Rabe an der Spitze uns Geschäftspartnern gegenüber verhalten hat. Bis zuletzt hat Bertelsmann uns im Unklaren darüber gelassen, dass der Club geschlossen wird. Das hat zur Folge gehabt, dass wir noch in das Geschäft investiert haben, als der Beschluss zur Schließung möglicherweise schon gefallen war.“
Jürgen van Kann von der internationalen Kanzlei Fried Frank, die die Kläger im Rechtsstreit vertritt, sagt: „Bertelsmann hat hier seine Informationspflichten verletzt und vermutlich Informationen gegenüber seinen Geschäftspartnern bewusst zurückgehalten. Die Kündigung verstößt eindeutig gegen die vertraglichen Vereinbarungen und kann keinen Bestand haben.“
Die Geschäftspartner sehen Parallelen zu der aktuellen Entwicklung bei Gruner + Jahr. Sie weisen darauf hin, dass auch beim Buchclub die Gewinne jahrelang durch Bertelsmann abgezogen wurden – ähnlich wie es bei Gruner + Jahr gewesen zu sein scheint. Dem Bertelsmann-Management werfen die Kläger vor, das Buchclub-Geschäft in den vergangenen Jahren aktiv heruntergefahren zu haben. „Bertelsmann erweckt den Eindruck, dass der Club nur noch ein Verlustgeschäft gewesen sei. Dabei wissen wir, dass der Konzern mit dem Clubgeschäft bis vor wenigen Jahren noch Geld verdient hat“, sagt Guido Gebhard, Sprecher der Kläger. „Das Bertelsmann-Management hat hier in den letzten Jahren versagt: Anstatt die Profitabilität des Clubs und die gute Kundenbindung zu nutzen, wurde die Neukundenwerbung heruntergefahren, zu wenig investiert und Filialen geschlossen. Vielleicht steckte hinter der Vielzahl von falschen Entscheidungen auch gar keine Strategie. Aber vielleicht wollte das Management auch den Wert des Clubs zum Zeitpunkt der Schließung verringern und damit mögliche Ausgleichzahlungen an die Geschäftspartner so gering wie möglich halten.“ Die Kläger stützen sich dabei auf Aussagen des Managements, aus denen hervorgeht, dass der Club zu einem Zeitpunkt noch Geld verdiente, als Investitionen in das Buchclub-Geschäft bereits massiv zurückgefahren wurden.
Der Hintergrund:
Am 17. Juni 2014 hatte Bertelsmann bekannt gegeben, den Buchclub mit etwa einer Millionen Kunden aufzulösen und alle Filialen zu schließen. 250.000 Buchclub-Mitglieder sind Kunden unterschiedlicher Buchhändler und Medienvertriebsunternehmer aus ganz Deutschland und wurden Bertelsmann lediglich zur Belieferung mit Verlagserzeugnissen überlassen. Die Verträge, die diese Überlassung regeln, sind unkündbar. Diese „zweistufige“ Konstruktion gibt es seit der Gründung des Clubs. Stellvertretend für alle Vertriebspartner haben drei Unternehmen am 25. August gegen die Schließung Klage eingereicht.
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Der Prüfungsausschuss vertritt gemäß vertraglicher Vereinbarung seit über zwanzig Jahren die aktuell 244 Bertelsmann-Club-Geschäftspartner gegenüber der Bertelsmann-Gruppe.
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